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Imperator 01 - Die Tore von Rom

Imperator 01 - Die Tore von Rom

Titel: Imperator 01 - Die Tore von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
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Marsches ließ einige Verteidiger die Stirn runzeln; man fragte sich, was um alles in der Welt Sulla vorhatte. Eines war sicher: Marius würde sich nicht durch demonstratives Selbstvertrauen einschüchtern lassen.
    Als die Tore und Mauern der befestigten Stadt im Widerschein der Fackeln seiner Legion zu leuchten begannen, ballte Sulla vor Aufregung die Fäuste. Tausende Soldaten und noch einmal halb so viel, die für die Versorgung zuständig waren, marschierten weiter durch die Nacht. Es war ein rhythmisches, ohrenbetäubendes Geräusch, das Krachen der Füße auf der Steinstraße hallte bis in die Stadt und durch die ganze Nacht. Sullas Augen funkelten in den Flammen der Fackeln. Beiläufig hob er die rechte Hand. Das Signal wurde weitergeleitet, große Trompeten dröhnten in die Dunkelheit und lösten eine Kette von Antworten in der lang gezogenen Menschenschlange aus.
    Eine marschierende Legion zum Stillstand zu bringen, erforderte Können und viel Übung. Jede Sektion musste auf Befehl hin stehen bleiben, sonst rannte alles ineinander, und die Präzision endete in Chaos. Sulla drehte sich um und blickte den Hügel hinunter; dann nickte er zufrieden, als er sah, wie jede Zenturie zum Stehen kam, die Fackeln ruhig in den festen Fäusten. Vom ersten Signal bis zum Ende verging fast eine halbe Stunde, schließlich jedoch standen sie alle auf der Via Sacra, und die natürliche Stille des Landes schien sie zu umfangen. Seine goldglänzende Legion erwartete seine Befehle.
    Sulla ließ den Blick über die Befestigungsanlagen schweifen und stellte sich die gemischten Gefühle der Männer und der Bürger dahinter vor. Sie wunderten sich wahrscheinlich über sein Anhalten, flüsterten nervös und gaben die Nachricht an diejenigen weiter, die zu weit hinten waren, um die große Prozession mit eigenen Augen zu sehen. Die Bürger hörten nur die schallenden Hörnerklänge und erwarteten jeden Augenblick den Angriff.
    Er lächelte. Auch Marius würde ungeduldig auf seinen nächsten Zug warten. Er musste warten, das war die größte Schwäche, wenn man hinter den Mauern einer Festung stand. Dort konnte man nur seine passive Rolle spielen und verteidigen.
    Sulla ließ die Zeit verstreichen, ließ sich mit einer Handbewegung kühlen Wein bringen. Dabei fiel ihm die ziemlich steife Haltung eines Fackelträgers auf. Warum war der Mann so angespannt?, fragte er sich. Er beugte sich im Sattel vor und sah, dass aus der Fackel ein kleines Rinnsal kochendes Öl entwichen war und auf die ungeschützte Hand des Sklaven zusickerte. Sulla sah, wie die Augen des Mannes immer wieder zu der brennenden Flüssigkeit hinzuckten. War da ein Hauch der Flamme in dem sickernden Öl? Ja, die Hitze musste schrecklich sein; wahrscheinlich würde sie sich in die Haut des Mannes hineinfressen. Sulla schaute interessiert zu, bemerkte den Schweiß auf der Stirn des Mannes und schloss insgeheim eine Wette mit sich selbst ab, was geschehen würde, wenn die Hitze die Haut erreichte.
    Er glaubte an Omen, und wusste, dass die Götter gerade in einem solchen Augenblick, vor den Toren der Stadt Rom selbst, auf die Sterblichen herabsahen. War das hier eine Botschaft von ihnen, ein Zeichen, das Sulla zu interpretieren hatte? Zweifellos liebten ihn die Götter, wie schon seine herausragende Stellung bewies. Seine Pläne standen fest, doch bei einem Mann wie Marius musste man immer mit einer Katastrophe rechnen. Die züngelnden Flammen auf dem Öl erreichten die Haut des Sklaven. Sulla hob eine Augenbraue, sein Mund zuckte vor Verwunderung. Trotz der offensichtlichen Qualen blieb der Mann stehen wie ein Fels, ließ das Öl über die Knöchel rinnen und von dort in den Staub der Straße tropfen. Sulla sah deutlich, wie die Flammen seine Hand mit einem gelblichen Glühen erhellten, und trotzdem rührte sich der Bursche nicht!
    »Sklave!«, rief er.
    Der Mann wandte seinem Herrn das Gesicht zu.
    Angesichts seiner Standfestigkeit lächelte Sulla erfreut.
    »Du bist deiner Pflichten entbunden. Versorge deine Hand. Dein Mut ist ein gutes Omen für heute Nacht.«
    Der Mann nickte dankbar und erstickte die kleinen Flammen, indem er die andere Handfläche darum legte. Dann trabte er mit rotem Gesicht und vor Erleichterung keuchend davon. Sulla ließ sich einen gekühlten Becher reichen und trank den Mauern der Stadt zu. Mit geschlossenen Augen legte er den Kopf zurück und schmeckte den Wein. Jetzt blieb ihm nichts anderes als zu warten.
    Marius legte gereizt die Hand auf den

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