Immortals After Dark 12 - Lothaire
Hand sinken. »Ich werde dich jetzt für einige Zeit in deiner Suite allein lassen. Du wirst
allein
sein«, betonte er noch einmal, als ob sie ihm widersprochen hätte.
Damit wandte er sich zu einer Seitentür, die zu einem Raum führte, der mit ihrem verbunden war. Sein Zimmer? Na, wie gemütlich.
»Es gibt kein Entkommen, kein Telefon. Betrachte dieses Zimmer als deine neue Zelle.«
Sie folgte ihm. »Warte mal, was soll ich denn jetzt tun?«
»Bei Sonnenaufgang geh zu Bett. Gewöhne deinen Körper daran, während des Tages zu schlafen.«
»Und morgen? Was dann? Du hast gesagt, mir bleibt vielleicht noch ein Monat zu leben. Was erwartest du denn von mir in dieser Zeit?«
»Nimm zu.« Damit knallte er ihr die Tür vor der Nase zu.
Ellie starrte auf die solide Holztür und ballte die Fäuste. »Du Arschloch!« Sie zerrte am Türgriff. Verschlossen.
Sie ließ den Blick durch ihr Zimmer schweifen. Meine neue Zelle? Ganz egal, wie offen und luftig es war, sie saß dennoch in der Falle. Sie hasste es, eingesperrt zu sein!
Eilends schlüpfte sie durch die großen Türen auf den Balkon, wo sie die Nachtluft in tiefen Atemzügen einsog. Zu ihren Füßen lag New York City – helle Lichter und Energie. Wie sehr sehnte sie sich danach, dort unten zu sein! Sie stellte sich all die Orte vor, die sie erforschen könnte, all die neuen und interessanten Leute, die sie treffen würde.
Aber dazu würde es niemals kommen. Weil es mystische Barrieren und Göttinnen und arrogante Blutsauger gab.
Sie kehrte in ihr Zimmer zurück, packte den Hocker vor ihrem Toilettentisch und schleuderte ihn gegen die Barriere. Er prallte ab und flog auf direktem Weg zurück und auf sie zu. Sie lachte hysterisch, bis er gegen ihr Schienbein stieß. Das würde einen ordentlichen Bluterguss geben.
Haha, Saroya. Schwarzblau steht dir bestimmt gut.
Gerade als sie ihr Gesicht gegen den Türknauf rammen wollte, fiel ihr wieder ein, dass sie sich ja keinen Schaden zufügen durfte, wenn sie nicht das Leben ihrer Familie riskieren wollte.
Also marschierte sie ins Bad. Als sie sich dort mit dem ganzen Make-up und dem nuttigen Kleid im Spiegel sah, kam es ihr vor, als ob sie Saroya ansehen würde. Zum ersten Mal konnte Ellie sich vorstellen, wie die Göttin gerne aussehen wollte.
Sie drehte das heiße Wasser an, um sich das Gesicht zu waschen. »Ich hasse dich mehr als die Hölle, Saroya.«
Ein Psychologe hätte mit ihr bestimmt einen Heidenspaß gehabt. Da stand sie und hasste ihr Spiegelbild. Tägliche Affirmationen verwandelten sich doch in tägliche Anschuldigungen, nicht wahr?
Verdammt noch mal, ich sollte eigentlich längst tot sein!
Aber dieses Miststück hatte ihr wieder mal einen fetten Strich durch die Rechnung gemacht. »Diese Schlacht magst du ja gewonnen haben, Saroya, aber ich werde den Krieg gewinnen! Ich werde dich vernichten, irgendwie.« Noch während sie diese kühnen Worte aussprach, kämpfte Ellie mit dem Selbstmitleid angesichts ihrer misslichen Lage.
Ein Teil von ihr wünschte sich eine weitere Chance, eine Möglichkeit, zu leben. Warum musste ausgerechnet sie dieses Opfer bringen? Warum war ihr diese Aufgabe zugefallen? Aber im Grunde hatte sie sich schon längst an ihr Schicksal gewöhnt.
Sie ließ Wasser in ihre zusammengelegten Hände fließen. »Dein spektakulärer Abgang zieht heran wie ein mächtiges Gewitter. Es gibt kein Entkommen.« Sie schrubbte sich das Gesicht fester als je zuvor, um Saroyas Kriegsbemalung loszuwerden.
Ein weiterer Blick in den Spiegel. Ich bin wieder da, dachte sie, obwohl die Göttin irgendwo in ihr lauerte und sie auffraß wie ein Tumor.
Nachdem sie sich die gerötete Haut abgetrocknet hatte, kehrte Ellie in den Schrank zurück. Sie betrachtete die Auswahl noch einmal gründlich und zog sich schließlich eine Jeans und eine einfache dunkelblaue Bluse an. Um sich mehr wie Ellie zu fühlen, lief sie barfuß.
Sie konnte einfach nicht anders, sie musste sich noch einmal schnell diesen Schmuck ansehen. Sie dachte daran, wie Lothaire ihn ihr gezeigt hatte. Ohne ein Wort, ohne zu prahlen.
Warum war es ihm wichtig gewesen, dass Ellie ihn sah? Hatte er damit gerechnet, dass sie die Juwelen umhauen würden? Hatte er gedacht, sie würde durchdrehen wie Saroya?
Dann runzelte sie die Stirn. Lothaire hatte nie irgendetwas gesagt, das den Schluss zuließ, dass Saroya und er einander gern hätten, geschweige denn, dass sie einander liebten. Er hatte nur von Schicksal und
Erweckung
geredet.
Immer wieder
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