I#mNotAWitch 1
ich über den Kiesweg zum Wagen spurtete, der am Straßenrand abgestellt war. Ich ließ mich auf dem Beifahrersitz nieder, schlug die Tür hinter mir zu, und wartete wortlos, bis Phoebe den Motor angeschaltet hatte.
Auf dem Bürgersteig liefen gerade zwei Senioren an uns vorbei, die seit Ewigkeiten in unserer Straße lebten. Sie sahen uns kurz an, dann wandten sie schnell ihren Blick ab und beeilten sich, um wieder von uns wegzukommen.
Im nächsten Moment brummte unser Wagen in ohrenbetäubender Lautstärke auf und Phoebe steuerte ihn auf die freie Straße. Der Himmel über uns machte einen unruhigen Eindruck. Schwarze Wolken zogen über unseren Köpfen hinweg und kündigten Regen an.
Sobald unser Haus nicht mehr zu sehen war, begann Phoebe mit leiser Stimme zu sprechen: „Quinn, es tut mir ehrlich leid, was in jener Nacht passiert ist. Das musst du mir glauben. Aber ich hatte plötzlich keine Kraft mehr. Ich konnte nichts tun und ich wusste, dass wir keine Chance gegen die anderen hatten. Nun weiß ich, dass ich etwas hätte sagen müssen. Bitte, verzeih mir endlich.“
Sie blickte mich bei diesen Worten nicht an, sondern schloss ihre Augen, nachdem sie bei einer roten Ampel auf die Bremse getreten hatte.
Ich ließ mir ihre Entschuldigung durch den Kopf gehen. Die letzte Nacht mit Aiden hatte mich auf alle Fälle versöhnlicher gestimmt. Daher murmelte ich: „Ist schon in Ordnung, Phoebe. Du hättest sowieso nichts tun können.“
Sie riss ihre Augen auf und stöhnte. „Nein, ich hätte etwas tun müssen! Verdammt, das ist alles so brutal! Wir müssen dich hier irgendwie wegbekommen, damit sie dich endlich in Ruhe lassen! Sie können diesen Quatsch doch nicht wirklich von dir verlangen!“
Ich nickte. „Du hast ja recht. Und diesen Gedanken habe ich selbst tausendmal durchgespielt. Aber ich habe keine Möglichkeiten mehr. Wenn ich abhauen sollte, werden sie mich aufspüren. Du kennst unsere Mutter doch. Sie wird ihre Kräfte um jeden Preis behalten wollen.“
Phobe stieß einen erneuten Seufzer aus. Daraufhin trat sie wieder aufs Gas, um weiterzufahren. Mit einem Mal begannen sich ihre Augenbrauen wütend zusammenzuziehen und ihr Mund wirkte seltsam verkniffen, während der Wagen immer schneller wurde.
„Ich muss dir doch irgendwie helfen können“, fauchte sie. „Irgendwie. Ich muss dich wegbringen. Lass es uns wenigstens versuchen.“
„Sie hat jetzt ihre Kräfte wieder!“, unterbrach ich sie. „Bitte, Phoebe, wir können nichts tun! Fahr langsamer! Du kannst mich nicht mehr in Sicherheit bringen!“ Und dann konnte ich mir den letzten Satz auch nicht mehr verkneifen: „Wenn du mich vorher gewarnt hättest, wäre das alles vielleicht gar nicht passiert. Dann wäre ich längst über alle Berge gewesen. Und sie hätte mich ohne ihre Kräfte nicht mehr auftreiben können.“
Phoebe begann zu schluchzen. „Aber... aber...“ Sie wischte sich mit dem Ärmel ihrer Regenjacke die Tränen weg und fuhr wieder langsamer.
Ich legte meine Hand auf ihre Schulter und flüsterte: „Ist schon okay. Es ist vorbei. Vielleicht passiert ja gar nichts mehr. Vielleicht irren sie sich alle. Lass uns einfach heute in Ruhe zur Schule fahren. Das haben wir uns beide wirklich verdient.“
Sie versuchte zu lächeln, aber es gelang ihr nicht. Ihre schwarzen Haare hatte sie zu einem Dutt zusammengeknotet, wobei ihre stufigen Haare sich jedoch immer weiter lösten. Und der Kajal unter ihren Augen war verwischt. Irgendwie war es tröstlich zu wissen, dass sich nicht alles veränderte. Sie blieb weiterhin meine chaotische Schwester, auch wenn ich sie wahrscheinlich nie wieder so ansehen würde wie früher.
Nach etwa fünfzehn Minuten erreichten wir die High School. Das Gebäude unserer Schule war nicht besonders schön. Es wirkte eher wie eine armselige Lagerhalle, in der irgendwelche Fische oder so gehortet wurden. Ein schlichter grauer Kasten, mit L-förmigem Grundriss, an dem nur wenige lange Fenster angebracht waren, die in die Eingangshalle wiesen. Auf dem Parkplatz tummelten sich bereits einige Schüler, die so schnell wie nur möglich ins Gebäude gelangen wollten, weil das Wetter an diesem Morgen extrem kalt war. Alle Gesichter waren in Mützen und Schals versteckt.
Ich fühlte ein warmes, angenehmes Gefühl in meiner Brust aufsteigen. Fast schon aufgeregt grinste ich Phoebe an und konnte es kaum noch erwarten, bis sie endlich eine Parklücke gefunden und angehalten hatte.
„So, dann treffen wir uns später
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