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Imperator 01 - Die Tore von Rom

Imperator 01 - Die Tore von Rom

Titel: Imperator 01 - Die Tore von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
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Wahrheit.«
    Renius verlagerte sein Gewicht, und der Wallach, der seine Stimmung spürte, stampfte mit den Hufen im Sand.
    »Und wenn ich bleibe?«, erwiderte er kurz.
    Cabera zuckte die Achseln. »Hier stirbst du vielleicht auch. Die Sklaven werden kommen, um den Hof zu plündern. Uns bleibt nicht mehr viel Zeit.«
    Bei diesen Worten stockte Marcus der Atem. Auf dem Gut gab es fast fünfhundert Sklaven. Wenn sie alle rebellierten, war ein Blutbad unvermeidlich. Ohne ein weiteres Wort rannte er zu den Häusern und rief nach Tubruk, damit er Alarm schlug.
    »Darf ich dir beim Absteigen von diesem prächtigen Wallach behilflich sein?«, fragte Cabera mit offenem und unschuldigem Blick.
    Renius verzog das Gesicht und konnte nun trotz des fröhlichen alten Mannes wieder wie gewohnt wütend werden.
    »Die Götter verraten uns nicht, was geschehen wird«, sagte er.
    Cabera lächelte wehmütig. »Das habe ich früher auch geglaubt. Als ich jung und eingebildet war, dachte ich, ich könne irgendwie in den Menschen lesen, ihr wahres Ich sehen und erraten, was sie tun würden. Es hat Jahre gedauert, bis ich demütig genug war, um zu erkennen, dass ich es doch nicht konnte. Es ist nicht so, als würde ich durch ein durchsichtiges Fenster schauen. Ich sehe nur dich und die Stadt an und spüre den Tod. Warum auch nicht? Viele haben Talente, die denjenigen, die sie nicht besitzen, fast wie Magie vorkommen müssen. Betrachte es einfach so, wenn es dir damit besser geht. Komm mit. Du wirst heute Nacht hier gebraucht.«
    Renius lachte verächtlich. »Vermutlich hast du mit deinem Talent schon eine Menge Geld verdient?«
    »Ein- oder zweimal, ja, aber das Geld bleibt nicht bei mir. Es sucht sich seinen Weg in die Hände von Weinhändlern, leichten Mädchen und Spielern. Mir sind nur meine Erfahrungen geblieben, aber die sind mehr wert als alle Münzen.«
    Nach kurzer Überlegung ergriff Renius die ihm angebotene Hand, und ihre Stärke und Festigkeit überraschte ihn nicht, nachdem er gesehen hatte, wie diese schmalen Schultern den schweren Bogen auf dem Übungsplatz gespannt hatten.
    »Du wirst meine Scheide für mich halten müssen, alter Mann. Sobald ich mein Schwert gezogen habe, komme ich schon alleine klar.« Dann führte er das Pferd zum Stall zurück, streichelte ihm über die Nüstern und murmelte ihm zu, sie würden später aufbrechen, sobald die ganze Aufregung vorbei sei. Einen Augenblick hielt er inne.
    »Du kannst in die Zukunft sehen?«
    Cabera grinste und hüpfte vergnügt von einem Fuß auf den anderen.
    »Du willst wissen, ob du überleben oder hier sterben wirst, ja?«, schnatterte er. »Das fragen alle.«
    Renius spürte, wie ihn seine gewohnte schlechte Laune mit aller Macht wieder übermannte.
    »Nein. Ich glaube, das will ich gar nicht wissen. Behalte es für dich, Zauberer.« Er führte das Pferd davon, ohne sich umzudrehen, aber seinen Schultern konnte man seine Verstimmung ansehen.
    Als er verschwunden war, wurde Caberas Gesicht traurig. Er mochte den Mann und freute sich darüber, dass trotz Geld und Ruhm, die er in seinem Leben angehäuft hatte, immer noch so etwas wie Anstand in Renius’ Herzen zu wohnen schien.
    »Vielleicht hätte ich dich einfach losreiten und mit den anderen alten Männern sterben lassen sollen. Aber wenn du gegangen wärst, wären auch die Jungen mit Sicherheit umgekommen, also ist das eine Sünde, mit der ich wohl leben kann.« Seine Augen waren ohne Hoffnung, als er zum großen Tor in der Außenmauer des Gutshofes ging und sich daran machte, es zu schließen. Er fragte sich, ob auch er in diesem fremden Land den Tod finden würde, ohne dass man in seiner Heimat etwas davon erfuhr. Er fragte sich, ob der Geist seines Vaters in seiner Nähe war und ihm zusah; höchstwahrscheinlich jedoch nicht. Sein Vater war wenigstens vernünftig genug gewesen, nicht in der Höhle auf die Rückkehr des Bären zu warten.
    Aus der Ferne erklangen die Hufschläge eines galoppierenden Pferdes. Cabera hielt das Haupttor offen und wartete. Kam da ein erster Angreifer, oder war es ein Bote aus Rom? Er verfluchte seine hellseherische Gabe, die ihm nur bruchstückhafte Einblicke in die Zukunft gewährte, allerdings nie auf etwas, das mit ihm selbst zusammenhing. Doch hier stand er nun und hielt dem Reiter das Tor auf, also würde er keine Warnung erhalten. Seine klarsten Visionen waren die, in denen er selbst nicht vorkam. Wahrscheinlich wollten ihm die Götter damit etwas sagen, aber das war ihm

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