Imperator 01 - Die Tore von Rom
ungerührter Miene.
Sulla fuhr fort: »Mit der Unterstützung unserer Streitkräfte in Kleinasien wird es kein langer Feldzug werden. Sobald ich Mithridates vernichtet habe, kehre ich nach Rom zurück. Dann werden wir über die Zukunft Roms entscheiden.« Bei den letzten Worten schaute er Marius direkt an. Die Botschaft war unmissverständlich.
»Schon heute Abend lasse ich meine Männer die Kasernen räumen. Wenn nichts weiteres mehr ansteht, wünsche ich euch allen einen guten Tag.« Sulla verließ den Saal, und eine Gruppe seiner Anhänger schloss sich ihm an. Die Anspannung wich aus dem Raum, und plötzlich redeten und lachten alle durcheinander oder sahen sich gegenseitig nachdenklich an.
Marius stand auf, und augenblicklich kehrte Ruhe ein.
»Ich danke euch für euer Vertrauen, meine Herren. Ich werde diese Stadt gegen alle Feinde verteidigen.« Unwillkürlich musste Gaius daran denken, dass auch Sulla sehr wohl zu diesen Feinden gehören mochte, wenn er erst wieder zurückkehrte.
Mehrere Senatoren umringten seinen Onkel, und ein paar schüttelten ihm in unverhohlener Gratulation die Hand. Marius zog Gaius mit einer Hand zu sich und ergriff mit der anderen die Schulter eines dürren Manns, der sie beide anlächelte.
»Crassus. Darf ich dir meinen Neffen Gaius vorstellen? Du wirst es nicht glauben, Gaius, wenn du ihn dir so ansiehst, aber Crassus ist wahrscheinlich der reichste Mann in ganz Rom.«
Der Mann hatte einen langen, dünnen Hals, auf dessen Ende sein Kopf hin- und herwackelte, und warme braune Augen, die aus einem Meer von Falten hervorblinzelten.
»Die Götter haben es gut mit mir gemeint, das ist wahr. Ich habe auch zwei wunderschöne Töchter.«
Marius lachte. »Eine ist halbwegs ansehnlich, Crassus, aber die andere kommt nach ihrem Vater.«
Innerlich zuckte Gaius bei diesen Worten zusammen, Crassus jedoch schienen sie überhaupt nichts auszumachen. Er lachte wehmütig.
»Das stimmt, sie ist ein bisschen knochig. Ich muss wohl eine hohe Mitgift in Aussicht stellen, um die jungen Männer Roms anzulocken.« Dann wandte er sich an Gaius und streckte die Hand aus. »Es ist mir ein Vergnügen dich kennen zu lernen, junger Mann. Wirst du ein Legat werden wie dein Onkel?«
»Ganz bestimmt«, sagte Gaius ernst.
Crassus lächelte. »Dann wirst du Geld brauchen. Kommst du zu mir, wenn du einen Förderer brauchst?«
Gaius nahm die angebotene Hand und drückte sie kurz, ehe sich Crassus wieder unter die Menge mischte.
Marius beugte sich zu seinem Neffen hinüber und murmelte ihm ins Ohr: »Gut gemacht. Er war mir immer ein treuer Freund und besitzt ein unglaubliches Vermögen. Ich arrangiere für dich einen Besuch auf seinem Familiensitz; seine verschwenderische Pracht ist wirklich sehenswert. Und jetzt möchte ich dir noch jemanden vorstellen. Komm mit.«
Gaius folgte ihm durch die Grüppchen von Senatoren, die über die Ereignisse des Tages und über Sullas Demütigung sprachen. Gaius fiel auf, dass Marius jedem Mann, der seinem Blick begegnete, die Hand schüttelte, kurz gratulierte, sich nach der Familie und abwesenden Freunden erkundigte. Jede Gruppe verließ er mit einem Lächeln.
Auf der anderen Seite des Senatssaals unterhielten sich drei Männer leise, und sie unterbrachen ihr Gespräch sofort, als Marius und Gaius sich näherten.
»Das ist der Mann, Gaius«, sagte Marius fröhlich. »Gnaeus Pompeius, den seine Anhänger für den besten Feldgeneral halten, den Rom hat, wenn ich krank oder nicht im Land bin.«
Pompeius schüttelte ihnen beiden die Hand und lächelte freundlich. Im Gegensatz zu dem hageren Crassus war er ein wenig übergewichtig, dabei ebenso groß wie Marius. Seine Körperfülle stand ihm gut und erweckte den Eindruck von massiver Kraft. Er schien nicht älter als dreißig zu sein, was seinen militärischen Rang noch eindrucksvoller machte.
»Daran kann gar kein Zweifel bestehen, Marius«, erwiderte er. »Auf dem Schlachtfeld bin ich ein wahres Wunder. Sogar starke Männer weinen, wenn sie die Schönheit meiner Manöver sehen.«
Marius lachte und schlug ihm auf die Schulter.
Pompeius musterte Gaius von oben bis unten. »Eine jüngere Ausgabe von dir, du alter Fuchs?«, sagte er zu Marius.
»Wie könnte es anders sein, mit meinem Blut in seinen Adern?«
Pompeius verschränkte die Hände hinter dem Rücken.
»Dein Onkel ist heute ein schreckliches Risiko eingegangen, als er Sulla aus Rom verdrängt hat. Was hältst du davon?«
Marius wollte antworten, doch
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