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Imperator 01 - Die Tore von Rom

Imperator 01 - Die Tore von Rom

Titel: Imperator 01 - Die Tore von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
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seinen Kopf höher, ein entfernter Schmerz unter den vielen anderen. Marius empfand eine kalte Wut auf den Mann, der jetzt im Gefühl seiner Macht auf ihn zugeschritten kam, aber dennoch war diese Wut mit einem gewissen Respekt für einen würdigen Gegner vermischt. Beurteilte man einen Mann nicht nach seinen Gegnern? Dann war Marius fürwahr ein großer Mann. Seine Gedanken, von den schweren Schlägen umnebelt, irrten hin und her. Er verlor das Bewusstsein, nur für ein paar Sekunden, wie er glaubte, und kam wieder zu sich, als ein Soldat mit einem brutalen Gesicht ihn auf die Wangen schlug und angesichts des Blutes, das dabei auf seine Hände spritzte, eine Grimasse zog. Er machte Anstalten, die Hand an seinem schmutzigen Gewand abzuwischen, doch eine kräftige Stimme gebot ihm Einhalt.
    »Sieh dich vor, Soldat. Du hast das Blut des Marius an deinen Händen. Ich finde, ein wenig Respekt wäre angemessen.«
    Der Mann blickte den Eroberer fassungslos an, dann wich er ein paar Schritte zurück in die immer größer werdende Menge der Soldaten und hielt die Hände steif von sich gestreckt.
    »Nur so wenige begreifen, worum es letztendlich geht, habe ich Recht, Marius? Was es bedeutet, zu wahrer Größe geboren zu sein?« Sulla trat so vor ihn hin, dass Marius ihm ins Gesicht sehen konnte. Seine Augen sprühten vor einer Zufriedenheit, die Marius niemals wieder zu sehen gehofft hatte. Er wandte den Blick ab, räusperte Blut aus seiner Kehle herauf und ließ es über sein Kinn laufen. Er hatte keine Kraft mehr zum Spucken, und er verspürte auch kein Verlangen danach, kurz vor seinem Tod kluge Sprüche auszutauschen. Er fragte sich, ob Sulla wohl Metella verschonen würde, und wusste, dass er es wahrscheinlich nicht tun würde. Julius … er hoffte, dass der Junge entkommen war, aber auch er gehörte wahrscheinlich zu den erkaltenden Leichen, die überall herumlagen.
    Im Hintergrund schwoll der Schlachtenlärm an, und Marius hörte, wie seine Männer, die immer noch versuchten, sich zu ihm durchzukämpfen, seinen Namen brüllten. Er versuchte, keine Hoffnung in sich aufkeimen zu lassen; es war zu schmerzhaft. Sein Tod stand unmittelbar bevor. Seine Männer würden nur noch seinen Leichnam finden.
    Sulla machte ein nachdenkliches Gesicht und klopfte sich mit dem Fingernagel gegen die Zähne.
    »Weißt du, jeden anderen Legaten würde ich einfach hinrichten lassen und dann mit der Legion über die Einstellung der Kampfhandlungen verhandeln. Schließlich bin ich Konsul und handele im Rahmen meiner Befugnisse. Es dürfte keine große Sache sein, den gegnerischen Truppen zu erlauben, sich aus der Stadt zurückzuziehen und an ihrer Statt meine Männer in die Stadtkaserne zu führen. Ich glaube jedoch, dass deine Männer bis zum letzten Mann weiterkämpfen, was auch Hunderten von meinen Legionären das Leben kosten würde. Bist du nicht der Legat des Volkes, der von den Erstgeborenen so verehrte?« Er tippte sich wieder auf die Zähne, und Marius bemühte sich, sich zu konzentrieren, den Schmerz und die Müdigkeit zu ignorieren, die ihn wieder in die Dunkelheit zu ziehen drohten.
    »Bei dir, Marius, bedarf es einer besonderen Lösung. Hier mein Angebot. Kann er mich hören?«, fragte er einen Mann, den Marius nicht sehen konnte. Ein paar Ohrfeigen weckten ihn aus seiner Benommenheit.
    »Bist du noch da? Sag deinen Männern, sie sollen meine rechtmäßige Autorität als Konsul von Rom anerkennen. Die Primigenia soll sich ergeben und meine Legion in die Stadt einziehen lassen, ohne Zwischenfälle und ohne neuerlichen Angriff. Wir sind sowieso schon drin, das weißt du. Wenn du das tust, erlaube ich dir, Rom mit deiner Frau zu verlassen, geschützt durch mein Wort und meine Ehre. Wenn du dich weigerst, bleibt keiner deiner Männer am Leben. Ich werde sie Straße für Straße vernichten, von Haus zu Haus, zusammen mit allen, die dir jemals einen Gefallen getan oder dich unterstützt haben, und ihren Frauen, Kindern und Sklaven. Kurz gesagt, ich werde deinen Namen aus den Annalen der Stadt löschen, bis es keinen Lebenden mehr gibt, der dich einmal Freund genannt hat. Verstehst du das, Marius? Stellt ihn hin und stützt ihn. Holt dem Mann Wasser, um seine Kehle zu kühlen.«
    Marius hörte die Worte und versuchte, sie in seinen wirbelnden, bleiernen Gedanken festzuhalten. Er traute Sullas Ehre nicht weiter als er spucken konnte, aber immerhin wäre seine Legion gerettet. Natürlich würde man sie weit von Rom fortschicken und mit

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