Imperator 01 - Die Tore von Rom
bedeutete ihm mit einem Handschuh aufzustehen. Marcus blickte auf den Boden und überlegte, ob er es tun sollte. Blut rann zwischen seinen Lippen hervor und er sah zu, wie es in eine kleine Lache tropfte.
Was soll’s, dachte er. Noch einen Versuch.
Dieses Mal stürzte sich Fulvio nicht sogleich auf ihn. Er grinste wieder und winkte Marcus mit den Händen heran. Marcus biss die Zähne zusammen. Er würde den Mann noch einmal zu Boden schicken, und wenn er dabei umkam. Er stellte sich vor, Fulvio hätte Dolche in seinen beiden Fäusten, und jeder Kontakt mit ihnen würde den Tod bedeuten. Langsam fühlte er seinen Mut wiederkehren. Er wusste, wie man mit Schwert und Messer kämpfte, warum sollte das hier so anders sein? Er schwankte ein wenig, um Fulvio zum Angriff zu bewegen. Der größte Teil seiner Messerausbildung hatte aus Konterattacken bestanden, und er wollte, dass der Boxer zu einem weiteren Schlag ansetzte. Fulvio verlor schnell die Geduld und griff mit fliegenden Fäusten an.
Marcus behielt die Fäuste im Auge, und als eine auf ihn zugerast kam, blockte er sie ab, hob sie mit dem Unterarm hoch und landete einen Konterschlag in Fulvios Unterleib. Fulvio stöhnte auf, und wieder kam reflexartig seine hohe Linke, aber dieses Mal zog Marcus den Kopf ein und der Schlag ging über ihm ins Leere, wodurch Fulvio für den Bruchteil einer Sekunde ohne Deckung dastand. Marcus legte seine ganze Kraft in einen Stoppstoß mit der Linken und wünschte sich, es wäre seine Rechte. Fulvios Kopf flog nach hinten, und als er wieder in die Waagerechte kam, war die Rechte bereit. Marcus ließ sie ein weiteres Mal auf die gebrochene Nase des Boxers krachen. Fulvio landete abrupt auf dem Hinterteil; frisches Blut strömte aus seiner zermalmten Nase.
Ehe Marcus sich darüber freuen konnte, war der Mann schon wieder aufgesprungen und ließ einen Hagel von Schlägen auf ihn niederprasseln, wobei er sich doppelt so schnell zu bewegen schien wie vorher. Marcus ging nach den ersten beiden Hieben zu Boden und steckte im Fallen noch zwei weitere ein. Dieses Mal stand er nicht wieder auf, und er hörte weder den Jubel noch das Horn, als Marius mit einem Nicken den Kampf beendete.
Fulvio hob triumphierend die Hände, und Marius gab wehmütig ein Zeichen, den Männern die ersten fünfzig der hundert Goldmünzen wiederzugeben. Sie steckten kurz die Köpfe zusammen und dann, als Ruhe eingetreten war, bot einer von ihnen Marius den Beutel wieder an.
»Wir möchten den Gewinn als Einsatz für den nächsten Kampf stehen lassen, Herr, wenn es Euch recht ist«, sagte er.
Marius verzog in gespieltem Entsetzen das Gesicht, doch dann nickte er und sagte, er würde dagegenhalten. Die Männer jubelten erneut.
Marcus erwachte, als ihm Tubruk einen Becher Wein ins Gesicht schüttete.
»Habe ich gewonnen?«, fragte er mit zerschlagenen Lippen.
Tubruk lachte und wischte ihm etwas von dem Blut und Wein aus dem Gesicht.
»Du hattest nicht die geringste Chance, aber du warst trotzdem erstaunlich gut. Eigentlich hättest du nicht einmal in der Lage sein dürfen, ihn zu berühren.«
»Ich habe ihn aber ganz schön berührt«, murmelte Marcus. Er lächelte und zuckte zusammen, als seine Lippen aufplatzten. »Ich habe ihn umgehauen.«
Marcus blickte sich nach einer Möglichkeit zum Ausspucken um, aber da er nichts fand, schluckte er die klebrige Mischung aus Schleim und Blut hinunter.
Ihm tat alles weh, sogar noch schlimmer als damals, als Suetonius ihn gefesselt hatte. Er fragte sich, ob er noch so gut aussehen würde, wenn alles verheilt war, doch seine Gedanken wurden von Fulvio gestört, der zu ihm herüberkam und sich im Gehen die Handschuhe auszog.
»Guter Kampf. Ich hatte drei Goldstücke auf mich selber gesetzt. Du bist sehr schnell. In ein paar Jahren könntest du wirklich gefährlich werden.«
Marcus nickte und streckte die Hand aus. Fulvio blickte sie an und schüttelte sie dann kurz, ehe er zu den Männern zurückging, die ihn erneut bejubelten.
»Nimm den Lappen und tupf dir das Blut ab, solange es tropft«, fuhr Tubruk gut gelaunt fort. »Über dem Auge musst du genäht werden. Wir müssen es bestimmt auch aufschneiden, damit die Schwellung zurückgeht.«
»Noch nicht. Erst will ich Gaius zusehen.«
»Natürlich.« Immer noch lachend ging Tubruk davon, und Marcus blinzelte durch sein gutes Auge.
Gaius ballte die Fäuste und wartete auf Tubruk. Sein Gegner hatte den Kampfplatz bereits betreten, machte sich warm und dehnte
Weitere Kostenlose Bücher