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Immortalis

Immortalis

Titel: Immortalis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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konnten bald gehen. Er wollte nicht länger als nötig dableiben, er hatte andere Dinge zu tun. Den Polizisten einen kurzen Bericht zu geben, war eine Höflichkeit, mit der er sie bei Laune hielt, aber die Uhr tickte. Faruk würde Rames in weniger als drei Stunden anrufen, und nachdem Rames dem Feind in die Hand gefallen war, musste Corben schnell handeln.
    Er holte seinen Aktenkoffer aus dem Wagen und warf ohne große Hoffnung auch einen Blick in den hinteren Teil des Cherokee – vielleicht war Rames in dem Chaos das Handy aus der Tasche gefallen. Aber es war nicht da. Corben ging in die Knie und spähte auch unter den Wagen, aber auch dort lag nichts. Er vergewisserte sich, dass das Waffenfach im Kofferraum fest verschlossen war, und gab den Polizisten einen kurzen Bericht. Er bat sie, den Schauplatz so schnell wie möglich zu räumen und der Presse vorläufig nichts bekannt zu geben. Als sie ihm anboten, ihn mitzunehmen, lehnte er ab und winkte stattdessen ein vorbeifahrendes Taxi heran, das Mia und ihn zur Botschaft nach Awkar bringen sollte.
     
    Mia schaute durch die Heckscheibe des Taxis zurück zum Schauplatz der Schießerei, während sie in Richtung Ost-Beirut davonfuhren.
    Sie war immer noch benommen von dem Sturm, der Minuten zuvor um sie herum losgebrochen war, und ein Strudel von hektischen, grellen Bildern wirbelte in ihrem Kopf herum. Erschöpft ließ sie sich in die Polster des bequemen Wagens zurücksinken. Der Fahrer hatte das Radio eingeschaltet, und bald betäubte muntere arabische Musik ihre Sinne, während Corben mit jemandem in der Botschaft telefonierte. Während sie an dichtgedrängten, leicht schäbigen Apartmenthäusern vorüberglitten, fragte sie sich, wohin die Killer Rames wohl bringen würden. Sie sah ihn in irgendeiner schmutzigen, fensterlosen Zelle vor sich – vielleicht dort, wo auch Evelyn gefangen gehalten wurde. Sogleich musste sie an Faruks bevorstehenden Anruf denken. Sorgenvoll malte sie sich aus, was daraus entstehen würde.
    Corben hatte sein Telefonat beendet. Da der Fahrer fast kein Englisch zu sprechen schien, ging Mia davon aus, dass sie gefahrlos reden konnte. Sie sah Corben an.
    «Wir müssen eine Möglichkeit finden, Faruk zu warnen», sagte sie drängend. «Wenn er Rames anruft, geht er ihnen in die Falle.»
    «Vorausgesetzt, sie wissen, dass er anrufen soll.»
    Sie hatte nicht zu Ende gedacht, fand ihren Standpunkt aber trotzdem einleuchtend. «Warum hätten sie Rames sonst entführen sollen? Das Timing ist ein bisschen zu perfekt für einen reinen Zufall, finden Sie nicht? Ich meine, Rames ruft an und sagt, er hat Kontakt mit Faruk, und – peng – tauchen diese Männer auf und schnappen ihn?» Ihre Worte ließen das Unbehagen in ihr wachsen. Sie senkte die Stimme; die Anwesenheit des Fahrers war ihr plötzlich sehr bewusst. «Gestern Abend haben Sie gesagt, Sie wollen der Polizei noch nichts von Rames erzählen. Glauben Sie, die Kidnapper haben einen Maulwurf auf dem Revier?»
    Corben warf einen Blick zum Fahrer hinüber. Doch der schien sich für das, was sie sagten, nicht zu interessieren.
    «Es würde mich wundern, wenn sie keinen hätten», sagte Corben leise, aber gelassen.
    «Und das heißt, sie wissen, dass Faruk anrufen wird.» Jetzt flüsterte sie verschwörerisch. «Sie müssen etwas unternehmen, um ihn zu warnen. Wie wär’s, wenn wir die Medien informieren? Die wichtigsten Lokalsender könnten melden, dass Rames entführt worden ist, und Faruk vielleicht warnen, damit er aus seinem Versteck kommt und die Polizei anruft oder – nein.» Rasch korrigierte sie sich. «Er muss Sie anrufen. In der Botschaft.»
    «Wenn er erfährt, dass Rames entführt worden ist», entgegnete Corben, «wird er verschwinden. Er wird große Angst haben und niemandem mehr vertrauen. Faruk wird dann nur noch an eines denken: daran, sein eigenes Leben zu retten. Und schon haben wir die einzige Verbindung zu Ihrer Mom verloren.»
    «Aber er wird den Killern in die Falle gehen.»
    Corbens Blick verriet, dass er an diese Möglichkeit schon gedacht hatte. «Vielleicht können wir uns das zunutze machen.»
    Sie war verblüfft. «Wie meinen Sie das?»
    Corben zögerte. «Ich meine, vielleicht haben wir eine Chance, Faruk zu finden und gleichzeitig diese Kerle aus ihrem Versteck zu treiben.» Wieder warf er einen Blick nach vorn zum Fahrer. «Lassen Sie uns jetzt nicht weiter darüber sprechen.»
    Sie verstand den Wink. Zwar hielt sie den Fahrer für ungefährlich, doch sie lehnte

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