Imperator 01 - Die Tore von Rom
zu. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Komm schon!« Gaius zog Cabera am Arm, und der Alte musste über so viel Überschwang vor sich hin kichern.
Als sich der Abend über die Stadt senkte, verließ Marius die Zenturios und ging hinaus, um die Verteidigungsanlagen an den Mauern noch einmal zu kontrollieren. Beim Gehen streckte er sich und hörte und spürte, wie sein Rücken knackte. Nach den vielen Stunden, die er über den Plänen gebeugt war, schmerzte er merklich. Eine innere Stimme warnte ihn davor, wie dumm es sei, nach Einbruch der Dunkelheit allein in der Stadt herumzuspazieren, auch wenn die Ausgangssperre noch immer nicht aufgehoben war. Er tat den Gedanken mit einem Achselzucken ab. Rom würde ihm niemals etwas antun. Er wusste, dass die Stadt ihren Sohn viel zu sehr liebte.
Wie als Antwort auf seine Gedanken spürte er einen erfrischenden warmen Wind auf dem Gesicht, der den Schweiß trocknete, der sich in der überfüllten Baracke auf seiner Haut gebildet hatte. Wenn er erst einmal mit Sulla fertig war, würde er einen größeren Palast für die römische Legion errichten lassen. Direkt neben den jetzigen Unterkünften lag ein Elendsviertel, das per Senatsbeschluss abgerissen werden konnte. Er sah es schon genau vor sich und malte sich aus, wie er in den neuen, weitläufigen Hallen fremde Staatsmänner bewirtete. Es waren Träume, doch sie waren erfreulich, als er so durch die stillen Straßen ging, in denen lediglich das Klack-Klack seiner Sandalen die tiefe Stille störte. Gegen den mit Sternen übersäten Nachthimmel sah er die Silhouetten seiner Männer. Einige standen ruhig da, andere machten ihre vorgeschriebenen, einander überschneidenden Runden. Ein kurzer Blick verriet ihm, dass sie wachsam waren. Gute Männer. Wer konnte sagen, was sie erwartete, wenn die nächste Nacht heraufzog? Wieder zuckte er mit den Schultern und war froh, dass ihn in den düsteren Straßen niemand sehen konnte. Sulla würde kommen, und er würde ihn mit Stahl empfangen. Es hatte keinen Sinn, sich darüber Sorgen zu machen, und Marius holte tief Luft, um die finsteren Gedanken zu vertreiben. Als ihn der erste von vielen Wachtposten anhielt, lächelte er bereits zuversichtlich.
»Guter Junge. Halt den Speer jetzt gut fest. Ein Pilum ist in den richtigen Händen eine Furcht einflößende Waffe. So ist’s gut. Ich dachte, ich schau mir diesen Abschnitt mal genauer an. Die Warterei gefällt mir überhaupt nicht. Dir?«
Der Posten salutierte ernst.
»Mir macht das nichts aus, Herr. Du kannst passieren.«
Marius klopfte dem Posten auf die Schulter. »Guter Mann. An dir kommen sie nicht vorbei.«
»Nein, Herr.«
Der Legionär sah ihm nach und nickte vor sich hin. Der Alte hatte immer noch Biss.
Marius stieg die Stufen zu der neuen Mauer hinauf, die seine Legion über und um die alten Tore Roms errichtet hatte. Es war eine solide, massive Konstruktion aus schweren, gegeneinander versetzten Steinblöcken, mit einem breiten Laufgang auf der Krone, wo eine kleinere Mauer seine Männer vor feindlichen Pfeilen schützte. Marius stützte die Hände auf den glatten Stein und schaute in die Nacht hinaus. Wenn er Sulla wäre … wie würde er die Stadt einnehmen wollen?
Sullas Legionen verfügten über gewaltige Belagerungsmaschinen: schwere Armbrüste, Steinschleudern und Katapulte. Marius hatte sie selbst schon eingesetzt und fürchtete sie alle. Er wusste, dass Sulla seine Maschinen nicht nur mit großen Steinen zum Zerschmettern der Mauern, sondern auch mit kleinteiligeren Geschossen bestücken konnte, die diejenigen Verteidiger, die sich nicht rechtzeitig duckten, in Fetzen rissen. Er würde Feuer einsetzen, Fässer mit Steinöl über die Mauer schleudern, um die dahinter liegenden Gebäude in Brand zu setzen. Genügend Fässer, damit die Männer auf der Mauer von hinten beleuchtet wurden und den Bogenschützen bessere Ziele boten. Marius hatte einige Holzgebäude hinter der Mauer abreißen lassen; seine Männer hatten die Behausungen rasch und gründlich auseinander genommen. Diejenigen, die er nicht entfernen konnte, waren mit gewaltigen Wasservorräten und gut ausgebildeten Mannschaften ausgestattet, die damit umgehen konnten. Diese Maßnahme war eine neue Idee für Rom, eine Vorstellung, über die er genauer nachdenken musste, sobald die Schlacht vorüber war. Jeden Sommer brannten etliche Häuser aus, und manchmal sprang das Feuer auf andere Häuser über, bevor es von einer breiten Straße oder einer dicken
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