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I#mNotAWitch 1

I#mNotAWitch 1

Titel: I#mNotAWitch 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yuna Stern
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erste! Vielleicht...“ Wieder unterbrach er sich und sah mich auf undurchdringliche Weise an. „Ich will nur eine Chance. Mehr nicht.“
    Ich überlegte einen Moment. Dann nickte ich stumm. Sollte er doch versuchen, was er wollte. Einen anderen Ausweg hatte ich gerade sowieso nicht.
    „Also, was ist dein größter Wunsch?“
    „Eigene Entscheidungen treffen zu dürfen“, antwortete ich kalt.
    Seine Augen verengten sich bei meinen Worten, aber er nickte verständnisvoll. „Meinetwegen, Quinn Donovan. Dann werde ich deinem Wunsch mal nachkommen.“
    Er streckte seine Hand aus. Ich zögerte erst, doch schließlich ergriff ich sie. Sie fühlte sich warm und geschmeidig an.
    „Schließ deine Augen“, bat er.

Kapitel 25
    Lucien zog mich näher an seinen Körper, legte seine Hand auf meinen Rücken, ganz vorsichtig, als wollte er mich nicht erneut verletzen. Ich blinzelte kurz zu ihm hoch, woraufhin er mich freudig anlächelte. „Jetzt mach schon deine Augen zu, sonst kannst du alles vergessen“, wisperte er.
    Ich gehorchte und schloss meine Augen. Trotzdem fiel mir bald ein helles Leuchten hinter meinen Lidern auf, das immer näher kam. Und mit einem Mal wehte mir ein eisiger Wind entgegen und Stimmen erklangen.
    „Hier sind wir“, murmelte Lucien und streichelte meinen Rücken.
    Ich öffnete meine Augen wieder und zog überrascht die Luft ein. Wir waren an einem Bahnhof angelangt und standen direkt auf den Zuggleisen.
    „Was soll das? Wo sind wir hier?“
    Lucien zog mich vorwärts und stieg eine Treppe hinauf. Daraufhin gerieten wir in eine Menschentraube, die auf den nächsten Zug wartete. Die Leute beachteten uns gar nicht. Sie schienen uns nicht sehen zu können.
    „Du wolltest eigene Entscheidungen treffen dürfen“, lächelte er auf eigenartige Weise.
    „Gut, aber was tun wir hier?“
    „Siehst du die Frau da vorne?“ Er wies mit dem Kopf auf eine rundliche Frau mit krausen, braunen Haaren, die einen warmen Winterfellmantel trug. Sie stand neben einem königsblauen Kinderwagen und reichte dem Baby darin eine kleine Trinkflasche.
    „Ja.“
    Lucien atmete tief ein, dann warf er mir einen prüfenden Blick zu. „Der Kinderwagen wird in vier Minuten auf die Gleise fallen und der Zug wird kommen, bevor die Frau ihr Baby retten kann.“
    Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Ich war sprachlos. „Aber... Da müssen wir etwas unternehmen!“
    „Du willst also eingreifen?“, fragte er nachdenklich.
    „Natürlich!“ Ich wollte schon zu der Frau hinüberlaufen, aber er zog mich zurück.
    „Weißt du, dass der Tod sich dann einen anderen Menschen holen wird? So ist das nun einmal. Die Seele eines anderen Menschen wird für die Seele des Babys eingetauscht.“
    Ich runzelte verständnislos die Stirn. Mein Herz klopfte bis zu meinem Hals. Ich war so aufgewühlt, dass ich so schnell wie möglich nach vorne laufen und die Frau warnen wollte. „Und was soll das bedeuten?“
    „Dass du die Entscheidung treffen darfst, welcher andere Mensch an Stelle des Kindes sterben soll.“
    Seine Worte klangen wie ein Urteil, das von einem Richter verhängt wurde. Unheilverkündend. Grausam. Nüchtern. Was auch immer.
    „Das kannst du doch nicht von mir verlangen!“, zischte ich entsetzt. „Ich wollte Entscheidungen über mein eigenes Leben treffen dürfen, nicht über andere!“
    Lucien zuckte mit den Schultern. Der Wind spielte mit seinen Haaren und seine Lippen verzogen sich zu einem herzlosen Grinsen. „Du kannst dich auch entscheiden, dich nicht zu entscheiden. Das liegt alles in deiner Macht. Dann wird der kleine Ben eben sterben. Kurz vor seinem zweiten Geburtstag. Ist das nicht traurig?“
    Ich funkelte ihn hasserfüllt an. „Ich hätte wissen müssen, dass das alles nur ein Spiel für dich ist!“
    Bei meinen Worten zuckte er zusammen und warf mir einen verwirrten Blick zu. „Nein, das stimmt nicht. Ich wollte deinen Wunsch erfüllen. Du darfst mit deiner Entscheidung das Leben eines Jungen retten. Nur wird sich der Tod dafür einen anderen Menschen holen müssen. So ist das nun einmal. Damit musst du dich abfinden. Entscheidungen zu treffen ist nicht immer einfach. Du kannst nicht einfach sagen: Das will ich. Das will ich nicht. Im Gegenteil, du musst wirklich intensiv darüber nachdenken. Und je mehr Freiheit und Macht du besitzt, umso schwieriger wird es dann. Ich will dir das nur verständlich machen.“
    Ich begann nachzudenken. Irgendwie musste ich dem Jungen doch helfen können. Meine

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