Imperator 01 - Die Tore von Rom
Sekunden Dutzende von ihnen zu Boden gingen. Wasserträger ließen ihre Eimer fallen und bohrten Dolche in die ihnen am nächsten stehenden Soldaten, töteten die Männer, bevor diese überhaupt bemerkten, dass sie angegriffen wurden.
»Bei den Göttern!«, flüsterte er. »Sie sind bereits in der Stadt!«
Als er seinen Gladius zückte und mehr spürte als sah, dass Tubruk dasselbe tat, sah er, wie ein flammender Pfeil, der in aller Ruhe in einer Kohlenpfanne entzündet worden war, fauchend in die Nacht geschossen wurde. Sobald er in hohem Bogen aufstieg, zerriss die mörderische Stille. Vor den Toren brüllte Sullas Legion auf, als wäre die Hölle aufgebrochen, und stürzte sich auf die Stadt.
Marius hatte in der Dunkelheit der Straße mit dem Rücken zur Mauer gestanden, als ihm das Entsetzen im Gesicht eines Zenturios aufgefallen war. Er wirbelte gerade noch rechtzeitig herum, um zu sehen, wie der Mann die gekrümmten Finger in die Luft krallte, aufgespießt auf einem langen Dolch, der ihm in den Rücken gestoßen worden war.
»Was soll das? Beim Blut der Götter …« Er holte tief Luft, um die Abschnitte links und rechts von ihm zu alarmieren und sah in diesem Augenblick, wie ein flammender Pfeil in die pechschwarze Dunkelheit der sternenlosen Nacht aufstieg.
»Zu mir! Die Erstgeborenen zum Tor! Haltet das Tor! Blast vollen Alarm! Sie kommen!«
Seine Stimme überschlug sich, doch die Trompetenbläser lagen bereits in ihrem eigenen Blut. Einer rang noch immer mit seinen Angreifern, hielt die dünne Bronzeröhre trotz der wütenden Stiche, die auf seinen Körper eindrangen, fest. Marius zückte das Schwert, das sich schon seit Generationen im Besitz seiner Familie befunden hatte. Sein Gesicht war schwarz vor Zorn. Die beiden Männer starben, und Marius setzte das Horn an die Lippen, schmeckte das Blut, das auf das Metall gespritzt war.
Rings um ihn her in der Dunkelheit antworteten weitere Hörner. Sulla hatte die ersten Momente der Schlacht gewonnen, doch Marius schwor, dass es damit noch nicht getan war.
Julius sah, dass die als Boten verkleidete Gruppe gut bewaffnet war und sich an dem Punkt zusammenzog, wo Marius mit der blutigen Trompete stand. Sein gezücktes Schwert war bereits dunkel von Blut. Hinter ihm ragte die Mauer auf, über die zuckende, von den Fackeln geworfene Schatten tanzten.
»Mir nach! Sie haben es in dem Durcheinander auf den Legaten abgesehen!«, knurrte er Tubruk und Cabera zu und fiel mit diesen Worten der sich zusammenrottenden Gruppe in den Rücken.
Sein erster Hieb traf einen der rennenden Männer am Hals, gerade als sie langsamer wurden, um an mehreren kämpfenden Grüppchen vorbeizukommen. Endlich schienen Marius’ Leute erkannt zu haben, dass der Feind in Verkleidung auftrat, doch der Kampf gestaltete sich schwierig, weil in der Hitze des Gefechts niemand wusste, wer Freund und wer Feind war. Es war ein verheerender Trick, der die gesamte Organisation hinter den Stadtmauern in Chaos verwandelte.
Julius zog seine Klinge über einen Beinmuskel, trampelte im Weiterlaufen auf den Körper des Fallenden und empfand eine tiefe Befriedigung, als er Knochen unter seinen Sandalen brechen und splittern fühlte. Zuerst wunderte er sich darüber, dass die Gruppe sich dem Kampf nicht stellte, doch dann wurde ihm rasch klar, dass sie Befehl hatte, Marius zu töten, und sich nicht um andere Gefahren kümmerte.
Mit einem gewaltigen Satz, der sie beide auf das harte Pflaster warf, brachte Tubruk noch einen der Männer zu Fall. Cabera streckte einen weiteren mit einem Dolchwurf nieder, der Sullas Mann in die Seite traf. Er geriet ins Taumeln, und Julius mähte ihn im Vorbeilaufen mit seiner Klinge nieder, nahm nur noch zufrieden wahr, wie sein Arm den Treffer registrierte und die Klinge wieder freikam.
Weiter vorne stand Marius immer noch allein mehreren dunkel gekleideten Gestalten gegenüber. Als sie erneut auf ihn eindrangen, brüllte er sie trotzig an, und mit einem Mal wusste Julius, dass er zu spät kam. Mehr als fünfzig Mann griffen den Legaten an. Alle seine Soldaten in diesem Abschnitt waren tot oder lagen im Sterben. Einer oder zwei schrien noch ihre Enttäuschung hinaus, doch auch sie konnten seinen Onkel nicht mehr erreichen.
Marius spuckte Blut und Schleim und hob drohend das Schwert.
»Kommt schon, Jungs. Lasst mich nicht warten«, knurrte er mit zusammengebissenen Zähnen. Sein Zorn hatte immer noch die Oberhand über die Verzweiflung.
Julius spürte, wie ihn eine
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