I#mNotAWitch 1
von der Stelle und klappten nur ratlos den Mund auf.
Nur meine Mutter wachte aus ihrem Dämmerzustand auf. Sie schnappte sich einen weiteren Holzpflock und zielte ihn genau in Isaiahs Richtung. Auf einmal schmetterte sie ihn los.
„NEIN!“, brüllte ich.
Es tat mir unendlich leid, dass James Elliot gestorben war. Doch das war nur passiert, weil Isaiah seine große Liebe beschützen wollte. Ich konnte nicht zulassen, dass ihn nun eine Strafe ereilen sollte.
Bei meinem gellenden Schrei fiel der Holzpflock mitten auf den Boden und zersprang dort in tausend spitze Einzelteile.
„Quinn!“, stieß meine Mutter wütend hervor.
Ich drehte mich zu den beiden Vampiren um und rief: „FLIEHT!“
Isaiah sah überrascht hoch. Dann nickte er dankbar und hievte Alyssandra auf seine Arme, um mit ihr zu flüchten.
Doch die Verbissenheit meiner Mutter war grenzenlos. Mit einer einfachen Handbewegung schleuderte sie die bewusstlose Alyssandra gegen die Bücherregale.
Isaiah knurrte und flog auf meine Mutter zu.
„HÖRT AUF!“, bat ich, aber sie hörten einfach nicht auf mich.
Meine Mutter griff sich einen weiteren Holzpflock und kämpfte damit, als wäre es ein Schwert. Anschließend setzte sie wieder ihre Kräfte ein und schickte die Waffe los.
Erneut sorgte ich mit einem Aufschrei dafür, dass der Pflock sein Ziel verfehlte und in alle Stücke zersprang.
Ich würde nicht noch einen Toten zulassen. Ob Mensch oder Vampir. Nicht noch einmal.
„QUINN!“, fauchte meine Mutter. „Du kannst sie nicht beschützen! WIR sind deine Familie!“
Ich stand auf und entgegnete ruhig: „Für euch habe ich genug getan. Reicht es nicht, dass ihr meine ganze Zukunft verplant habt? Jetzt bitte, hör damit auf. Lass ihn gehen.“
Sie schüttelte erbost den Kopf.
Der Regen prasselte durch das kaputte Fenster in die Halle herein. Der Geruch nach feuchter Erde breitete sich überall aus.
Auch Jack mischte sich nun ein. „Isaiah, pack dir deine Frau und hau ab. Das hat doch alles keinen Sinn.“
„Das wollte ich doch! Aber die Hexe lässt mich nicht!“, zischte Isaiah.
Ich rannte zu Alyssandra und umfasste mit beiden Händen den Pflock, der noch immer mitten in ihrer Brust steckte.
„QUINN? WAS ZUR HÖLLE TUST DU DA?“
Ich ignorierte die Einwände meiner Mutter und zog mit meiner ganzen verbliebenen Energie. Aber es gelang mir nicht. Ich musste meine Kräfte einsetzen. Mit bloßen Händen funktionierte es offenbar nicht.
Im nächsten Moment erschien Aiden neben mir und legte seine Hände um meine. Gemeinsam zogen wir den Pflock aus Alyssandras Brust.
„NEIN!“, heulte Karen Elliot auf. „James wollte nur... Diese Monster...! Jetzt war alles umsonst!“
Niemand wagte es, sich zu rühren – keiner der Erwachsenen, bis auf meine Mutter. Sie stürmte in unsere Richtung, zog aus ihrer Tasche die nächste Waffe und zielte sie auf Aiden.
Der Holzpflock raste so schnell wie ein Pfeil durch die Luft. Er würde ihn treffen. Da war ich mir sicher. Ich konnte ihn nicht mehr aufhalten. Außer...
Ich stieß Aiden zur Seite und wartete nur noch darauf, dass mir das Stück Holz direkt in die Brust fuhr.
Ich drückte meine Augen zu und leugnete das Herzrasen, das in meinen Ohren nachhallte. Ich schmeckte Blut in meinem Mund, weil ich meine Zähne zu stark aufeinander presste.
In meinen Gedanken konnte ich nur noch seinen Namen hören. Aiden.
Ihm durfte nichts passieren. Er hatte alles für mich getan. Er hatte seine langjährige Mitbewohnerin nur meinetwegen umgebracht.
Und ich würde nicht zulassen, dass meine Mutter mir auch noch ihn wegnehmen würde. Alles, aber nicht ihn.
Kurze Erinnerungen flammten in meinen Gedanken auf. Sie lagen nicht weit zurück. Dennoch fühlten sie sich so an, als wären sie aus einer anderen Zeit. Es hatte sich so viel verändert. Ich hatte mich verändert.
Hier saß ich nun und wehrte mich gegen meine eigene Mutter. Ich behauptete mich – vor den Augen all der anderen, die diese Situation zu begreifen versuchten.
So viel war passiert.
Vor einigen Wochen kannte ich die Bedeutung von Liebe noch nicht. Ich wusste nicht, wie sich ein Kuss anfühlte.
Ich verabscheute Savannah und kannte Samuels wahres Wesen nicht.
Ich glaubte an alles und nichts, wünschte mir ständig, mein Leben mit dem eines anderen zu tauschen. Mit jemandem, der keine Hexenmutter besaß. Mit jemandem, der frei und normal sein durfte.
Seltsame Wörter, oder? Frei? Normal?
Aber mehr hatte ich mir nie erhofft.
Und
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