Immortals After Dark 12 - Lothaire
ferngeblieben, und jetzt musste er sie auf einmal unbedingt sehen?
»Was hast du gesagt?«
»Sie gibt keinen Mucks von sich.«
Lothaire rammte die Faust in die Wand und verschwand wieder.
Die Alte betrachtete seufzend das Loch und machte sich wieder an die Arbeit.
»Ist er immer so … heftig drauf?« Sogar als sich letzte Nacht zwischen Ellie und Lothaire eine fast normale Unterhaltung entwickelt hatte, hatte er vor Anspannung geradezu vibriert.
»Es ist dumm von dir, ihn herauszufordern. Wenn er die Beherrschung verliert, wirst du sterben. Und es wird kein schöner Tod sein.«
Ich sollte sie später nach ihrer Definition von »kein schöner Tod« fragen
. »Was muss ich tun, damit du mir hilfst? Ich brauche nur einen einzigen Anruf.«
»Du kannst nichts tun. Und jetzt halt die Klappe.«
Zwei Minuten später.
»Gibt es hier ein Badezimmer?«
»Denkst du an Flucht?«
»Eigentlich denke ich eher ans Pinkeln.«
Die Feyde wies mit der Hand auf eine Seitentür. »Öffne auf keinen Fall irgendein Fenster oder Fensterläden in diesem Haus.«
»Gut.« Im Bad schloss Ellie die Tür hinter sich und begann auf und ab zu gehen. »Was soll ich nur tun?«, murmelte sie. »Was soll ich tun? Was soll ich tun?«
»
Komm mit mir
«, antwortete eine flüsternde Stimme.
Eine Stimme. Aus dem verflixten Spiegel.
Ellie drückte sich mit dem Rücken an die Tür. »Wer … wer bist du?«
Immer schön offen für alles bleiben!
»
Die Kavallerie. Ich bin hier, um dich zu retten.
« Die Hand einer Frau erschien direkt neben Ellies fassungslosem Spiegelbild. Es sah so aus, als ob sie direkt aus dem Spiegel käme.
Kavallerie? Ihr Herz setzte kurz aus. Aber dann fiel ihr wieder ein, was Lothaires Feinde ihr antun würden:
Harems, Hurerei und Hörner.
Ellie wirbelte herum, riss die Tür auf und rannte in die Küche zurück. »Alte!«, schrie sie. »Da ist etwas … etwas im Spiegel. Es will, dass ich mitkomme.«
Das Orakel ließ die Blätter fallen, die es gerade sortierte. »Im Spiegel?« Es nahm eine Machete von einem Haken an der Wand. »Mariketa die Langersehnte
.
Sie muss jeden Spiegel auf der ganzen Welt nach deinem Spiegelbild abgesucht haben.«
»Wer ist Mariketa?«
»Sie ist die Anführerin des Hauses der Hexen, einer berühmt-berüchtigten Bande von Söldnerinnen.« Mit der Waffe in der Hand stürmte sie in Richtung Bad.
Das wird kein gutes Ende für diese Mariketa nehmen.
Ellie folgte ihr vorsichtig. »Hexensöldnerinnen? Du machst wohl Witze?«
»Sie haben unsere Grenzverschlüsselung geknackt. Oder jedenfalls einen Teil davon.« An der Tür angekommen, befahl sie: »Geh wieder rein und sag ihr, dass du mit ihr gehen willst.«
»Äh, von mir aus.« Ellie betrat das Bad und wandte sich dem Spiegel zu. »Hey, bist du noch da, Kavallerie?«
Die Stimme antwortete: »Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit, Braut von Lothaire. Heute Abend ist Bowling mit Disco und Freibier.« Mariketa klang so menschlich, so normal, dass Ellie Bedenken kamen, als die Alte sich seitlich an den Spiegel heranschlich und die Machete erhob.
»Ich kann die Ebene des Glases nicht durchbrechen, wegen dieses Begrenzungszaubers der ganz alten Schule«, fuhr Mariketa fort, »aber du kannst in den Spiegel hineingreifen und meine Hand nehmen. Den Rest schaffe ich dann.«
Die Feyde winkte ihr ungeduldig zu, also sagte Ellie: »Ja, okay, dann geht’s jetzt los.«
Die Alte schob ihre Hand langsam in den Spiegel, als tauchte sie sie in einen Teich ein.
Mariketa sagte: »Ich hab dich.«
Die Alte erwiderte: »Nein, ich habe
dich
!«
Ihre Machete durchschlug das Glas. Ein Schrei erklang. »
Aaahhh! Du Miststück!
«
Unmengen an Blut spritzten auf die zurückspringende Feyde. Ellie starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an – die Feyde hielt die abgetrennte Hand der Hexe in ihren Händen.
Während aus dem Spiegel bestialisches Gebrüll erklang, lud sich die Luft so stark mit Energie auf, dass sich die Härchen auf Ellies Armen aufrichteten.
Die Feyde zeichnete mit dem Blut in hektischer Eile seltsame Symbole auf das Glas. Als sie gerade damit fertig war, schoss eine Art Blitz direkt auf sie zu.
»Durchhalten … schön durchhalten«, murmelte sie. Der Blitz prallte von der Glasscheibe ab und raste in die Dunkelheit zurück.
Ein weiterer Schrei. »Dafür wirst du bezahlen, Feyde!«
Dann Stille.
Das Glas war wieder undurchlässig, die Symbole schienen in den Spiegel zu sickern, ehe sie komplett verschwanden.
Die Feyde sank an der Wand in
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