Imperator 01 - Die Tore von Rom
besten und buntesten Sachen, eine wogende Menge aus Farben und Geräuschen. Hände wurden ausgestreckt, heiße, neidische Augen beobachteten sie. Sämtliche Läden waren verrammelt worden, so wie Marius es gesagt hatte. Die ganze Stadt schien auf den Beinen zu sein, um an diesem Festtag den großen Legaten zu sehen. Gaius war überrascht von der Menge der Leute und ihrer Begeisterung. Hatten sie denn schon vergessen, dass sich dieselben Soldaten erst vor vier Wochen mit dem Schwert auf dem Forum Platz verschafft hatten? Marius sagte, sie respektierten nur Stärke, und ihr Jubel, der durch die engen Straßen brandete und hallte, war der Beweis dafür. Gaius schaute nach rechts in ein Fenster hinein und erblickte eine Frau von beachtlicher Schönheit, die ihm Blumen zuwarf. Er fing eine auf, und wieder schrie die Menge jubelnd.
Niemand drängte auf die Straße, obwohl keine Soldaten oder Wachen die Ränder sicherten. Offensichtlich hatten sie ihre Lektion beim letzten Mal gelernt. Es sah aus, als würden sie durch eine unsichtbare Absperrung zurückgehalten. Selbst die hart gesottensten Männer aus Marius’ Leibwache grinsten beim Marschieren.
Marius saß da wie ein Gott. Er hatte seine gewaltigen Hände auf die Armlehnen des goldenen Throns gelegt und lächelte in die Menge. Der Sklave hinter ihm hielt ihm den Kranz aus vergoldetem Lorbeer über das Haupt, der Schatten fiel auf seine Gesichtszüge. Alle Augen folgten ihm auf seinem Weg. Seine Pferde waren für das Schlachtfeld ausgebildet worden und ignorierten die schreienden Menschen, auch dann, als ihnen einige der wagemutigeren Blumen um die Hälse warfen.
Gaius stand während der Fahrt an der Seite des großen Mannes, und der Stolz, den er verspürte, ließ seine Seele jubilieren. Ob dies seinem Vater gefallen hätte? Die Antwort lautete wahrscheinlich Nein, und Gaius bekümmerte dieser Gedanke ein wenig. Marius hatte Recht: Einen solchen Tag nur miterleben zu dürfen, hieß die Götter zu berühren. Er wusste, er würde ihn nie vergessen, und in den Augen der Menschen konnte er sehen, dass auch sie diese Momente bewahren würden, um sich in den dunklen Wintern der kommenden Jahre daran wärmen zu können.
Nach der Hälfte der Strecke sah Gaius Tubruk an einer Ecke stehen. Als sich ihre Blicke trafen, spürte Gaius ihre gesamte gemeinsame Geschichte. Tubruk hob den Arm zum Gruß, und Gaius erwiderte ihn. Die Männer um Tubruk drehten sich zu ihm um und fragten sich, welche Verbindung er wohl zu ihm hatte. Er nickte, als sie vorbeizogen. Gaius nickte zurück und schluckte den Kloß in seinem Hals hinunter. Er war trunken von Gefühlen und musste sich an der Rückenlehne des Thrones festhalten, um in den Wogen des Jubels nicht ins Schwanken zu geraten.
Marius gab zwei seiner Männer ein Zeichen, woraufhin sie mit weichen Lederbeuteln in der Hand auf die Kutsche kletterten. Hände verschwanden in dunklen Tiefen und kamen voller glänzender Silbermünzen wieder hervor. Marius’ Bildnis flog über die Menge hinweg, die seinen Namen brüllte, während sie rings um ihn auf der Erde nach dem Metall suchten. Auch Marius griff hinein. Als seine Hände wieder zum Vorschein kamen, rieselten die Silberstücke zwischen seinen Fingern hindurch, ehe er die Münzen in hohem Bogen wegschleuderte und lachte, als sie auf den Boden prasselten und die Menge sich verbeugte, um die Geschenke aufzuheben. Er lächelte über ihre Freude, und sie priesen ihn.
Von einem niedrigen Fenster aus blickte Cornelia über die auf- und abwogende Menschenmenge und war froh, nicht mittendrin zu stecken. Sie spürte, wie sie ein Schauer durchlief, als sich Marius auf seinem Thron näherte und jubelte ihm wie alle anderen zu. Er war ein gut aussehender Legat, und die Stadt liebte Helden.
Neben ihm stand ein junger Mann, zu jung, um Legionär zu sein. Cornelia beugte sich vor, um ihn besser sehen zu können. Er lächelte, und seine blauen Augen blitzten, als er auflachte, offensichtlich über eine von Marius’ Bemerkungen.
Der Umzug erreichte die Stelle, von der aus Cornelia mit ihrer Familie zusah. Sie sah, wie die Münzen durch die Luft flogen und die Menschen sich darauf stürzten, um eine zu erhaschen. Cinna, ihr Vater, konnte darüber nur die Nase rümpfen.
»Was für eine Geldverschwendung. Rom liebt sparsame Generäle«, sagte er giftig.
Cornelia ignorierte ihn und hielt den Blick auf Marius’ Begleiter gerichtet. Er war attraktiv und sah kräftig aus, doch es war noch etwas anderes
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