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Immortalis

Immortalis

Titel: Immortalis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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sich fügsam zurück und schaute aus dem Fenster. Ihr war nicht wohl dabei, Faruk als Köder zu benutzen.
    Das Taxi fuhr die Küstenstraße entlang, vorbei an dem neuen Yachthafen, wo blitzende Dreißig-Meter-Yachten sich widerwillig mit klapprigen hölzernen Fischerbooten mischten, und weiter auf die Schnellstraße nach Ost-Beirut.
    Mia schaute zu den Obst- und Gemüseständen am Straßenrand hinaus, doch eine Frage, die sie nicht in Worte kleiden konnte, ließ ihr keine Ruhe, ein vages Gefühl, das immer wiederkehrte. Etwas, das neben dem wichtigsten Problem – Evelyns Rettung – im Zentrum des ganzen Geschehens stand.
    Wieder sah sie Corben an. «Was will er? Was zum Teufel will er mit einem verschimmelten alten Buch?»
    «Ich weiß es nicht», war Corbens schlichte Antwort.
    «Aber Sie müssen doch Nachforschungen angestellt haben. Sie müssen doch eine Idee haben, worum es geht und was er sucht. Oder nicht?»
    Corben warf wieder einen Blick zum Fahrer und sah dann Mia an. «Wie ich schon sagte, es ist nicht unbedingt relevant.»
    «Nicht relevant?»
    «Sie gehen davon aus, dass er wie Sie logisch und analytisch vorgeht. Sie unterstellen Ihre Denkweise einem Wahnsinnigen», erklärte er. «Aber so funktioniert das nicht. Wir haben es mit ein paar kranken Leuten zu tun, mit Leuten, die nachweislich verrückt sind. Saddam, seine Söhne, seine Vettern … diese Typen lebten in einer Phantasiewelt. Menschenleben hatten keinen Wert für sie. Sie kennen Kinder, denen es Spaß macht, Schmetterlingen die Flügel auszureißen und Feuerwerkskörper in Frösche zu stopfen? So sind diese Leute – nur dass es ihnen mit Menschen sehr viel mehr Vergnügen macht als mit Fröschen.»
    «Okay, vermutlich haben Sie recht, aber das erklärt immer noch nicht sein Interesse an diesen Antiquitäten.»
    «Da kann es um alles Mögliche gehen», sagte er. «Denken Sie an Mengeles Experimente. An Hitlers Okkultismus-Besessenheit. Vielleicht gibt es einen historischen Kult, mit dem er sich verbunden fühlt. Das Schlüsselwort ist ‹wahnsinnig›. Wenn Sie das bedenken, ist alles denkbar. Vor ein paar Jahren, zu Zeiten der Apartheid, gab es in Südafrika einen Wissenschaftler, der an einem Programm für biologische Waffen arbeitete. Und wissen Sie, was sein Lieblingsprojekt war? Eine ethnospezifische Biowaffe. Er wollte ein Virus entwickeln, das nur Schwarze tötete. Das war, nachdem sie angefangen hatten, Zeug ins Trinkwasser zu geben, das sie unfruchtbar machte. Das Schlimme ist: Es ist machbar. Alles ist machbar, wenn es darum geht, Menschen umzubringen. Also sagen Sie es mir: Ist der Kerl hinter einem antiken Rezept her, hinter einem Virus, irgendeiner uralten Seuche oder einer Giftsubstanz, die von großem Reiz für ihn ist? Oder ist er nur ein geisteskranker Wirrkopf, dessen Besessenheit ihn irgendwann zu Fall bringen wird? Ich glaube an die zweite Möglichkeit.»
    Mia dachte darüber nach. Vielleicht war es wirklich nicht relevant. Es ging darum, Evelyn freizubekommen – den Hakim zur Strecke zu bringen, wäre ein Bonus. Und trotzdem beschäftigte es sie. «Irak, Persien – der ganze Raum dort hat eine lange Tradition und Geschichte, medizinisch gesehen», stellte sie fest. «Aber das ist tausend Jahre her.» Ihr Gehirn funktionierte jetzt wieder besser, und das Nachdenken über Geschichte und Medizin brachte sie zurück auf ein vertrauteres Territorium und zu einer theoretischen Denkweise, die sich wohltuend gegen die harte Realität abhob, mit der sie so unversehens konfrontiert worden war. Außerdem fand sie die Vorstellung tröstlich, dass sie sich auf diese Weise vielleicht nützlich machen könnte.
    «Wissen Sie, wie alt das Buch ist?», fragte sie.
    «Nein.»
    Gedankenverloren runzelte sie die Stirn. Eine Idee nahm Gestalt an. «Ich arbeite bei meinem Projekt hier draußen mit einem Historiker zusammen. Der Mann – er heißt Mike Boustany – ist eine wandelnde Enzyklopädie, was diese Region betrifft. Wenn ich ihm die Fotos zeige, kann er uns vielleicht ungefähr sagen, wie alt die Bücher sind.»
    Corben verzog das Gesicht. «Ich glaube nicht, dass wir sie jetzt herumzeigen sollten. Nicht, solange das Spiel noch im Gange ist.»
    «Ich bin sicher, er ist diskret, wenn wir ihn darum bitten.» Mia sah, dass Corben nicht überzeugt war. «Wir müssen doch jeden Aspekt untersuchen, oder? Evelyn würde es wollen.»
    Corben hielt ihrem Blick einen Moment lang stand. «Na schön, warum nicht», gab er schließlich nach.

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