I#mNotAWitch 1
irgendwelche gefährlichen Erdbeben in unserer ganzen Stadt. Nun werde endlich erwachsen und stell dich deinem Leben. So ist es nun einmal. Find dich damit ab.“
Ohne ihr einen weiteren Blick zu würdigen, drehte ich mich um und stürmte die Treppe hinauf. Es würde einfach nichts bringen. Keine Diskussion. Kein Streit. Meine Schwester, meine Mutter, meine ganze Familie würde mich niemals verstehen, so oft ich es ihnen auch zu erklären versuchte. Und mir blieb nichts anderes übrig, als wie ein störrischer Teenager mit Türen zu knallen und den Abend über in meinem Zimmer zu schmollen. So sehr ich diese Verhaltensweise auch verachtete.
Als ich mein Zimmer betrat, stellte ich fest, dass die neue Fensterscheibe schon angebracht worden war. Ich hatte vergessen, mich bei Samuel für seine Mühe und seine Arbeit zu bedanken. Schließlich war ich dafür verantwortlich, dass er die letzten Stunden damit verbracht hatte, die Fenster zu reparieren. Und er war noch lange nicht fertig, obwohl ihm die anderen Männer zur Hand gingen.
Draußen war die Sonne untergegangen. Der Himmel war absolut schwarz. Ich konnte keine Wolken, keinen Mond, rein gar nichts erkennen. Nur die flackernde Straßenlaterne sorgte für ein wenig Licht.
Ich setzte mich einfach in die Dunkelheit meines Zimmers – auf den Parkettboden, auf dem noch vereinzelte Glasscherben lagen, die ich schon längst hätte wegräumen müssen. Mein Herz polterte in meiner Brust, während ich versuchte meine Nervosität zu bekämpfen. Jetzt, da ich das Tagebuch von Theresa gelesen hatte, wusste ich, dass etwas Schlimmes auf mich zukommen würde. Und dass ich es nicht verhindern konnte.
Mein ganzer Körper verkrampfte sich und ich wurde von leisen Schluchzern geschüttelt, ehe ich ein zartes Klopfen an der Fensterscheibe vernahm.
Ich schreckte hoch. Im nächsten Moment dachte ich: Jack. War er zurückgekehrt?
Schnell wischte ich mir die Tränen beiseite und stand auf, um die dunkle Gestalt, die vor meinem Fenster auf mich wartete, hereinzulassen.
Einen Herzschlag später stand jemand in meinem Zimmer, den ich nicht erwartet hätte. Überhaupt nicht.
„Aiden?“, fragte ich überrascht und ärgerte mich darüber, dass meine Stimme heiser klang. „Ist etwas passiert? Geht es Jack gut?“
In der Finsternis konnte ich nur erkennen, wie er sein Mund zu einem spöttischen Lächeln verzog. „Und wieder fragst du nach Jack. Natürlich geht es ihm gut. Dem passiert so schnell gar nichts.“
„Was suchst du dann hier?“ Ich versuchte so gedämpft wie möglich zu reden, damit niemand etwas von Aidens Besuch erfuhr. Immerhin hatte ich dazugelernt. Bei mir zu Hause durfte man nie zu viel Aufmerksamkeit erregen.
Ich schloss das Fenster, weil eine Eiseskälte in den Raum drang, die mich frösteln ließ. Anschließend schlich ich zu meiner Nachtlampe und schaltete sie an.
„Na ja, ich habe mir Sorgen gemacht“, wisperte er, genauso leise wie ich. „Du bist so schnell aufgebrochen. Und dann noch die Geschichte mit dem Teufel. Ich wollte wissen, dass es dir...“, er räusperte sich kurz, als wäre es ihm peinlich, „gut geht.“
In diesem Moment brachte ich nicht mehr viel heraus. Ich konnte jeden Moment in Tränen ausbrechen, daher schwieg ich und starrte ihn aus großen Augen stumm an. Ich konnte jetzt nichts sagen. Mir ging es nicht gut. Und ich wollte nicht, dass Aiden mich weinen sah.
Aber er spürte meine Anspannung sofort. Sein Blick veränderte sich, wurde intensiver, fast schon beschützerisch. Mit einem Mal kam er auf mich zu und schloss seine Arme um mich.
Verwundert erstarrte ich mitten in seiner Umarmung, rührte mich nicht von der Stelle und wagte es kaum zu atmen. Warum...?
Ich spürte, wie seine Hände über meinen Rücken tanzten, sie sollten mich beruhigen, doch bewirkten nur das Gegenteil. Mein Rücken brannte. Mein Gesicht war völlig erhitzt. Und mein Herz schien in Ohnmacht gefallen zu sein, denn ich hatte den Eindruck, dass es einfach nicht mehr schlug. Aber dann dachte ich, dass dieses Beben, das bis zu meiner Lunge reichte und mir die Luft abschnürte, dass das mein Herzschlag sein musste. Ja, ich konnte es sogar pochen hören, in meiner Stirn, in meinem Bauch, in meinen Beinen. Überall. Als stünde ich kurz vor einer Explosion.
Ich wollte ihn bitten, mich loszulassen, damit mein Herz wieder richtig schlagen und meine Lungen wieder richtig funktionieren konnten, doch mir hatte es die Stimme verschlagen. Diese kurze, liebevolle
Weitere Kostenlose Bücher