I#mNotAWitch 1
nervig. Jetzt verstehe ich deinen Wunsch, zu deinem Vater zu ziehen.“
Ich sah, wie meine Mutter wieder rot anlief und mir einen traurigen Blick zuwarf. Schließlich war auch sie von meinem Vater verlassen worden. Und sie hatte trotz allem weiterhin ihre vier Kinder großgezogen. Sie hatte alles für uns getan. Ehrlich gesagt konnte ich die Enttäuschung, die in diesem Moment in ihren Augen aufflackerte, ganz gut verstehen.
So hatte sie sich das Treffen mit Lucien sicher nicht vorgestellt.
Ich musste Luciens Worte wieder zurechtbiegen. „Das stimmt nicht. Ich habe mir nie gewünscht, bei meinem Vater einzuziehen. Ich habe mich nur gefragt, wie es wohl wäre, mit ihm gemeinsam zu leben. Dabei ging es mir nicht darum, von meiner Mutter wegzukommen.“ Ja, es war gelogen, aber ich hätte mir ohne diese Feststellung nie wieder in die Augen sehen können.
Lucien kannte natürlich die Wahrheit. Er lächelte mich überheblich an, ließ meine Worte jedoch unkommentiert, um sich dann erneut an meine Mutter zu richten.
„Cate?“
Meine Mutter blinzelte, wich seinem Blick aus und fuhr sich mit ihrer Hand über ihre zerzausten Haare. Ihre Stimme klang glockenhell, während sie die Frage stellte, die ihr auf dem Herzen lag: „Was sollen wir nun mit den Vampiren tun? Dieses Monster hat James Elliot getötet. Was auch immer James verbrochen haben mag, wir müssen ihn rächen.“
„Und schon wieder fängt sie an, siehst du, Quinn?“ Er warf mir einen völlig fassungslosen Blick zu. „Nein, Cate. Du wirst die Vampire nicht töten. Euer kleiner Kampf reicht für heute. Ich will nicht riskieren, dass jemand von euch Quinn erneut schadet. Und ganz ehrlich, ich vertraue dir nicht, alte Hexe. Du bist eine Gefahr für das Mädchen. Ich werde sie mitnehmen und du wirst sie nie wiedersehen, hast du verstanden?“
„Nein!“, fuhr ich ihm dazwischen, aber er begann zu lachen.
„Du hast schon vorhin darauf bestanden, dass du heimgehst. Und sieh, wozu das alles geführt hat. Deine Geschwister sind verletzt worden. Du bist verletzt worden. Zwei Vampire haben ihre Köpfe gelassen. Nein, drei, wenn man den Typen bedenkt, der zu euch nach Hause kam. Und der alte Verführer James musste sein neugewonnenes Hexenleben lassen. Ich werde nicht zulassen, dass du weiter zu Hause bleibst und dich dort andauernd in Gefahr begibst. Und ich werde genauso wenig zulassen, dass du jeden Abend einen kleinen Abstecher zu deinen Vampirfreunden machst.“
„Ach, und wo soll ich dann leben? Mit dir in der Hölle?“
„Natürlich nicht!“ Sein Blick wurde sanft. „Wir werden die Welt bereisen! Du wirst dein eigenes Zuhause haben dürfen! Du kannst in Zelten leben oder in Hotels oder in einer Waldhütte! Was immer du möchtest!“
Ich hörte, wie Aiden schnaubte und langsam näher trat. Auch Lucien bemerkte ihn und drehte sich mit verengten, wütenden Augen um.
„Warum kommst du hierher? Bleib dort, wo du hingehörst!“, zischte er.
Aiden schüttelte den Kopf und grinste. „Glaubst du wirklich, dass du Quinn mit solch leeren Versprechungen um den Finger wickeln kannst? Sie wird nicht anfangen, dich zu lieben, weil du irgendwelche teuren Hotelzimmer für sie bezahlst!“
„Ach ja, und warum sagt sie dann immer, dass sie frei sein will? Normal sein will? Ich kann ihr all das bieten. Meinetwegen kann sie das normalste Leben führen, das sie möchte – Pfannkuchen backen und Fernsehen schauen und den Jahrmarkt besuchen. Was kann sie denn mit dir, hm, Vampirbursche, der nur nachts das Haus verlassen kann? Gar nichts! Du wirst sie niemals glücklich machen und ihre Wünsche erfüllen können! Einfach, weil sie zu mir gehört! So haben es die Sterne vor hundert Jahren vorgesehen! So war es und wird es immer sein!“
„Die Sterne“, murmelte eine heisere Stimme, die aus dem dunklen Gang ertönte. Im nächsten Moment trat ein eingefallener Mann ein, dessen Gesicht seltsam jung und alt zugleich wirkte. Er war so dürr, dass all seine Knochen durch seine Haut hervorschimmerten. Er trug nur eine weite, schwarze Baumwollhose, die völlig verdreckt war. Sein Oberkörper offenbarte eine Haut wie Felsgestein, grau und leblos.
Nur seine braunen Augen wirkten so wach, wie sie es wohl seit hundert Jahren nicht mehr gewesen waren.
„Severin!“, lachte Lucien. „Schön, dass du dich auch zu uns gesellst!“
Kapitel 33
„Wie bist du aus deinem Turm ausgebrochen, mein Freund?“, fragte Lucien und seine Augen funkelten misstrauisch.
„Es gibt
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