I#mNotAWitch 1
plötzlich nahm mein Leben an Fahrt auf, zeigte mir Orte und Wesen und Menschen und Gefühle, die ich noch nie kennengelernt hatte. Mit einem Mal lernte ich es auch, fremden Leuten zu vertrauen, ob es nun Vampire waren, spielte eigentlich gar keine Rolle.
Mein Blick huschte zu Jack, dem ich das alles zu verdanken hatte. Er hatte mich in seine Welt eingeladen. Nun stand er wie erstarrt neben Isaiah, hielt dessen Arm so fest, dass es fast schon komisch wirkte.
Ich lächelte ihm dankbar zu. Wo war der Pflock? Ich war bereit. Ich würde nicht zulassen, dass Aiden etwas passierte. Und wenn es nur ein flüchtiger Schmerz war, den ich ihm ersparen wollte.
Doch dann kam alles anders.
Nur wenige Zentimeter von mir entfernt landete Lucien, in flackernde Feuerstrahlen getaucht, und streckte die Hand aus, um den Pflock noch vorzeitig zu fangen.
Kapitel 32
Eine ungemütliche Stille legte sich wie ein Schleier über die Halle, während Lucien jede einzelne Person mit einem prüfenden Blick bedachte. Als er Aiden bemerkte, verzog er mürrisch seine Lippen, wodurch die Narbe auf seiner Wange noch grotesker wirkte. Nur bei meinem Anblick lächelte er freundlich, warf den Pflock auf den Boden und kniete sich zu mir.
„Ist alles in Ordnung, Quinn?“
Ehe seine Hand meinen Nacken berühren konnte, zuckte ich zurück und warf Aiden einen beklommenen Blick zu. Er erwartete, dass ich etwas sagte oder tat. Aber mir fehlten einfach die Worte. Stattdessen schüttelte ich Luciens Hand ab und stand schnell auf.
Alyssandra kam allmählich wieder zu Bewusstsein. Sie bewegte sich, blinzelte. Ihre langen, schwarzen Haare lagen wie eine Decke unter ihrem Körper. Sie war wirklich wunderschön. Fast schon wie eine Märchengestalt.
„Hm.“ Lucien grinste, als hätte er nichts anderes von mir erwartet. Daraufhin wandte er sich den anderen Leuten in der Halle zu. „Also, das ist deine Familie, Quinn, ja? Magst du mir nicht alle vorstellen?“
„Oh, Meister!“ Meine Mutter stöhnte, kam endlich zur Besinnung und fing an zu stottern: „Tut mir leid, wir sind alle völlig...“
„Nicht du“, wurde sie von Lucien grob unterbrochen. „Du hast gerade deine eigene Tochter in Gefahr gebracht. Glaub ja nicht, dass du dafür keine Strafe erhältst.“
Sofort schoss meiner Mutter alles Blut ins Gesicht. Sie senkte verlegen den Blick, trat einige Schritte zurück, um Lucien die Möglichkeit zu geben, sich alle noch genauer anzusehen.
„Also, Quinn?“, murmelte er und sah mich ungeduldig an.
Ich nickte langsam und stellte ihm jede Person in der Halle vor, selbst die Vampire. Lucien lächelte alle freundlich an und winkte wie ein Königssohn, der seine Untertanen begrüßte. Anschließend legte er seinen Arm um meine Hüfte. Als ich erneut zurückweichen wollte, beugte er sich näher zu mir und flüsterte: „Ich habe dich gerade vor dem Tod gerettet. Meinst du nicht, dass du mir ein wenig Dankbarkeit entgegenbringen solltest?“
Er ließ seine Hand über meinen Rücken wandern und zog mich näher an sich heran. Schließlich spazierte er mit mir gemeinsam zu James Elliots Leichnam.
Karen stand rasch auf und verbeugte sich, woraufhin Lucien ein leises Lachen ausstieß. Er schien es zu genießen, dass die Leute alle vor ihm zurückwichen, dass sie geradezu Angst vor ihm hatten.
„Was ist denn mit dem armen Typen hier passiert?“, fragte er und stieß James Elliots Schulter mit seinem Schuh an.
„Der Vampir dort...!“, keuchte Karen und wies auf Isaiah, der mit einem Mal völlig nervös wirkte.
„Ach ja?“ Luciens Blick huschte zu Isaiah, dann lachte er anerkennend. „Sehr gut gemacht, mein Freund. Da hast du dir eine schöne Seele für mich ausgesucht. Mit ihm werde ich meinen Spaß haben, wenn ich heimkehre. Ein schwieriger Mann, oder?“ Er grinste mich spöttisch an, doch diesmal entwand ich mich seinen Armen.
Er spielte mit ihren Gefühlen. Er verspottete sie. Und dafür hasste ich ihn in diesem Moment so sehr, dass ich ihm den Kopf abreißen wollte.
Ja, James Elliot war ein schwieriger Mann gewesen. Aber wer war das nicht? Wer gab diesem dahergelaufenen Wichtigtuer das Recht, sich über einen toten Mann lustig zu machen?
Als könnte er meine Gedanken lesen, verengten sich seine rabenschwarzen Augen. „Quinn, ich habe deine Entscheidung vorhin mitbekommen. Und ich war wirklich sehr froh, dass du dich entschlossen hast, dein Schicksal anzunehmen. Also, warum machst du es mir jetzt so unglaublich schwer?“, flüsterte er
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