Immortals after Dark 08 - Flammen der Begierde
Ebene erst einmal verlassen hatte, nie wieder zurückkehren konnte.
Lucia war sechzehn und verliebt. Nichts, weder die Warnungen ihrer göttlichen Eltern noch Regins Flehen, konnte sie von ihrem Vorhaben abbringen. Sie hatte Crom ohne Bedenken geheiratet, trotz seiner seltsamen Sitten: Sie durften sich erst dann berühren, wenn sie verheiratet waren, und die Hochzeit musste in einem bizarren Steintempel inmitten lauter Fremder in langen Umhängen stattfinden.
Nachdem sie vor dem Altar für immer vereint worden waren, hatte sie sich ihrem Geliebten zugewandt, doch er war verschwunden. An seiner Stelle befand sich einer der Fremden mit einer erhobenen Keule. Er hatte zugeschlagen, und sie hatte das Bewusstsein verloren.
Zu spät hatte Lucia erfahren, dass Crom Cruach niemals auch nur in der Nähe des Portals gewesen war. Stattdessen hatte er in einer stinkenden Höhle in der Erde festgesessen und ihr das Bild des blonden jungen Mannes vorgegaukelt. Denn so lange sie schon den Himmel beobachtete, so lange hatte Cruach sie beobachtet. Er brauchte eine Braut, die von Göttern abstammte, um Erben zeugen zu können, und wie so viele Gottheiten war er in der Lage, den Frauen, die er verführen wollte, Illusionen vorzugaukeln.
Als Lucia in seinem Gefängnis erwacht war, hatte der blonde Mann sich über sie gebeugt. Erst dann hatte Cruach ihr sein wahres Ich enthüllt. Sein schönes Gesicht war verschwunden und hatte den Blutigen Verdammten enthüllt.
Cruach, ein Ungeheuer mit gespaltenen Hufen, trug eine bizarre Rüstung, die aus diversen Metallüberresten der stolzen Schilde und Panzer seiner abgeschlachteten Opfer zusammengeschustert war. Von seinem gewaltigen Kopf hingen dünne Strähnen weißer Haare um Hörner, die von seinem Schädel abstanden wie riesige gespreizte Finger. Sein Gesicht war grauenhaft, seine Augen gelb, mit einer roten, schlitzförmigen Pupille, und aus ihnen lief unaufhörlich Eiter.
Sein Körper war missgestaltet, nachdem seine Knochen gebrochen und in seltsamen Winkeln wieder zusammengewachsen waren. Doch selbst mit dieser gebeugten Gestalt war er noch weit über zwei Meter groß. Aus seiner schuppigen, schlangenartigen Haut, die zum Teil verfault und abgefallen war, sodass die schiefen Knochen darunter zu sehen waren, sickerte Blut. Aus seinem weit offen stehenden Maul hatte an einer Seite Sabber getropft, als er auf sie hinuntergelächelt hatte.
Als sie irgendwann nicht mehr schreien konnte, hatte sie die Wahrheit über all seine Lügen erfahren. Er hatte ihr gesagt, er werde sie zur Herrin über sein Schloss machen und sie mit Geschenken überhäufen. Sein »Schloss« war nur ein mit verrottenden Leichen übersäter Tunnel in einer Klippe über dem Meer, voller Maden und üblem Gestank.
Und die Geschenke? Leichen und Körperteile – abgerissene Gliedmaßen und Köpfe mit blinden Augen. Er wollte, dass sie sich … davon ernährte.
Die Bewunderung, die er ihr versprochen hatte? Jeden Tag hatten seine Cromiten ihren Körper mit widerlichen Ritualen vorbereitet, ihre Haut mit Blut bemalt und sie von Kopf bis Fuß mit düsteren Symbolen der schwarzen Künste gezeichnet.
Vor ihm gab es kein Entkommen. Der Eingang zu seiner Höhle wurde von cromitischen Schwertkämpfern bewacht, und der Tunnel endete mitten in einer Klippe, einhundert Meter über dem Ozean.
Gegen Ende ihrer Gefangenschaft war sie so ausgehungert gewesen, dass man ihr Rückgrat durch die Bauchdecke hindurch ertasten konnte.
»Du hungerst?«, hatte Cruach gefragt und auf die Unmengen öligen Blutes und zerfetzter Gliedmaßen gezeigt. »Wo du von mir Fleisch und Wein erhältst, meine Geliebte?«
Als sie schließlich fiebernd daniederlag, hatte sie gehört, wie jemand vom Grund der Klippe ihren Namen rief, doch sie hatte es für ein Zeichen des Deliriums gehalten.
Aber es war nur zu real. Die junge Regin, die Cruachs Täuschung gespürt und Lucia angefleht hatte, nicht zu gehen, war ihr von Walhalla aus gefolgt. Und nun würde sie nie wieder dorthin zurückkehren können, eine Ausgestoßene für alle Zeit. Lucia hatte geweint, als sie die klagenden Rufe ihrer Schwester vernahm.
»Wie kann ich dich erreichen, Lucia? Ich weiß nicht, wie ich dort hinaufkommen soll!«
Niemals hätte sie zugelassen, dass Regin diesen Ort betrat – erst recht nicht zu Lucias Hochzeitsnacht, die schließlich kurz bevorstand …
Während sie schwache Schreie ausstieß, legten seine Anhänger sie auf seinen Altar und hielten sie fest. Als er sich
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