Imperator 02 - König der Sklaven
worauf das dampfende Wasser kleine Wellen schlug. Crassus hob mit einiger Mühe den Kopf und ließ seinen Blick über sie wandern. Sie lächelte ihn an.
»Es ist ein Teil meiner Freundschaft, und es hat mir hin und wieder Freude bereitet, dir zu helfen. Mein Sohn wird dir immer in Freundschaft zugetan sein, wenn du ihm das Geld gibst. Julius wird dich in allem unterstützen. Solche Männer kann man nicht mit schnöder Münze kaufen, Crassus. Dafür sind sie viel zu stolz, aber eine erlassene Schuld? Das ist eine großzügige Geste, und das weißt du ebenso gut wie ich.«
»Ich werde … darüber nachdenken«, sagte er und schloss die Augen.
Servilia sah zu, wie er in einen leichten Schlaf hinüberglitt. Das Wasser um sie herum kühlte allmählich ab. Er würde tun, was er wollte. Ihre eigenen Gedanken wanderten zu dem Tag, an dem sie Julius bei der Verhandlung gesehen hatte. Was für ein selbstbewusster junger Mann. Als ihr Sohn ihm die Primigenia überlassen hatte, hatte sie sich gefragt, ob die beiden über die Schulden bei Crassus nachgedacht hatten. Jetzt würden diese sich zu einer Bürde auswachsen. Eigenartig, dass der Gedanke an die Dankbarkeit ihres Sohnes ihr weniger Vergnügen bereitete als die Gewissheit, dass sie an dem Geschenk für Julius beteiligt gewesen war.
Genüsslich ließ sie die Hände über ihren Bauch gleiten und dachte an den jungen Römer mit den sonderbaren Augen. Er hatte eine Kraft in sich, die sich in dem schlafenden Crassus nurmehr als Widerhall fand, obwohl die Aufgabe, die Legionen nach Norden zu führen, dem alten Mann zugefallen war.
Eine Sklavin kam beinahe geräuschlos herein, ein hübsches Mädchen, das Servilia von einem Bauernhof im Norden gerettet hatte.
»Dein Sohn ist gekommen, Herrin, mit dem Tribun«, flüsterte das Mädchen.
Servilia sah zu Crassus hinüber und gab dem Mädchen ein Zeichen, dass sie ihre Stelle in dem noch immer warmen Wasser einnehmen sollte. Wenn er aufwachte, wollte er gewiss nicht allein sein, und das Mädchen war hübsch genug, um selbst sein Interesse zu wecken.
Servilia warf ein Gewand über ihren nassen Körper und erschauerte leicht vor Vorfreude.
Sie blieb kurz vor einem großen Spiegel stehen, der in die Wand eingelassen war, und strich sich das feuchte Haar aus der Stirn. Ihr Magen fühlte sich vor überraschender Spannung leicht an bei dem Gedanken daran, Julius endlich gegenüberzutreten, und sie musste über sich selbst lächeln.
Brutus saß mit Julius in einem Zimmer, das nichts von der kunstvollen Aufmachung aufwies, mit der sie ihre Geschäftsräume ausgestattet hatte. Es war schlicht eingerichtet, und die Wände waren mit einem zurückhaltend gemusterten Stoff verhüllt, der eine wohl tuende Wärme vermittelte. Auf dem Rost flackerte ein Feuer, und die Flammen warfen goldenes Licht auf die beiden Männer, die sich erhoben, um sie zu begrüßen.
»Es freut mich, dass ich dich endlich kennen lerne, Cäsar«, sagte sie und streckte ihm die Hand entgegen. Ihr Gewand lag genauso an ihrem feuchten Körper an, wie sie es erhofft hatte, und als sie sein Gesicht sah, während er versuchte, sie nicht offen anzustarren, erfüllte sie eine freudige Zufriedenheit.
Julius fühlte sich regelrecht überwältigt von ihr. Er fragte sich, ob es Brutus nichts ausmachte, dass sie fast nackt vor ihnen stand, trotz des dünnen Stoffs, der ihren Körper bedeckte. Er sah, dass sie gebadet hatte, und sein Puls beschleunigte sich bei dem Gedanken daran, was vor ihrer Ankunft dort vor sich gegangen sein mochte. Sie war nicht herkömmlich schön, dachte er, aber wenn sie lächelte, vermittelte sie eine natürliche, unverstellte Sinnlichkeit. Flüchtig wurde ihm klar, dass er schon so lange nicht mehr mit einer Frau geschlafen hatte, dass er es bereits vergessen hatte, doch abgesehen davon konnte er sich nicht entsinnen, dass ihn Cornelia oder Alexandria jemals so ohne jede Mühe erregt hatten, wie diese Frau es tat.
Als er ihre Hand ergriff, errötete er ein wenig.
»Dein Sohn spricht in den höchsten Tönen von dir. Ich bin froh, dass ich deine Bekanntschaft machen darf, wenn auch nur kurz, ehe ich nach Hause zurückkehre. Es tut mir sehr Leid, dass ich nicht länger bleiben kann.«
»Die Primigenia muss antreten, um den Aufstand niederzuschlagen«, sagte sie nickend, und seine Augen weiteten sich ein wenig bei ihren Worten. »Ich will dich nicht aufhalten, und ich sollte mich wieder meinem Bad widmen. Denk einfach immer daran, dass du eine
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