I#mNotAWitch 1
übrig blieb.
Kapitel 26
„Und nun?“, fragte ich, als Regen einsetzte und die Menschen um uns herum noch immer völlig geschockt von dem Ereignis waren. „Was hat dir das gebracht, Lucien? Glaubst du, dass ich dir nun vertrauen kann?“
„Nein“, antwortete er und strich mit seiner Hand über meine roten Haare, um sie zu zähmen. Als wäre es völlig selbstverständlich, dass er mich berührte, ließ ich ihn weiterhin gewähren. Es spielte sowieso keine Rolle mehr. „Aber ich wollte dir zeigen, dass das Schicksal manchmal die richtigen Entscheidungen trifft. Bessere, als wir es jemals könnten.“
„Was redest du für einen Unsinn?“ Ich war wirklich müde von diesem ganzen Schicksalsgerede über Hexen, Teufel und Vampire, es war einfach zu viel! „Was soll daran richtig sein, einen zweijährigen Jungen sterben zu lassen?“
„Es mag dir nicht richtig erscheinen. Aber es ist der Lauf der Dinge, den wir nicht beeinflussen können. Und genauso wenig kannst du beeinflussen, dass du zu mir gehörst. Wir beide gehören zusammen. So ist es seit hundert Jahren vorgesehen. Und auch wenn du mich noch nicht wirklich ausstehen kannst, dann musst du mir einfach eine Chance geben.“
„Noch eine Chance?“ Ich war ziemlich genervt. „Das will ich nicht. Tut mir leid.“
„Und wenn ich dir die Freiheit schenke? Dich mitnehme? Ich weiß, dass du dich bei dir zu Hause nicht wohlfühlst. Auch wenn du das letzte Mal, als ich mit dir gesprochen habe, einen anderen Eindruck gemacht hast. Ich will dir die Welt zeigen. Frei sein. Mit dir.“
Er lächelte mich aufmunternd – fast schon flehend – an, aber ich schüttelte den Kopf. „Wenn ich frei sein will, dann will ich nicht an jemanden wie dich gebunden sein. Ich will nach Hause.“
Lucien stöhnte und schien sich erneut zu überlegen, wie er mich von meinem Vorhaben abbringen könnte.
Jedoch hatte ich genug. Er hatte gerade dafür gesorgt, dass ich mich nicht nur schuldig, sondern geradezu miserabel fühlte. Ich hasste mich dafür, dass ich keine Entscheidungen treffen konnte. Und ich hasste ihn, weil er mich in diese Lage gebracht hatte.
„Nur noch eine Sache“, murmelte er. „Eine einzige Sache, die dir dein ganzes bisheriges Leben auf dem Herzen gelegen hat.“
„Und was wäre diese Sache?“
Die Ungeduld in meiner Stimme schien ihn zu verletzen. Seufzend erklärte er: „Du hast dich schon immer gefragt, ob dein Leben bei deinem Vater anders ausgesehen hätte. Ich möchte dir die Antwort darauf geben.“
Ich erstarrte, blickte ihn voller Misstrauen an. Was hatte er diesmal geplant? Wer musste diesmal sein Leben lassen? „Ich will nicht mehr“, wisperte ich. „Bitte, lass mich nach Hause gehen.“
Er betrachtete mich abwägend, dann schüttelte er den Kopf. „Ach, Quinn. Du bist so ängstlich. Warum vertraust du mir nicht? Ich weiß, dass du dir das ansehen musst. Es ist notwendig, damit du daran wächst. Genauso wie du an deiner Entscheidung gerade gewachsen bist.“
Ich stieß ihn wütend von mir, während der Regen meine Kleidung durchweichte. Frierend verschränkte ich meine Arme. „Ich bin nicht daran gewachsen! Du hast mit mir gespielt, damit ich zusammenklappe wie ein feiges Huhn! Es tut weh, kapierst du das denn nicht? Ich werde diesen Augenblick nie, nie wieder vergessen!“
„Natürlich tut es weh, wenn einem das Herz aus der Brust gerissen wird“, presste Lucien mit zusammengebissenen Zähnen hervor. „Aber damit muss man lernen, umzugehen. Du kannst nicht immer das kleine Mädchen bleiben, das sich hinter dem Rockzipfel seiner Mutter versteckt. Mach endlich die Augen auf, triff deine eigenen Entscheidungen und sieh dir an, wie das Leben an der Seite deines Vaters ausgesehen hätte, damit du dich nicht dein Leben lang mit dieser Frage quälst und verrückt machst!“
„Na gut!“, brüllte ich aufgelöst. „Dann bring mich doch zu dem tollen Richard Donovan! Der Mann, der meine Mutter in dem Augenblick verlassen hat, in dem ich geboren wurde!“ Tränen liefen über meine Wangen, aber ich konnte sie nicht mehr aufhalten. Es war mir egal. Es war mir alles egal. Sollte dieser Typ mir doch zeigen, was er wollte. Ich war schwach. Und das ließ sich einfach nicht ändern.
Lucien packte meinen Arm und forderte ruhig: „Schließ wieder deine Augen.“
„Und was passiert, wenn ich es nicht tue?“, fauchte ich.
„Dann wirst du blind!“, entgegnete er aufgebracht.
Ich wollte meinen Vater nicht sehen. Ich wollte nicht sehen,
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