I#mNotAWitch 1
wollte mich nur noch in mein Bett zurückziehen, mich unter meiner Decke verstecken, bis sie mich an Halloween wie ein Stück Fleisch, das keine eigenen Entscheidungen treffen durfte, ausnutzen konnten.
Und wie recht ich mit diesem Gedanken behalten sollte, war mir in diesem Moment nicht bewusst.
Ich stieg die Stufen hinunter. Jeder einzelne Schritt bereitete mir höllische Qualen. Ich wollte zurück in mein Zimmer, doch mein verfluchtes Pflichtbewusstsein drängte mich ins Wohnzimmer.
Dort entdeckte ich Bailey, die sich nun an Phoebe klammerte und weinte. Als sie mich bemerkte, streckte sie den Arm nach mir aus, damit ich mich zu ihnen gesellte. Ich legte meine Hand auf ihre Schulter und tröstete sie auf unbeholfene Weise. Unsere Stimmen waren völlig heiser vom vielen Weinen.
Irgendwann ließ Phoebe uns los und ging zu Makayla Brandon, die aufgehört hatte zu jammern und stattdessen völlig reglos auf dem Teppichboden kauerte und ihre Hände anstarrte. So hatte ich sie noch nie erlebt. Sie war immer eine hysterische, laute Frau gewesen, die sich in den Mittelpunkt gestellt hatte. Und plötzlich hatte sie sich in diese alte, von Falten gezeichnete Frau verwandelt, deren Lippen zusammengekniffen waren und deren Stimme in den letzten Stunden ihre Kraft verloren hatte.
Ich spürte Mitleid in mir aufsteigen und wandte schnell den Blick ab. Es war zu viel für mich. Dieser ganze Nachmittag war einfach zu viel. Ich hielt es nicht länger hier drin aus.
Also zog ich Bailey behutsam zum Sofa und drückte auf ihre Schultern, damit sie sich endlich hinsetzte und ein wenig entspannte. Daraufhin flüchtete ich so schnell wie möglich in unseren Flur und riss die Eingangstür auf, um hinaus zu stürmen.
In die Freiheit.
Draußen schlug mir ein gnadenlos kalter Wind entgegen. Der Regen hatte aufgehört, doch sein Geruch lag noch immer in der Luft. Dieser frische Duft nach feuchter Erde und Natur, den ich so sehr liebte. Ich setzte mich auf die Stufen vor unserem Haus, legte meinen Kopf zwischen meine Knie und schloss einfach die Augen.
Mehrere Minuten lang blendete ich alle umliegenden Geräusche aus, bis ich einen leichten Stupser an meiner Schulter spürte.
Ich hob den Kopf und blickte in Samuels besorgtes Gesicht. Er hatte sich neben mich gesetzt und betrachtete mich mit seinen traurigen, himmelblauen Augen.
Ich versuchte zu lächeln, doch meine Lippen verzogen sich zu einer Grimasse. Es war einfach zu viel. Ich war überfordert.
Mein älterer Bruder flüsterte: „Du wirkst plötzlich so anders.“
„Wie meinst du das?“ Meine Stimme hörte sich in meinen Ohren monoton und leer an. War sie schon immer so gewesen? Oder hatte sich meine Wahrnehmung einfach verändert? Jedes einzelne Wort kam mir so schwer über die Lippen, dass ich danach müde nach Luft schnappte.
Samuels Stirn legte sich in Falten. „Du bist alt geworden.“
„Alt? Meinst du erwachsen?“ Seine Worte verwirrten mich. Ich konnte gerade sowieso keinen klaren Gedanken fassen, daher war alles umso konfuser.
Er zuckte mit den Achseln. Vorsichtig tätschelte er meinen Rücken. Ich spürte, wie mir wieder Tränen in die Augen schossen. Das hatte er noch nie getan. Samuel hatte sich noch nie Zeit für mich genommen. Deshalb war ich auch nie eigenständig auf ihn zugegangen. Ich kannte ihn einfach nicht gut genug.
„Werde bloß nicht alt, Quinn“, murmelte er. „Bleib stark. Für dich selbst. Nicht für uns.“
Seine Worte ergaben noch immer keinen Sinn, trotzdem lächelte ich ihm dankbar zu. „Danke, Sam. Ich werde mir immer Mühe geben und versuchen, stark zu bleiben. Mach dir keine Sorgen um mich, ja?“
Er zögerte im ersten Moment, dann nickte er langsam. Anschließend betrachtete er die Straße, auf der nur wenige Autos entlangfuhren. „Ich vermisse es manchmal, obwohl ich es noch nie selbst hatte, weißt du?“
„Was vermisst du?“
Samuel schloss die Augen, horchte kurz in sich hinein, so als würde er die Antwort suchen, dann blickte er wieder auf und sah mich direkt an. „Das normale Leben. Ich habe es nie geführt. Und doch vermisse ich es. Ich spüre es manchmal hier.“ Er legte seine Hand auf seine Brust und wirkte tieftraurig. „Mutter weiß es nicht. Sie versteht es nicht. Aber wir wären alle viel glücklicher, wenn wir ein normales Leben führen könnten. So würdest auch du davor gerettet werden.“
Ich zuckte zusammen. „Wovor, Samuel? Wovor soll ich gerettet werden? Was weißt du darüber?“
Es schien ihn
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