Immortals After Dark 12 - Lothaire
dann, ein Jahr später … »Gerade als ich mir schwor, dich für alle Zeit zu verschmähen, fand ich dich im Wald an einem improvisierten Altar, von Leichen umgeben.«
Elizabeths Miene wurde starr. »Das war ich nicht, das war Saroya.«
»Ja, Saroya«, hauchte er. Von Kopf bis Fuß mit getrocknetem Blut bedeckt, kühn und tödlich, hatte sie ihn auf der Stelle erweckt.
Jetzt starrte er an Elizabeth vorbei und schwelgte noch einmal in der Erinnerung an jene Nacht …
Zwischen ungeübten Atemzügen herrschte er sie an: »Wer bist du?« Er wusste, dass das Bewusstsein der Sterblichen verschwunden war, spürte Elizabeths Abwesenheit.
Vor ihm stand ein vollkommen anderes Wesen.
»Ich bin Saroya, Vampir.« Sogar ihr Akzent hatte sich verändert. »Deine Göttin, gefangen in einem sterblichen Körper.«
Alle Vampire wussten, dass Saroya von ihrer erhabenen Ebene gestoßen und von ihrer Schwester dazu verflucht worden war, in wahllos ausgesuchten Menschen leben zu müssen, einem nach dem anderen, und durch sie wiederholt ihren eigenen Tod erlebte.
Wenn Lothaire noch irgendeinen Zweifel an ihrer Identität gehabt hätte, hatte sie ihn in dem Moment beseitigt, als sie zu ihm in Russisch – mit königlichem Akzent – gesprochen hatte. Niemals könnte ein ignoranter achtzehnjähriger Bauerntrampel seine Muttersprache kennen.
Außerdem hatte Lothaire eine Göttin
verdient
. Er wusste, dass das Schicksal ihn niemals mit dieser niederen Elizabeth Peirce gepaart hätte.
Seit Jahrtausenden trachtete er danach, über die Vampirhorde zu regieren. Wie konnten sie seinen Anspruch noch verleugnen, wenn Saroya, die Beschützerin der Vampire, seine Königin war?
»Habe ich dich erweckt?«, fragte sie mit ebenso seidiger wie bedrohlicher Stimme.
»Ja. Ich bin Lothaire, dein Mann …«
»Ich habe keinen Mann und akzeptiere keinen Herrn«, fuhr sie ihn an. »Ich bin eine Göttin!«
»Das ist bedauerlich«, erwiderte er unbeeindruckt. Er ignorierte seinen erwachten Herzschlag und die unerträgliche Steifheit seines Schafts, leugnete den nahezu überwältigenden Drang, sie zu der Seinen zu machen und seine Fänge tief in ihr Fleisch zu versenken. »Denn wärst du mein, hätte ich einen Weg gefunden, um die Seele dieses Menschen auszulöschen und deinen Körper unsterblich zu machen.«
»Lothaire?« Sie sah ihn aus schmalen Augen an. »Du bist einer der Uralten, besitzt große Macht und entstammst zwei königlichen Blutlinien. Sogar ich habe schon von dir gehört.«
»Schon bald werden diese beiden Königreiche mir gehören, und meine unsterbliche Königin wird an meiner Seite sein.«
Sie trat näher an ihn heran. »Du könntest mich in diesem Körper unsterblich machen?«
»Mit etwas Zeit würde ich einen Weg finden. Nichts könnte mich aufhalten.«
»Doch du wünschst dir, dich jetzt mit mir zu vereinen? Die Erweckung zu vollenden?«
Jeder Vampir musste seinen ersten Erguss erleben, während er den Körper seiner Braut berührte. Die meisten Vampire hatten einfach Sex mit ihren Frauen, aber Lothaire wusste, dass das keine Option war. Er translozierte sich zu ihr und umfasste ihren Nacken mit zitternder Hand.
»Das Einzige, was noch größer ist als mein Verlangen, ist meine Stärke. Deine sterbliche Gestalt ist zu zerbrechlich, als dass wir uns vereinen könnten. Aber ich muss dies zu Ende führen.«
»Dann werde ich diesen Körper niemand anderem überlassen, bis du Elizabeths Seele vernichtest und mich mit diesem Körper vereinst. Jetzt magst du deine Erweckung zu Ende bringen, auf welche Art und Weise auch immer …«
»Lothaire?«, unterbrach Elizabeth seine Gedanken.
Durch die Erinnerung an dieses Intermezzo mit Saroya erwachte sein Hass auf das Mädchen erneut. In jener Nacht hatten er und die Göttin bis zur Morgendämmerung geredet, hatten über ihre Ziele diskutiert. Wieder und wieder hatte er festgestellt, wie gut sie zu ihm passte.
Saroya war ihm in jeder Hinsicht ebenbürtig –
eine Königin, vor der sich sogar Iwana verneigt hätte.
Blyad’!
Wie konnte seine Braut nur erwarten, dass er Elizabeth benutzte? Vielleicht sah Saroya die Gegensätzlichkeit der beiden Frauen nicht, aber für Lothaire war sie nur zu offensichtlich.
Es wäre, als ob er sich eine völlig andere Frau nähme.
Wenn Saroya erst einmal die Umstände besser verstand, würde sie nicht mehr so eifrig darauf bedacht sein, dass Lothaire sich mit einer anderen vergnügte. Er stellte sich vor, wie er sich fühlen würde, wären ihre
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