Imperator 01 - Die Tore von Rom
Marcus, Tubruk und Cabera an.
»Betrinkt euch, wenn ihr wollt, nehmt euch eine Frau, wenn ihr jetzt noch eine findet. Heute wird nicht gearbeitet, und nach dem Ärger, den wir heute Morgen hatten, kann hier niemand weg, ehe es dunkel ist. Morgen fangen wir gleich mit der Planung an und überlegen, wie wir fünftausend Mann fünfzig Meilen weit heranführen und durch Rom marschieren lassen können. Versteht ihr etwas von Nachschub?«
Sowohl Marcus als auch Gaius schüttelten den Kopf.
»Dann werdet ihr es lernen. Die beste Armee der Welt ist ohne Verpflegung und Wasser verloren, Jungs. Das muss man wissen. Alles andere ergibt sich dann schon. Mein Haus ist euer Haus, denkt daran. Ich persönlich setze mich jetzt in den Brunnen und betrinke mich.« Er nahm drei ungeöffnete Krüge Wein von den zurückgebliebenen Sklaven und spazierte davon – ein Mann, der wusste, was er wollte.
Tubruk sah ihm mit einem sarkastischen Lächeln nach, als er den Hof verließ.
»Man erzählt sich, Marius sei in Nordafrika einmal am Vorabend einer Schlacht gegen einen wilden Stamm mit einem Krug Wein in jeder Hand alleine in das feindliche Lager gegangen. Ihr müsst bedenken, das war das Lager von siebentausend der grausamsten Krieger, die der Legion je begegnet sind. Er hat die ganze Nacht lang mit dem Führer des Stamms gezecht, obwohl beide kein einziges Wort der Sprache des anderen verstanden. Sie haben auf das Leben und die Zukunft und die Tapferkeit getrunken. Dann, am nächsten Morgen, kam er zu seinen eigenen Linien zurückgestolpert.«
»Und was geschah dann?«, sagte Marcus.
»Sie haben den Stamm bis auf den letzten Mann abgeschlachtet. Was dachtest du denn?«, lachte Tubruk.
»Warum hat ihn der Anführer nicht getötet?«, fuhr Marcus fort.
»Vermutlich mochte er ihn. Das tun die meisten Menschen.«
Metella kam in den Hof hinaus und streckte Marcus und Gaius lächelnd die Hände entgegen.
»Ich bin froh, dass ihr wohlbehalten wieder zu uns zurückgekehrt seid. Ihr sollt dieses Haus als einen Ort des Friedens und der Zuflucht für euch betrachten.«
Dann sah sie Marcus in die Augen, die ihren Blick ruhig erwiderten. »Bist du wirklich ohne Mutter aufgewachsen?«
Marcus errötete leicht und fragte sich, was ihr Marius alles erzählt haben mochte. Er nickte, und Metella stieß einen leisen Seufzer aus.
»Du armer Junge. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich dich schon früher zu mir geholt.«
Marcus überlegte, ob sie wohl wusste, was die Legionäre gerade mit den Sklavinnen machten. Sie schien nicht in die raue Welt von Marius und seiner Legion zu passen. Er fragte sich, wie seine eigene Mutter wohl sein mochte, und zum ersten Mal dachte er daran, nach ihr zu suchen. Marius wusste es wahrscheinlich, doch genau danach wollte er ihn nicht fragen. Vielleicht sagte Tubruk es ihm, ehe er auf das Gut zurückkehrte.
Metella ließ seine Hand los und strich ihm über die Wange.
»Du hast viel Schweres durchmachen müssen, aber das ist jetzt vorbei.«
Langsam berührte er ihre Hand mit der seinen, und es war, als hätten sie eine private Übereinkunft getroffen. Metellas Augen glänzten vor Tränen. Sie drehte sich um und ging durch den Säulengang davon.
Marcus sah Gaius an und zuckte die Achseln.
»Da hast du eine Freundin gefunden«, meinte Tubruk, während er ihr nachblickte. »Sie mag dich.«
»Ich bin ein bisschen zu alt, um noch eine Mutter zu brauchen«, murmelte Marcus.
»Das kann sein, aber sie ist nicht zu alt, um einen Sohn zu brauchen.«
Gegen Mittag entstand plötzlich laute Aufregung am Tor des Hauses. Einige Legionäre kamen mit gezogenen Schwertern heraus, für den Fall, dass es sich um Vergeltungsmaßnahmen für die morgendliche Aktion handeln sollte. Gaius und Marcus liefen schnell mit den anderen auf den Hof hinaus und blieben dort mit offenen Mündern stehen.
Renius hing, die Arme durch das Gitter gestreckt, am Tor und sang ein trunkenes Klagelied. Er hielt sich zwar an der Querstange des Tores fest, aber seine Tunika war mit Wein und Erbrochenem besudelt. Ein Wachtposten trat auf die Stangen zu und sprach mit ihm, als Gaius und Marcus, gefolgt von Tubruk, den Hof erreichten.
Plötzlich ergriff Renius die Haare des Mannes und riss seinen Kopf mit einem Krachen gegen das Metall. Der Soldat fiel bewusstlos um, und die anderen begannen wütend zu brüllen.
»Lasst ihn rein und bringt ihn um!«, schrie ein Mann, aber ein anderer meinte, es könne eine Falle von Sulla sein, um sie dazu zu
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