Immortals After Dark 12 - Lothaire
so
entsetzlich
!«
Gerade als Ellie dachte, es zu weit getrieben – und damit ihr Ziel erreicht – zu haben, sagte er: »Ich werde jetzt ein privates Gespräch mit der Alten führen.«
»Und wo soll ich so lange hin, Lothaire?«
»Du wolltest doch das Meer sehen«, sagte er in geheimnisvollem Ton. »Es liegt gleich dort draußen. Geh – und staune.«
Freudige Erregung erfasste sie. »Wirklich?«
»Wir befinden uns in den Outer Banks.«
Ellie sprang auf die Füße und rannte zur Eingangstür.
Lothaire murmelte: »In fünf, vier, drei …«
»Wovon redest du?«, fragte die Alte.
»Die Sterbliche wird gleich mit voller Wucht gegen die …«
»
Aaahhh!
«
»… Abgrenzung rennen.« Er grinste spöttisch.
»Für gewöhnlich quälst du deine Opfer nicht, Lothaire.«
»Doch, das tue ich«, verbesserte er sie.
»Möglicherweise ist ihr Verstand beschädigt? Der sterbliche Geist zerbricht so leicht.«
»Sie will mich provozieren, mich dem Wahnsinn näherbringen, damit ich sie angreife und töte.«
»Sie ist in so kurzer Zeit dahintergekommen, wie sie deine größte Schwäche gegen dich einsetzen kann? Dann ist sie überraschend schlau, findest du nicht auch?« Die Alte schüttete grüne Kristalle aus einem Tütchen in die Flasche, sodass der Inhalt kurz aufsprudelte. »Bist du sicher, dass sie nicht deine Braut ist?«
»Vorsicht, Alte«, warnte er sie. Innerlich kochte er bereits wieder vor Wut, dass sie diese Möglichkeit auch nur in Betracht zog. »Deine früheren Arbeitgeber mögen dir deine Unverschämtheiten vergeben haben, aber ich werde das nicht tun.«
»Ich habe nie vorhergesagt, dass Saroya deine Frau sein würde.«
»Oh doch, wenn auch nicht ausdrücklich. ›Eine große, Furcht einflößende Königin, von Vampiren geliebt, die dir deinen Thron sichern wird‹«, sagte er. »Ellie Ann aus den Appalachen wird die Horde wohl kaum zu vampirischer Liebe inspirieren.«
Elizabeth war nicht von königlichem Blut, sie war nicht adlig und kein Vampir. Sie gehörte nicht einmal zu den Niedersten der Mythenweltbewohner.
Saroya war eine Gottheit.
Die Alte presste die Lippen aufeinander.
Immer noch nicht überzeugt?
Wie konnte das sein?
Selbstverständlich
war Lothaires Braut eine Göttin.
Er plante, mit ihr eine Dynastie zu begründen, die bis in alle Ewigkeit Bestand haben würde. Die Mutter dieser Dynastie konnte wohl kaum ein ignoranter sterblicher Bauerntrampel sein.
»Erinnerst du dich noch daran, wie ich Elizabeth fand?«, fragte er. »Wie ich zurückkam und dir berichtete, es müsse ein Irrtum vorliegen? Ich fluchte und zweifelte an deiner Vision, bis ich schließlich Saroya fand und alles einen Sinn ergab. Es war wie eine Offenbarung. Und weißt du nicht mehr, dass ich erst erweckt wurde, als ich Saroya sah?«
»Ich könnte die Knochen befragen. Für Gewissheit sorgen.«
»Da könntest du genauso gut die Knochen befragen, ob der Himmel blau ist. Warum willst du deine Kräfte verschwenden, wenn du schon jetzt kaum stark genug bist, um mir zu helfen? Eigentlich solltest du inzwischen auch die Walkürenkönigin gefunden haben, was dir nicht gelungen ist.«
Als sie den Mund erneut öffnete, fiel ihr Lothaire ins Wort. »Göttin des Blutes schlägt sterblichen Abschaum. Punkt. Die Alternative auch nur in Erwägung zu ziehen, ist lächerlich.« Er sah ihr in die Augen. »Ich werde – und kann – Saroya niemals verlassen. Solltest du dieses Thema noch einmal in irgendeiner Form ansprechen, werde ich dir die Kehle bis auf die Wirbelsäule aufschlitzen. Verstanden?«
»Verstanden«, murmelte sie.
Zumindest eine Frau wusste, wann sie ihm gegenüber nachgeben sollte. Die Alte war nicht feige, aber vor allen Dingen war sie klug genug, sich nur auf Kämpfe einzulassen, die sie gewinnen konnte. »Nun zu Dorada. Ich will den Ring nicht benutzen, um sie zu besiegen.«
Er hatte vorgehabt, den Ring nur drei Mal zu verwenden. Obwohl der Ring der Summen ganz einfach zu benutzen war, handelte es sich bei ihm doch um einen der heikelsten Talismane der Mythenwelt. Der Ring konnte beinahe jeden Wunsch erfüllen, aber je öfter man ihn verwendete, umso eher war er geneigt, die Wünsche falsch auszulegen.
Er wusste von zwei früheren Besitzern. Der eine Mann hatte sich als Erstes ein Vermögen in Gold gewünscht. Daraufhin waren vor seiner Haustür Kisten voller Gold aufgetaucht. Bei einem anderen Mann hatte der
vierte
Wunsch genauso gelautet, aber bei ihm war so viel Gold vom Himmel geregnet, dass seine
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