Immortals After Dark 12 - Lothaire
tauchten neue Fragen auf, die sie ihm gerne stellen würde. Liebte er die Göttin? Warum war er mit seiner
Braut
noch nicht im Bett gewesen? Waren alle Vampire so erbarmungslos wie er?
Sie wünschte, sie hätte genug Zeit, um Lothaire gründlich zu analysieren. Dabei konnte ihr Abschluss ihr sicherlich helfen. Einer der Gründe, warum sie Psychologie studiert hatte, war, dass es ihr schon immer leichtgefallen war, sich in andere hineinzuversetzen. Eine praktische Eigenschaft für eine Therapeutin.
Aber Psychologie war die Wissenschaft des
menschlichen
Verhaltens. Er hingegen war
unmenschlich
…
Dann würde sie eben noch härter arbeiten müssen, um herauszufinden, wie Lothaire tickte, und dabei sollte ihr jedes Mittel recht sein.
Als sie den Schrank verließ, erinnerte sie sich daran, dass sie ihre Suite vorhin durch die Haupttür verlassen hatten. Dann hatten sie sich wieder hineintransloziert. Im Gegensatz zu der Tür, die zu Lothaires Zimmer führte, würde diese Tür unverschlossen sein.
Ich müsste nicht einmal das Schloss knacken.
Wenn er fort war, würde sie die Wohnung vielleicht mal genauer unter die Lupe nehmen. Ob sie es wagen sollte, ungehorsam zu sein? Vermutlich würde er nie erfahren, dass sie sich rausgeschlichen hatte.
Mit diesem Ziel vor Augen hockte sie sich vor die Tür zu seinem Schlafzimmer und lauschte. Sie hörte das Rascheln von Laken, einen unterdrückten Fluch. War er ins Bett gegangen? Nachdem er ihr erzählt hatte, er habe noch zu arbeiten? Na, das schien ja eine nette Arbeit zu sein.
Wieder dachte sie:
typisch Mann
.
Augenblick mal. Hatte er gerade … gestöhnt?
Mit dieser Erektion werde ich sicher nicht einschlafen können.
Auch wenn Lothaire völlig erschöpft war, pochte sein Ständer wie verrückt. Es war unmöglich zu ignorieren. Er konnte sich nicht auf den Bauch legen, ohne seinen Schaft an der Matratze zu reiben, konnte sich nicht auf den Rücken legen, ohne dass seine Hände hinunterwanderten, um zu masturbieren.
Aber er wäre doch verrückt, wenn er es sich hier selbst besorgte, wo er doch endlich seine Braut gefunden hatte.
Er kniff die Augen zusammen, als sich die Sterbliche vor die Tür kniete, die ihre Zimmer verband.
Bist du etwa schon fertig damit herumzuschreien und Dinge durch die Gegend zu schleudern, Elizabeth?
Er konnte ihre leichten Atemzüge durch die Ritze unter der Tür hören.
Sie spionierte ihm hinterher? Lothaire war ein Meisterspion. Es gab nur weniges, was ihm mehr Freude bereitete.
Im Laufe seines langen Lebens hatte er schon zahllose Wesen beim Sex beobachtet. Er war ein schamloser Voyeur. Dabei war ihm aufgefallen, dass jedes Paar, das auf den Höhepunkt zusteuerte, unweigerlich einen Punkt erreichte, von dem aus es keine Umkehr mehr gab, wenn jegliche Vernunft und alle Hemmungen schwanden. An diesem Punkt konnte sie nichts mehr auseinanderreißen.
Lothaire selbst hingegen war immer bewusst gewesen, was er tat, und er war auch zu jedem Zeitpunkt in der Lage innezuhalten, wenn er es wollte.
Jetzt jedoch fürchtete er, dass er, wenn er sich heute Nacht dem Höhepunkt näherte, eine Grenze überschreiten könnte und Elizabeth in sein Bett zerren würde. Er würde sie ausziehen und seinen Schwanz und seine Fänge so tief in ihr vergraben, dass er nicht mehr wusste, wo sie endete und er begann …
Nein, ich werde mich nicht so weit erniedrigen, mit einer Sterblichen zu verkehren.
Lothaire konnte warten, bis sich Saroya morgen Abend erhob. Er würde warten, schwor er sich selbst, während eine Stimme in seinen Gedanken flüsterte:
Sie wird es nicht tun.
Aber wie sollte er Schlaf finden? Er stellte das Metronom neben seinem Bett an.
Tick … tick … tick …
Beruhigend, aber nicht einmal annähernd beruhigend genug, um den hartnäckigen Schmerz in seinen Eiern zu bekämpfen.
Vielleicht sollte er es mit Drogen versuchen, wie es sein ehemaliger Kerkermeister regelmäßig getan hatte: Declan Chase, ein irischer Soldat des Ordens, bekannt unter dem Namen »Klingenmann«.
Lothaire setzte sich auf und presste die Hände auf seine Stirn. War er wirklich erst gestern aus dem Inselgefängnis des Ordens geflohen? Es fühlte sich an, als ob seitdem Wochen vergangen wären.
Vor weniger als vierundzwanzig Stunden war Chase lebensgefährlich verletzt worden. Lothaire hatte dem Klingenmann sein Blut gegeben, im Austausch gegen Lothaires eigene Freiheit. Er hätte alles getan, um Saroya vor der Hinrichtung zu erreichen.
Ein weiterer Handel: der
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