Imperator 01 - Die Tore von Rom
schon ist alles vergeben und vergessen.
Glücklicherweise habt ihr nicht mehr als ein oder zwei Becher Wein getrunken. Kommt jetzt, zwei Stunden sind nicht viel, um euch vorzubereiten. Ihr macht euch besser in einem der Übungsräume ein bisschen warm. Lasst euch von einem der Sklaven hinbringen. Ich stoße zu euch, sobald ich ein paar Handschuhe gefunden habe. Und noch etwas: Ihr dürft Marius nicht enttäuschen. Vor allem du nicht, Gaius. Du bist sein Verwandter, du musst einen guten Kampf liefern.«
»Ich verstehe«, sagte Gaius grimmig.
»Dann fangt an. Ich lasse Renius mit Eiswasser aufwecken, aus sicherer Entfernung, falls er Amok läuft.«
»Was war denn los mit ihm? Warum war er denn schon so früh am Tag betrunken?«, fragte Gaius neugierig.
»Ich weiß es nicht. Konzentriert euch immer nur auf eine Sache auf einmal. Ihr könnt euch heute Abend immer noch mit ihm darüber unterhalten. Und jetzt geht!«
Während das übrige Rom die Nachmittagshitze verschlief, versammelten sich die Männer der Legion der Erstgeborenen im größten Übungsraum, wo sie sich an den Wänden aufreihten, schwatzten und kaltes Bier oder Fruchtsäfte tranken. Nach den Kämpfen hatte ihnen Marius ein zehngängiges Festmahl mit gutem Essen und Wein versprochen, die Stimmung war entsprechend ausgelassen. Tubruk stand bei Marcus und Gaius und lockerte ihnen nacheinander die Schultern. Cabera saß mit undurchdringlichem Gesicht auf einem Hocker.
»Sie sind beide Rechtshänder«, sagte Tubruk leise. »Fulvio kennt ihr; der andere, Decidus, ist ein Meister im Speerwurf. Er hat starke Schultern, auch wenn er nicht sehr schnell aussieht. Haltet euch fern von ihnen und lasst sie auf euch zukommen.«
Marcus und Gaius nickten. Beide waren ein bisschen blass unter ihrer sonnengebräunten Haut.
»Denkt dran, es geht nur darum, lange genug auf den Beinen zu bleiben, um zu zeigen, dass ihr Mut habt. Wenn ihr zu früh niedergeht, dann steht wieder auf. Ich beende den Kampf, wenn ihr in zu große Schwierigkeiten geratet, aber das wird Marius nicht gefallen, deshalb muss ich vorsichtig sein.« Er legte jedem eine Hand auf die Schulter.
»Ihr verfügt beide über das nötige Können, den Mut und die Ausdauer. Renius sieht zu. Enttäuscht uns nicht.«
Beide Jungen blickten zu der Stelle hinüber, wo Renius saß, seinen nutzlosen Arm am Gürtel festgebunden. Seine Haare waren immer noch feucht, und in seinen Augen schimmerte Mordlust.
Jubel brandete auf, als Marius eintrat. Er hob die Hände zum Zeichen der Ruhe, und sie trat schnell ein.
»Ich erwarte, dass jeder Mann sein Bestes gibt, aber ihr sollt wissen, dass ich mein Geld auf meinen Neffen und seinen Freund setze. Zwei Wetten, zu jeweils fünfundzwanzig Aurei. Nimmt jemand die Wette an?«
Einen Augenblick lang herrschte Schweigen. Fünfzig Goldstücke waren ein hoher Einsatz für einen privaten Kampf, doch wer konnte schon widerstehen? Die versammelten Männer leerten ihre Geldbeutel, und manche liefen in ihre Zimmer, um mehr Münzen zu holen. Nach einer Weile war das Geld zusammen, und Marius fügte seinen eigenen Anteil hinzu, sodass er nun hundert Goldstücke in seiner großen Hand hielt, genug, um ein kleines Stück Land zu kaufen, oder ein Schlachtross, komplett mit Rüstung und Waffen.
»Kannst du den Beutel für uns halten, Renius?«, fragte Marius.
»Sehr gerne«, erwiderte dieser mit ernster und formeller Stimme. Er schien die schlimmsten Nachwirkungen des Rausches überstanden zu haben, aber Gaius fiel auf, dass er nicht aufzustehen versuchte, sondern wartete, bis man ihm das Geld brachte.
Unter dem erneuten Jubel der Männer betraten Fulvio und Decidus den Übungsraum. Es war keine Frage, auf wessen Seite die Legionäre standen.
Beide Männer trugen nun ein eng anliegendes Tuch, das lediglich ihre Lenden und den oberen Teil der Oberschenkel bedeckte und von einem breiten Gürtel gehalten wurde. Decidus besaß die Schultern und den Körperbau, den man normalerweise bei den Statuen auf dem Forum sehen konnte. Gaius beobachtete ihn genau, konnte jedoch keine sichtbaren Schwächen erkennen. Fulvio winkte der Menge nicht zu. Seine Nase war mit einem Stück Stoff verbunden, das hinter dem Kopf verknotet worden war, und seine geschwollenen Lippen verliehen ihm einen trotzigen Ausdruck.
Gaius stieß Marcus an. »Anscheinend hast du ihm vorhin mit dem Kopfstoß die Nase gebrochen. Er wird damit rechnen, dass du ihm erneut draufschlägst, das ist dir doch klar. Warte auf eine
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