Immortals After Dark 12 - Lothaire
Rollen vertauscht.
Das würde mit einem Mord enden.
Auch wenn er Elizabeth als Teenager verschmäht hatte, hatte er törichterweise das Bedürfnis verspürt, sie zu beschützen. Als er gesehen hatte, wie sie diesen Jungen geküsst hatte, hatte Lothaire seinen Wagen in ein Tal abstürzen lassen. Und als der Junge aus dem Wasser gelaufen war, um nachzusehen, was passiert war, hatte Lothaire ihn dem Wagen hinterhergeschickt.
Vielleicht verspürt Saroya keine Eifersucht, weil sie nichts für dich empfindet
, flüsterte eine Stimme in seinem Kopf.
Ja, Lothaire war stolz auf seine Fähigkeit, die Handlungen anderer vorhersehen zu können, aber war er wirklich sicher, dass sich Saroya morgen Abend für ihn erheben würde?
Auch wenn er es kaum fassen konnte, war die Göttin nach wie vor nicht seinem Charme erlegen. Absurd, das wusste er, aber wer vermochte schon die Tiefen des weiblichen Gehirns auszuloten?
Lothaire beschloss, sie noch mehr zu verwöhnen und ihr seine Fähigkeiten im Bett zu demonstrieren, um sicherzustellen, dass sie ihn auch für andere Dinge brauchen würde.
Er atmete aus. Es war schon so lange her, dass er zuletzt Sex gehabt hatte, dass ihm seine Fähigkeiten womöglich abhanden gekommen waren. Dann grinste er, als ihm ein Gedanke kam:
Vielleicht sollte ich Elizabeth benutzen, um zu üben.
Schlagartig traf ihn ein plötzliches, scharfes Verlangen und wischte ihm das Grinsen aus dem Gesicht. Er sah sie an und begegnete dem Blick ihrer grauen Augen, die ihn musterten.
Die Idee war gut.
Oder greife ich nach Strohhalmen und versuche nur zu rationalisieren, warum ich einen Menschen berühren will?
Nein, der Körper seiner Braut, den diese mit einer anderen teilen musste, verwirrte seinen gepeinigten Verstand. Das war der einzige Grund, aus dem er sie begehrte.
Es sei denn, ich gleiche meinem Vater mehr, als ich zugeben will?
11
»Ich muss noch arbeiten«, verkündete der Vampir, als er Elizabeth zurück in ihr Schlafzimmer translozierte und ihr damit wackelige Knie bereitete. Ob sie sich je daran gewöhnen würde, teleportiert zu werden? »Du wirst hierbleiben, bis ich komme und dich hole.«
»Arbeiten? Um deinen Thron zurückzuerobern?«
»Stellst du immer so viele Fragen?«
»Beantwortest du immer nur so wenige davon?«, entgegnete sie, was ihr prompt einen weiteren finsteren Blick einbrachte. »Sag mir nur eines: Wenn Saroya so schrecklich wichtig für dich ist, warum hast du sie dann im Gefängnis gelassen?«
»Ich war sicher, dass du dich dort in Sicherheit befindest, zumindest körperlich.«
»Und geistig?«
»Das war mir vollkommen gleichgültig. Mich interessiert lediglich dein Körper.«
Typisch Mann.
»Wovor muss ich denn beschützt werden?«
»Ich bin der Erzfeind. Es gibt viele, die Saroya nur zu gerne Schaden zufügen würden, um sich an mir zu rächen.«
»Ihr Schaden zufügen. In meinem Körper.«
Er umfasste ihr Kinn. Seine Haut fühlte sich überraschend warm an. »Wie ich schon sagte – du bist hier völlig sicher, Kleines. Der Einzige, den du fürchten musst, bin ich.«
Folglich war dies der letzte Ort, an dem sie sich aufhalten sollte. Ellie konnte ein Schloss knacken, aber wie sollte sie aus einem unsichtbaren Gefängnis ausbrechen? Wenn es mystische Schlösser gab, gab es dann auch mystische Dietriche? »Was ist mit meinen Sachen? Zahnbürste, Unterwäsche und so weiter?«
»Im Badezimmer befindet sich alles, was du benötigst. Kleidung«, er öffnete eine Tür im Gang, »ist hier drin.« Hinter der Tür verbarg sich ein Schrank, der so groß war wie ihr alter Trailer.
Als sie eintrat, stockte ihr der Atem. Kleider, Mäntel, Handtaschen, Hosen – wo sie nur hinsah. Hier gab es mehrere Dutzend Schuhe, dazu sogar noch mehr Pullover und Blusen.
Mit weit aufgerissenen Augen drehte sie sich im Kreis. »Das sind die schönsten Klamotten, die ich je gesehen habe!«
Lothaire lehnte sich mit der Schulter gegen den Türrahmen. »Das glaube ich gern. Wie ich hörte, steht es mit der Appalachen-Couture nicht zum Besten.«
Ihr war bewusst, dass er sie absichtlich beleidigte, doch sie zog es vor, so zu tun, als ob er nur einen Scherz gemacht hätte. Sie war auf Konfrontationskurs mit ihm gegangen und hatte verloren. Jetzt würde sie eine andere Strategie versuchen.
»Mit Honig fängt man mehr Bienen als mit Essig«, hatte Mama immer gesagt. »Und wenn dir beides ausgeht, dann greif zur Schrotmunition.« Ellie war zu dem Entschluss gekommen, dass sie die Schrotmunition
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