Imperator 02 - König der Sklaven
ins Leben gerufen, als er gemerkt hatte, dass er nicht annähernd so müde war wie erwartet. Sie waren rasch zur Hauptunterhaltung der gelangweilten Soldaten geworden; die Männer wurden von Brutus’ keckem Selbstbewusstsein angelockt, mit dem er behauptete, dass es keiner von ihnen mit ihm aufnehmen könne. Oft kämpfte er gegen drei oder vier Legionäre hintereinander, und nach dem zweiten Abend fanden sogar die Glücksspiele im Lager kaum noch Zuspruch, da alles Geld lieber auf oder gegen Brutus gesetzt wurde. Wenn er weiterhin gewann, würde er diesen Feldzug mit einem kleinen Vermögen abschließen.
»Die Leute wollen ansehnliche Helden sehen, verstehst du? Du kommst dafür ja wohl kaum in Frage«, höhnte Brutus und wich kurz darauf mit einem Knurren der nächsten Attacke aus. »Dabei liegt es gar nicht an so offenkundigen Dingen wie einer Nase oder einem seltsamen Mund …« Er setzte zu einer wirbelnden Schlagkombination an, die hektisch abgewehrt wurde, und machte einen Schritt zurück, damit der Mann sich wieder fangen konnte. Anfangs hatte sich der Legionär ebenso großspurig gegeben wie Brutus, doch inzwischen flog ihm der Schweiß von den Haaren, wenn er sich duckte oder angriff. Brutus musterte sein Gesicht, als beurteilte er seine Züge.
»Nein, es ist die gesammelte Hässlichkeit, als säße überhaupt nichts an der richtigen Stelle«, sagte er.
Der Soldat fauchte und setzte zu einem Schlag an, der, hätte er getroffen, durchaus Brutus’ Schädel hätte spalten können. Er ging jedoch ins Leere, und als der Soldat der Klinge folgte, berührte Brutus den Hals des Mannes mit seinem eigenen Schwert, gerade so viel, um ihn das Gleichgewicht verlieren zu lassen. Der Legionär krachte bäuchlings zu Boden und erhob sich keuchend.
»Morgen wieder?«, fragte er. »Ich glaube, ich kann dich schlagen, wenn du mir noch eine Chance gibst, hässlich oder nicht.«
Brutus zuckte die Achseln und zeigte auf die Reihe der wartenden Soldaten.
»Da kommen noch einige vor dir, aber ich sehe zu, dass dich Cabera morgen Abend nach vorne stellt, wenn du dann noch willst. Du bist immer noch viel zu verkrampft.«
Der Soldat schaute auf seinen Griff und nickte.
»Arbeite an deinen Handgelenken«, fuhr Brutus ernsthaft fort. »Sobald du dich auf ihre Kraft verlassen kannst, bist du in der Lage, lockerer zu kämpfen.«
Der Mann zog sich wieder in die Menge zurück und bewegte dabei konzentriert das hölzerne Schwert. Cabera brachte den nächsten Kandidaten, schob ihn vor sich her wie ein Lieblingskind.
»Der hier behauptet, er sei gut. Er war vor ein paar Jahren der Beste in seiner Zenturie. Der Quartiermeister will wissen, ob du bereit bist, die Wette noch einmal freizugeben. Ich glaube, langsam macht er sich Sorgen.« Cabera grinste Brutus an. Er war sichtlich froh, dass er sich nach den ersten langweiligen Abenden fast am hinteren Ende des Zuges in die Reihen der Primigenia manövriert hatte.
Brutus betrachtete seinen neuen Gegner von oben bis unten, musterte die mächtigen Schultern und die schlanke Taille. Der Mann ließ sich davon nicht beeindrucken und dehnte ungerührt seine Muskeln.
»Wie heißt du?«, fragte Brutus ihn.
»Domitius, Zenturio«, antwortete der Mann.
Er hatte etwas an sich, das Brutus misstrauisch die Augen zusammenkneifen ließ.
»Du warst also Zenturienbester. Vor wie vielen Jahren?«
»Vor drei Jahren. Und letztes Jahr Legionsbester«, erwiderte Domitius und setzte seine Aufwärmübungen fort, ohne den Jüngeren anzusehen.
Brutus wechselte einen kurzen Blick mit Cabera und bemerkte dabei, dass die Menge um sie herum so angewachsen war, dass bis auf die Wachtposten so gut wie jeder aus dem Lager um sie herumstehen musste. Auch Renius hatte sich zu ihnen gesellt. Brutus runzelte die Stirn, als er ihn erblickte. Es war nicht leicht, sich zu entspannen, wenn der Mann, der einem alles beigebracht hatte, scheinbar ungläubig den Kopf schüttelte. Brutus raffte sein Selbstvertrauen zusammen.
»Die Sache ist die, Domitius … ich bin sicher, dass du ein tüchtiger Kämpfer bist, aber in jeder Generation muss es einen geben, der besser als alle anderen ist. Das ist nun einmal das Gesetz der Natur.«
Domitius dehnte langsam seine Beinmuskeln und schien über Brutus’ Worte nachzudenken.
»Wahrscheinlich hast du Recht«, antwortete er dann.
»Natürlich habe ich Recht. Jemand muss der Beste seiner Generation sein, und es ist mir fast peinlich zu sagen, dass ich derjenige bin.« Brutus
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