Imperator 02 - König der Sklaven
aber Julius wollte nicht so tief sinken und Unschuldige ermorden, auch wenn er hoffte, dass Cato vor Angst um seinen Sohn verging. Sollte er nur schlecht schlafen, während sie für Rom kämpften.
Jetzt jedoch lagen die langen, entbehrungsreichen Monate des Feldzuges vor ihnen. Julius wusste, dass er von Glück sagen durfte, wenn er die Mauern der Stadt vor Jahresfrist wiedersah. Er würde sich gedulden. Nur eine Armee konnte sein Anwesen einnehmen, außerdem war Cornelias Vater Cinna in Rom geblieben und konnte dort Cato im Senat die Stirn bieten. Sie hatten eine sehr private Allianz geschmiedet, und Julius wusste, dass es mit der Stärke des Pompeius und dem Reichtum des Crassus kaum etwas gab, das sie nicht erreichen konnten.
Als Julius durch den Pass hindurch und hinaus ins verblassende Tageslicht marschierte, bliesen die Hörner zum Halten. Er sah, wie sich die Via Flaminia bis in ein tiefes Tal hinunterwand, bevor sie sich in der Ferne wieder zu einem dunklen Berggipfel emporschlängelte, der angeblich der letzte Anstieg vor Ariminum war. Er wünschte, Brutus wäre an seiner Seite und könnte das sehen, oder Cabera, der noch weiter hinten in den Reihen der Hilfstruppen marschierte. Julius’ eigener Rang als Tribun hatte ihm erlaubt, beinahe ganz vorne Aufstellung zu nehmen, doch ein Marsch in Schlachtordnung war nicht der geeignete Ort, um sich mit seinen Freunden angenehm die Zeit zu vertreiben.
Im Licht der untergehenden Sonne machten sich die ersten Wachen bereit, wobei sie, wie es die Tradition forderte, ihre Schilde bei den Einheiten zurückließen. Zehntausend Soldaten aßen in aller Eile und legten sich in der Miniaturstadt, die sie geschaffen hatten, zum Schlaf. In der Nacht wurden sie reihum geweckt, um Wache zu stehen, und die abgelösten Posten nahmen nach der kalten Bergluft dankbar die noch warmen Schlafstellen ein.
Julius stand in der Dunkelheit auf seinem Posten und blickte über den aufgeworfenen Erdwall auf das raue Land dahinter. Er übernahm ein quadratisches Stück Holz aus der Hand eines Zenturios und prägte sich die dort eingeritzte Parole ein. Dann wurde er, das stille Lager im Rücken, in der Finsternis allein gelassen. Mit einem sarkastischen Grinsen quittierte er die Erkenntnis, weshalb die Wachen keine Schilde tragen durften: Es war zu verlockend, die Arme auf den oberen Rand zu stützen, den Kopf auf die Arme zu legen und wegzudösen. Er blieb wach und aufmerksam und fragte sich, wie lange es wohl her war, dass man einen Wachtposten schlafend angetroffen hatte. Die Strafe dafür war, von seinen eigenen Zeltgenossen totgeprügelt zu werden, was auch den müdesten Soldaten davon abhielt, die Augen zu schließen.
Die Wache verlief ohne besondere Zwischenfälle, bis Julius sie an einen Zeltgefährten übergab und sich den Schlaf möglichst rasch herbeiwünschte. Die Probleme mit Cornelia und Cato kamen ihm weit entfernt vor, als er mit geschlossenen Augen dalag und dem Schnarchen der Männer rings um ihn lauschte. Man konnte sich nur allzu leicht vorstellen, dass es auf der ganzen Welt keine Streitmacht gab, die der geballten Kampfkraft, die Crassus nach Norden geführt hatte, ernsthafte Probleme bereiten konnte. Kurz bevor er einschlief, dachte Julius an die Hoffnung, dass er und Brutus in dem bevorstehenden Blutvergießen die Möglichkeit haben würden, den Namen der Primigenia zu einem leuchtenden Vorbild werden zu lassen.
Octavian gellte dem Schwarm seiner Gegner einen schrillen Angriffsschrei entgegen. Sie hatten noch nicht bemerkt, dass er ein geborener Kämpfer war, und mit jedem Hieb streckte er einen von ihnen sterbend und nach seiner Mutter wimmernd zu Boden. Mit einem Satz war er bei ihrem Anführer, der in seiner fiebrigen Phantasie eine starke Ähnlichkeit mit dem Lehrling des Metzgers hatte, um ihn mit dem Speer zu durchbohren. Der feindliche Soldat brach röchelnd zusammen und winkte Octavian zu seinem blutverschmierten Mund heran, damit er seine letzten Worte vernahm.
»Ich habe schon in Hunderten von Schlachten gekämpft, aber noch nie bin ich auf einen so geschickten Gegner getroffen«, hauchte er mit seinem letzten Atemzug.
Octavian stieß ein Triumphgeheul aus, rannte um den Stall und wirbelte dabei den schweren Gladius über dem Kopf. Ohne Vorwarnung wurde sein Handgelenk von einer kräftigen Hand von hinten gepackt, und er quietschte überrascht auf.
»Was treibst du hier mit meinem Schwert?«, fragte Tubruk, der heftig durch die Nase atmete.
Octavian
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