Imperator 01 - Die Tore von Rom
bringt, und hier hat es mich hergebracht, auf diese Stufen, mit der größten Stadt der Welt im Rücken. Kopf hoch, Junge, heute ist ein Tag der Freude, nicht des Bedauerns.«
»Nein, da hast du Recht. Ich musste nur gerade an Marcus und Renius denken, die nach Osten unterwegs sind, um sich der Vierten Makedonischen anzuschließen. Es ist durchaus möglich, dass sie auf diesen Mithridates treffen, der aus der anderen Richtung kommt.«
»Ich hoffe nicht. Die beiden würden diesen Griechen zum Frühstück verspeisen, und ich finde, Sulla sollte wenigsten noch ein bisschen was zu tun haben, wenn er dort ankommt.«
Gaius lachte, dann erhoben sich beide. Marius blickte auf seine Legion, und Gaius konnte die Freude und den Stolz förmlich spüren, den er versprühte.
»Das war ein guter Tag. Du hast die Mächtigen dieser Stadt kennen gelernt, und ich bin von den Menschen gefeiert und vom Senat unterstützt worden. Ach, übrigens, wegen deiner Sklavin … diesem hübschen Ding? Ich an deiner Stelle würde sie verkaufen. Es ist eine Sache, wenn man ein Mädchen ein paarmal flachlegt, aber du scheinst sie gern zu haben, und das verheißt nichts als Ärger.«
Gaius wendete sich ab und biss sich auf die Lippen. Gab es denn nirgends mehr Geheimnisse?
Ohne das Unbehagen seines Begleiters zu bemerken, fuhr Marius vergnügt fort: »Hast du sie denn überhaupt schon mal ausprobiert? Nein? Vielleicht schlägst du sie dir dann ja aus dem Kopf. Ich kenne ein paar gute Häuser, falls du vorher ein paar Erfahrungen sammeln willst. Frag mich einfach, wenn du so weit bist.«
Gaius antwortete nicht, aber seine Wangen glühten.
Marius ließ den Blick mit unverhohlenem Stolz über die Primigenia-Legion schweifen, die immer noch in Reih und Glied vor ihnen stand.
»Sollen wir mit den Männern zur Stadtkaserne marschieren, mein Junge? Ich glaube, sie könnten nach dem ganzen Marschieren und dem Herumstehen in der Sonne eine anständige Mahlzeit und ein paar Stunden Schlaf vertragen.«
18
Marcus blickte hinaus aufs Mittelmeer und atmete die warme Luft mit dem leichten Salzgeschmack ein. Nach einer Woche auf See hatte ihn die Langeweile überkommen. Er kannte inzwischen jeden Zoll des kleinen Handelsschiffs und hatte sogar schon im Frachtraum geholfen, die Amphoren mit dem dickflüssigen Öl und die Ebenholzplanken aus Afrika zu zählen. Eine Weile hatten die Hunderte von Ratten unter Deck sein Interesse geweckt, und bewaffnet mit einem Dolch und einem Briefbeschwerer aus Marmor, den er aus der Kabine des Kapitäns gestohlen hatte, hatte er zwei Tage damit verbracht, in der Dunkelheit zu ihren Nestern zu kriechen. Nachdem er Dutzende von ihren kleinen Leibern über Bord geworfen hatte, kannten sie seinen Geruch oder seinen vorsichtigen Schritt und zogen sich in Ritzen tief im Leib des Schiffes zurück, sobald er den Fuß auf die Leiter setzte, die unter Deck führte.
Seufzend betrachtete er den Sonnenuntergang. Die Farben der im Meer versinkenden Sonne schlugen ihn immer noch in ihren Bann. Als Passagier hätte er die ganze Reise über in seiner Kabine bleiben können, so wie Renius es offensichtlich vorhatte, doch der winzige, beengte Raum bot keinerlei Unterhaltung, und Marcus benutzte ihn schon bald nur noch zum Schlafen.
Der Kapitän hatte ihm erlaubt, eine Wache zu übernehmen, und er hatte sich sogar an den beiden großen Steuerrudern versucht, die sich hinten oder am Heck, wie er gelernt hatte, befanden, aber sein Interesse war schnell erlahmt.
»Noch ein paar Wochen, und ich bin reif für den Selbstmord«, murmelte er vor sich bin, während er mit dem Messer seine Initialen in die hölzerne Reling ritzte. Hinter sich hörte er ein schlurfendes Geräusch, doch er drehte sich nicht um, sondern lächelte nur und betrachtete weiter den Sonnenuntergang. Eine Weile blieb es still, dann ertönte wieder ein Geräusch, so wie es ein kleiner Körper macht, wenn er eine bequemere Position sucht.
Marcus wirbelte herum und warf sein Messer von unten, so wie es ihm Renius einmal beigebracht hatte. Es schlug dumpf in den Mast und blieb dort zitternd stecken. Ein erschrockener Aufschrei war die Folge, und schmutzige weiße Füße blitzten auf, als sich irgendetwas tiefer in den Schatten verkroch und dabei auch noch leise zu sein versuchte.
Marcus schlenderte hinüber zu dem Messer, zog es mit einem Ruck heraus, schob es wieder in die Scheide an seiner Hüfte und spähte angestrengt in die Finsternis.
»Komm raus, Peppis, ich weiß,
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