I#mNotAWitch 1
bettete ihren Kopf auf meine Schulter.
„Ich kann nicht“, wisperte ich zurück. „Es tut so weh.“
„Ich weiß, aber wir können jetzt nichts mehr für ihn tun. Wir müssen jetzt seinen Eltern helfen. Und Bailey. Sie ist auch total fertig. Bitte, Quinn.“
Sie hatte recht. Seiner Familie musste es so viel schlimmer gehen. Ich musste irgendwie stark bleiben und weitermachen. Das war ich ihm schuldig.
Ich hob meinen Kopf und stellte fest, dass es draußen regnete. Ich hatte es gar nicht gemerkt. Meine Haare waren völlig durchnässt und mein Pullover klebte an meinem Rücken.
„Gehen wir rein“, sagte Phoebe und stand auf. Sie reichte mir ihre Hand, um mich hochzuziehen.
Ich formte meine Lippen zu einem lautlosen Danke und nahm ihre Hand.
Gemeinsam gingen wir zurück ins Haus. Im Wohnzimmer hatten sich alle Brandons um Tyler versammelt. Sie hielten sich fest umschlungen und weinten, während Savannah blass angelaufen war und die Glasscherben mit einem Handbesen vom Boden räumte. Samuel stand ebenfalls bestürzt neben der Tür und beobachtete die bewegende Szene am Kamin. Als er mich bemerkte, runzelte er besorgt die Stirn und sah hinüber zu Phoebe, die ihm wortlos zunickte.
Ja, es war alles in Ordnung mit mir. Keine Schrammen. Keine Verletzungen. Nichts.
Und doch schmerzte jede einzelne Sehne in meinem Körper. Mir war schwindelig. Unbeholfen griff ich erneut nach Phoebes Hand und hielt mich an ihr fest.
Mit langsamen Schritten begleitete sie mich die Treppe hinauf zum Badezimmer. Dort hielt sie ein Handtuch unter den Wasserhahn und befeuchtete es, um damit anschließend über mein Gesicht zu wischen.
„Spül deinen Mund aus“, bat sie und wies zum Waschbecken.
Ich gehorchte ihr, ohne lange zu zögern. Unterdessen zog sie das Haargummi aus meinen tropfnassen Haaren und begann sie mit einem anderen Handtuch abzutrocknen.
„Ich mach schon“, wisperte ich und nahm ihr das Handtuch ab.
Sie nickte, drehte sich um und lief in mein Zimmer, um daraufhin mit trockenen Klamotten zurückzukehren. Ich zog die Sachen an, die sie mir mitgebracht hatte. Eine Jogginghose und ein T-Shirt.
Dann setzte ich mich auf den Toilettendeckel und rührte mich nicht mehr von der Stelle.
„Quinn“, sagte Phoebe und kniete sich vor mir auf den weißen Fliesenboden. „Quinn, sieh mich an.“
Wieder tat ich, was sie sagte. Eine seltsame Müdigkeit hatte mich plötzlich befallen. Ich konnte meine Augen nur noch mit Mühe offen halten.
„Ich kann mir vorstellen, dass das, was du dort im Wohnzimmer gesehen hast, schrecklich gewesen ist. Aber ich verstehe überhaupt nicht, warum du dort reingegangen bist?“
Wie sollte ich ihr das nur erklären? Durfte ich ihr von Mutters Aufgabe erzählen?
Ich zuckte mit den Achseln. „Ich musste nachsehen, was geschehen war. Ich habe mir unglaubliche Sorgen gemacht.“ Und habe erwartet, dass dort die Vampire stehen würden, die wir letztens im Wald getroffen haben.
Phoebe schüttelte traurig den Kopf. „Du konntest doch nichts für ihn tun!“ Sie legte ihre Hand auf meine Wange und streichelte liebevoll darüber. „Du bist immer viel zu selbstlos!“
Nein, ich war nicht selbstlos. Wenn ich selbstlos gewesen wäre, hätte ich den Vampiren erklärt, dass ich das Mädchen war, das sie suchten. Dann hätten sie Tyler vielleicht nichts angetan. Und er wäre noch am Leben.
Aber ich hatte nicht verstanden, wovon sie sprachen. Was plante meine Mutter? Wer war dieses Mädchen, das sie suchten? Und warum hatten die Familien seit hundert Jahren auf seine Geburt gewartet?
Die seltsamen Aussagen hatten mich verwirrt. Und ich hatte nicht wirklich erwartet, dass sie Tyler tatsächlich etwas antun würden. Wie dumm ich gewesen war. Warum hatte ich überhaupt irgendwelchen Vampiren vertraut? Warum hatte ich gedacht, dass sie harmlos waren?
„Was die wohl hier wollten…?“, überlegte Phoebe ratlos.
„Ein Mädchen“, entgegnete ich. „Sie suchten ein Mädchen.“
„Was für ein Mädchen?“
„Ich weiß nicht. Ein Mädchen, auf dessen Geburt seit Hunderten von Jahren gewartet wurde. Ich habe nicht verstanden, wovon sie gesprochen haben.“
Meine ältere Schwester seufzte und starrte mich bedrückt an. „Darum ging es ihnen also.“
„Wie, du weißt etwas darüber?“, fragte ich verwundert.
„Na ja…“ Sie stand auf und sah mir nicht mehr in die Augen. Stattdessen betrachtete sie sich im Spiegel und zähmte ihre wilden, schwarzen Haare mit den Fingern. „Ich habe früher
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