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Imperator 01 - Die Tore von Rom

Imperator 01 - Die Tore von Rom

Titel: Imperator 01 - Die Tore von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
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endeten, spannten sich bis zum Zerreißen über den beinahe anstößig dicken Muskeln, die er seinem Leben als Infanterist in der Legion verdankte. Trotz seines Alters schien er vor Gesundheit und Kraft nur so zu strotzen. Mit geradem Rücken und wachem, aufmerksamem Blick blieb er vor dem Tisch stehen.
    »Herr, mit Eurer Erlaubnis. Die Sonne geht bereits auf und die Jungen müssen fünf Meilen laufen, ehe sie ganz über die Hügel steigt.«
    Julius nickte. Die beiden Jungen standen auf und warteten darauf, von ihm entlassen zu werden.
    »Geht und strengt euch an«, sagte er lächelnd. Sein Sohn war ganz bei der Sache, doch in den dunklen Augen und auf der Stirn des anderen Jungen stand noch etwas anderes geschrieben. Zorn? Aber nein, schon war es wieder verflogen. Die beiden stoben davon, und die zwei Männer waren wieder einmal allein. Julius deutete auf den Tisch.
    »Ich habe gehört, du willst bald mit dem Kampftraining anfangen.«
    »Sie sind noch nicht stark genug. Vielleicht werden sie das dieses Jahr auch nicht mehr, aber ich bin schließlich nicht nur angestellt worden, um sie ausdauernder zu machen.«
    »Hast du darüber nachgedacht, ihre Ausbildung über den Jahresvertrag hinaus fortzusetzen?« Julius hoffte, seine beiläufige Miene würde sein Interesse verbergen.
    »Ich will mich nächstes Jahr aufs Land zurückziehen. An diesem Entschluss dürfte sich so schnell nichts ändern.«
    »Dann sind diese beiden deine letzten Schüler, dein letztes Vermächtnis an Rom«, erwiderte Julius.
    Renius erstarrte einen Moment, und Julius’ Gedanken verrieten sich in keinem seiner Gesichtszüge.
    »Ich denke darüber nach«, sagte Renius schließlich, bevor er auf dem Absatz kehrtmachte und in das graue Morgenlicht hinaustrat.
    Julius schaute ihm mit einem wölfischen Grinsen nach.

 

    6
    »Als Offiziere werdet ihr in den Kampf reiten , aber vom Pferderücken aus zu kämpfen ist nicht unsere größte Stärke. Obwohl wir die Kavallerie für schnelle Vernichtungsangriffe nutzen, sind es die Fußsoldaten der achtundzwanzig Legionen, die den Feind schlagen. Jeder einzelne unserer hundertfünfzigtausend aktiven Legionäre ist dazu im Stande, zu jeder Tages- oder Nachtzeit in voller Rüstung dreißig Meilen zu marschieren. Er trägt dabei zusätzliches Marschgepäck, dessen Gewicht ein Drittel seines eigenen Körpergewichtes beträgt, und nach einem solchen Marsch stellt er sich noch ohne Müdigkeit und ohne Murren dem Feind.«
    Renius beäugte die beiden Jungen, die in der heißen Nachmittagssonne vor ihm standen. Sie waren gerade von einem Lauf zurückgekehrt und versuchten, ihre Atmung wieder unter Kontrolle zu bekommen. Mehr als drei Jahre hatte er ihnen gegeben, diesen letzten Schülern, die er je unterrichten sollte. Und sie hatten noch so viel zu lernen! Er schritt um sie herum und schnauzte sie an.
    »Es ist nicht das Glück der Götter, das die Länder dieser Welt in die Hände Roms gelegt hat. Es ist nicht die Schwäche der fremden Stämme, die sie sich in unsere Schwerter stürzen lässt. Es ist unsere Stärke , die größer und tiefgreifender ist als alles, was sie je ins Feld führen können. Das ist unsere allerwichtigste Taktik. Schon bevor unsere Männer das Schlachtfeld überhaupt erreichen, sind sie in ihrer Stärke und ihrem Kampfgeist unzerstörbar. Mehr noch! Sie legen eine Disziplin an den Tag, gegen die alle Armeen der Welt wirkungslos anrennen können.
    Jeder unserer Männer weiß, dass seine Brüder neben ihm ihn nur dann verlassen, wenn sie getötet werden. Dieses Wissen macht ihn stärker als es die heldenhaftesten Angriffe oder die törichten Schlachtrufe wilder Stämme je könnten. Wir gehen zu Fuß in die Schlacht. Wir stehen aufrecht, und sie sterben.«
    Gaius’ Atmung beruhigte sich, seine Lunge rang nicht mehr verzweifelt nach Sauerstoff. In den drei Jahren, die seit Renius’ Ankunft auf dem Landgut seines Vaters vergangen waren, war er größer und stärker geworden. Mit jetzt beinahe vierzehn Jahren zeigte er die ersten Anzeichen des Mannes, der er eines Tages sein würde.
    Von der römischen Sonne braun gebrannt wie helles Eichenholz, stand er vor Renius. Eine schlanke, athletische Gestalt mit kräftigen Schultern und Beinen. Er konnte stundenlang um die Hügel laufen und hatte immer noch Reserven für einen Sprint übrig, wenn das Anwesen seines Vaters wieder in Sicht kam.
    Auch Marcus hatte sich verändert, sowohl körperlich als auch geistig. Die unschuldige Fröhlichkeit des

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