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Imperator 02 - König der Sklaven

Imperator 02 - König der Sklaven

Titel: Imperator 02 - König der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
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stand jetzt mit flammenden Augen vor den beiden. Octavian nutzte die Gelegenheit und riss seine Tunika aus Tubruks Fingern. Schutz suchend lief er zu ihr, schlang die Arme um sie und verbarg den Kopf in ihrem Gewand.
    »Was machst du mit dem Jungen, Tubruk?«, fuhr Cornelia den Verwalter an.
    Tubruk gab ihr keine Antwort, sondern machte nur einen Schritt auf sie zu, um sich Octavian wieder zu schnappen. Obwohl der Junge das Gesicht tief in den Falten von Cornelias Gewand vergraben hatte, spürte er ihn kommen und drängte sich ängstlich hinter die Frau. Cornelia wehrte Tubruk mit beiden Händen so wild ab, dass er schnaufend einen Schritt zurückwich.
    »Hör sofort auf. Der Junge ist völlig verängstigt, siehst du das nicht?«
    Tubruk schüttelte langsam den Kopf und sah dann mit einem Ruck auf.
    »Du tust ihm für später keinen Gefallen, wenn du ihm jetzt erlaubst, dass er sich hinter dir versteckt. Ich will, dass er sich an das hier erinnert, wenn er wieder einmal auf die Idee kommt, etwas zu stehlen.«
    Cornelia bückte sich und nahm Octavians Hand.
    »Was hast du denn jetzt schon wieder genommen?«, erkundigte sie sich.
    »Ich hab mir nur sein Schwert ausgeliehen. Ich wollte es wieder zurücklegen, aber dann ist es stumpf gewesen, und er ist zurückgekommen, bevor ich es wieder schärfen konnte«, heulte Octavian erbärmlich und beobachtete Tubruk aus dem Augenwinkel, falls dieser noch einen Versuch unternehmen sollte, ihn sich zu schnappen.
    Cornelia schüttelte den Kopf.
    »Du hast sein Schwert kaputt gemacht? Ach, Octavian. Das geht wirklich zu weit! Da muss ich dich Tubruk zurückgeben. Es tut mir Leid.«
    Octavian schrie, als sie mit entschlossener Kraft seine Finger von ihrem Gewand löste und Tubruk ihn wieder an der Tunika packte. Cornelia biss sich unglücklich auf die Unterlippe, als Tubruk den Riemen noch viermal niederklatschen und Octavian dann in die tröstende Dunkelheit der Stallungen rennen ließ.
    »Er hat schreckliche Angst vor dir«, sagte Cornelia und sah dem davonlaufenden Jungen nach.
    »Gut möglich, aber das war nötig. Ich habe ihm Sachen durchgehen lassen, die sich Julius oder Brutus als Jungen niemals hätten erlauben dürfen. Der Bengel verbringt die Hälfte seiner Zeit in einer Traumwelt. Es schadet ihm nichts, anständig den Hintern versohlt zu bekommen. Vielleicht besinnt er sich beim nächsten Mal eines Besseren, wenn er wieder etwas stehlen will.«
    »Ist das Schwert nicht mehr zu gebrauchen?«, fragte Cornelia, die sich in der Gesellschaft dieses Mannes, der Julius schon gekannt hatte, als er ebenso klein gewesen war wie Octavian, ein wenig unsicher fühlte.
    Tubruk zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich nicht. Der Junge ist jedenfalls glimpflicher davongekommen und wesentlich besser dran, als wenn er seinen fröhlichen Lebenswandel noch eine Weile in der Stadt fortgeführt hätte. Lass ihn eine Weile in den Ställen hocken. Er wird sich ausheulen, und nachher kommt er zum Essen wieder ins Haus, als wenn nichts geschehen wäre, so wie ich ihn kenne.«
    Octavian tauchte zum Abendessen nicht auf, und Clodia brachte ihm bei Einbruch der Dunkelheit eine Schüssel mit Essen hinaus. Sie konnte ihn in den Stallungen nirgends finden, und auch eine Suche auf dem gesamten Anwesen brachte keine Spur von dem kleinen Jungen. Er und der Gladius waren verschwunden.
    »Du bist zu hässlich, um ein guter Schwertkämpfer zu sein«, sagte Brutus gut gelaunt, als er den wütenden Legionär leichtfüßig umkreiste. Bei Anbruch der Dunkelheit hatten sich die Männer, wie an den vorangegangenen drei Abenden, in der Mitte des Lagers versammelt, um sich die Zweikämpfe anzusehen, die Brutus eingeführt hatte.
    »Es stimmt zwar, dass man eine gewisse Fertigkeit dafür braucht, aber gutes Aussehen ist genauso wichtig«, fuhr Brutus fort und sah den Mann mit forschenden Blicken an, die seine Dreistigkeit Lügen straften. Der Legionär hielt das Übungsschwert ein wenig zu verkrampft in der Hand. Obwohl die hölzerne Waffe kaum tödlich war, konnte ein ordentlicher Hieb durchaus einen Finger brechen oder ein Auge ausstechen. Die hohle Schwertklinge war mit Blei gefüllt, damit sie schwerer war als ein normaler Gladius. Wenn die Soldaten ihre richtigen Schwerter hochhoben, kamen sie ihnen dann beinahe wundersam leicht vor.
    Brutus wich mit dem Oberkörper zur Seite, um einem Schlag auszuweichen, und ließ die Klinge nur wenige Zentimeter neben sich vorbeizischen. Er hatte diese Kämpfe am sechsten Abend

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