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Imperator 01 - Die Tore von Rom

Imperator 01 - Die Tore von Rom

Titel: Imperator 01 - Die Tore von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
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riskieren, doch Marius hielt nach wie vor einen anderen Plan für möglich, der erst dann offensichtlich würde, wenn die Armee in Sichtweite kam. Er gab seine letzten Befehle und drückte jedem seiner Offiziere die Hand, bevor dieser sich auf seinen Posten begab. Die Sonne hatte den Zenit längst überschritten. Bis zum Abend blieben nur noch wenige Stunden.
    Er drehte sich zu seinem Neffen um und musste grinsen, als er dessen ernste Miene sah.
    »Ich möchte, dass du mit mir die Verteidigungsanlagen abschreitest und sie mit unbefangenen Augen betrachtest. Sag mir alles, was du besser machen würdest. Sieh dir die Männer an, ihre Gesichter, die Art und Weise, wie sie sich geben. Beurteile ihre Moral.«
    Julius sah immer noch grimmig aus, und Marius seufzte gereizt.
    »Und lächle, mein Junge. Muntere sie auf.« Er beugte sich näher zu ihm. »Viele dieser Männer werden den Morgen nicht mehr erleben. Sie wissen, was sie tun, trotzdem ist ihnen Angst nicht fremd. Manche sind nicht glücklich darüber, dass wir gegen unsere eigenen Leute Krieg führen, obwohl ich versucht habe, die schlimmsten Fälle von der ersten Angriffsmauer abzuziehen. Sprich mit so vielen du kannst, ein paar Worte nur, keine lange Unterhaltung, sieh einfach hin, was sie tun und zolle ihnen Anerkennung. Frag sie nach ihren Namen und sprich sie dann mit diesen Namen an, wenn du antwortest. Bist du bereit?«
    Julius nickte und straffte sein Rückgrat. Er wusste, dass die anderen ihn so sahen, wie er sich ihnen präsentierte. Wenn er mit gereckten Schultern und geradem Rücken daherkam, würden die Männer ihn ernst nehmen. Er erinnerte sich daran, wie sein Vater den Jungen erklärt hatte, wie man Soldaten führt.
    »Haltet das Kinn hoch und entschuldigt euch nicht, es sei denn, es ist absolut unumgänglich. Dann tut es ganz kurz, laut und klar. Nicht wimmern, nicht bitten, niemals ins Schwärmen geraten. Denkt nach, ob ihr mit einem Mann reden wollt, und wenn ihr es tut, dann mit wenigen Worten. Männer respektieren die Schweigsamen; sie verachten die Schwätzer.«
    Renius hatte ihm beigebracht, wie man einen Mann so rasch und so sicher wie möglich tötet. Wie man Treue und Vertrauen gewinnt, musste Julius noch lernen.
    Langsam schritten sie einen Abschnitt der Mauer ab, blieben bei jedem Soldaten stehen, wechselten ein paar Worte und verbrachten ein paar Minuten länger mit dem für den Abschnitt Verantwortlichen, hörten sich Vorschläge und Anmerkungen an und zollten den Männern Anerkennung für ihre Einsatzbereitschaft.
    Julius fing Blicke auf und erwiderte sie nickend. Die Soldaten grüßten ihn, wenn auch mit offensichtlicher Anspannung. Er blieb bei einem Mann mit ausladendem Brustkorb stehen, der gerade eine gewaltige, im Mauerwerk verankerte Armbrust justierte.
    »Wie weit schießt das Ding?«
    Der Soldat salutierte knapp.
    »Mit dem Wind gut dreihundert Schritt, Herr.«
    »Hervorragend. Kann man mit dieser Maschine auch zielen?«
    »Ein bisschen, aber im Moment nicht sehr genau. In der Werkstatt arbeiten sie noch an einem drehbaren Sockel.«
    »Sehr gut. Es sieht wahrhaftig tödlich aus.«
    Der Soldat grinste stolz und wischte mit einem Lappen über den Spannmechanismus, mit dessen Hilfe sich die schweren Arme in Abschussposition biegen ließen.
    »Sie, Herr. Etwas so Gefährliches kann nur weiblich sein.«
    Julius lachte auf und musste unwillkürlich an Cornelia und seine schmerzenden Muskeln denken.
    »Wie heißt du, Soldat?«
    »Trad Lepidus, Herr.«
    »Ich werde darauf achten, wie viele Feinde sie niedermäht, Lepidus.«
    Der Mann grinste wieder.
    »Das dürften schon ein paar werden, Herr. Niemand betritt ohne die Erlaubnis des Legaten meine Stadt, Herr.«
    »Guter Mann.«
    Mit frisch gewonnenem Selbstvertrauen ging Julius weiter. Wenn alle Männer so standfest waren wie Trad Lepidus, gab es auf der ganzen Welt keine Armee, die Rom einnehmen konnte. Er holte seinen Onkel ein, der einen Schluck aus einer silbernen Flasche annahm und den Inhalt sofort wieder ausspuckte.
    »Beim Mars! Was ist da drin? Essig?«
    »Wenn ich so sagen darf, Herr, du bist wohl bessere Weine gewöhnt. Dieses Gebräu ist ein bisschen derb.«
    »Derb! Na, wenigstens wird einem warm davon«, sagte Marius und setzte die Flasche noch einmal an. Dann wischte er sich mit dem Handrücken über den Mund. »Vorzüglich. Schick dem Quartiermeister morgen früh die Rechnung. Ich denke, ein kleines Fläschchen für jeden Offizier dürfte genau das Richtige für eine

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