Imperator 02 - König der Sklaven
Soldaten bekamen die Todesangst, die sie schon einmal erfasst hatte, nur schwer unter Kontrolle. Beim zweiten Mal würde es einfacher sein.
»Julius?«, fragte Brutus, der auf einen Befehl wartete.
Julius warf seinem Freund einen Blick zu und sah seine Entschlossenheit. Es gab keine Wahl. Sie mussten selbst die Front übernehmen und beten, dass Lepidus’ Männer nicht hinter ihrem Rücken das Weite suchten.
»Primigenia! Vorwärts an die Front!«, rief er, und die siebenhundert Mann unter seinem Kommando setzten sich in perfekter Formation in Bewegung.
Die letzten von Lepidus’ Männern drehten sich um, um vor den Sklaven davonzulaufen, aber die Primigenia schlug sie nieder, bevor sie die Panik nach hinten tragen konnten. Sie gingen mit unbarmherziger Gründlichkeit vor, die den Sklaven, die den errungenen Vorteil eilig ausnutzen wollten, eine Lehre sein sollte.
Die Schilder der Primigenia krachten in die Bresche, und die Schwerter hoben und senkten sich, so rasch es ging, denn jeder Mann opferte die Umsicht der Schnelligkeit. Sie trampelten über die Verwundeten, ließen sie schreiend und oft noch lebendig zurück, doch die Primigenia schritt mit einer solchen Geschwindigkeit voran, dass sie Gefahr lief, die gesamte restliche Frontreihe hinter sich zu lassen und abgeschnitten zu werden. Renius erkannte dies sofort und begradigte die Linie mit rau gebrüllten Befehlen.
Julius kämpfte wie im Rausch. Sein Arm schmerzte, und von seinem Handgelenk zog sich eine lange Wunde in einer roten Linie fast bis zur Schulter. Dort war eine Klinge entlanggeschrammt, bevor er ihren Besitzer getötet hatte. Ein kräftiger Sklave in römischer Rüstung sprang auf ihn zu, wurde jedoch von den Beinen gerissen, als Renius neben Julius auftauchte und den Sklaven mit einem Stich in einer Lücke des Panzers durchbohrte.
Julius tötete den nächsten Mann, der ihm entgegenkam. Jetzt war er für die Tausenden von Übungsstunden dankbar, die seine Bewegungen lenkten, ehe er darüber nachdenken konnte. Er trat neben den äußeren Mann und stieß ihn in die anderen, verzichtete darauf, ihn zu töten, weil er lieber Verwirrung stiften wollte. Der Mann stolperte dem zweiten in den Weg, und Julius riss ihm mit einem raschen Stoß von der Seite die Kehle heraus, setzte dann über den fallenden Körper hinweg, um seinen Gladius in die keuchende Brust des Mittleren zu bohren. Die Klinge verkeilte sich zwischen den Rippen, und beinahe hätte er wütend aufgeschrien, als seine Hand von dem blutigen Griff abrutschte und er einen Augenblick lang unbewaffnet dastand.
Der dritte Mann, der sich ihm entgegenwarf, schlug mit einem Legionärsgladius in einem Kreisschlag auf halber Höhe nach ihm, und Julius musste sich flach auf den Boden werfen, um der Klinge auszuweichen. Panik stieg in ihm auf, da er erwartete, dass das Metall in ihn eindrang und sein Blut sich mit dem glitschigen Matsch unter ihm vermengte. Der Mann starb mit Ciros Schwert im Mund, und Julius griff nach seinem eigenen Schwert, zog eine Leiche davon herunter und riss es unter lautem Knacken brechender Knochen los.
Brutus war einen Schritt voraus, und Julius sah ihn zwei weitere Feinde mit einer Geschwindigkeit und Eleganz niedermachen, wie er es noch nie gesehen hatte, auch nicht in dem Jungen, den er schon sein ganzes Leben kannte. Rings um Brutus schien ein Bannkreis der Ruhe zu sein, seine Miene wirkte friedlich, fast feierlich. Aber alles Lebendige, das in die Reichweite seines Schwertes kam, starb nach einem oder zwei Schlägen, und die Sklaven gaben ihm Raum, als spürten sie die Grenze, und bedrängten den jungen Soldaten nicht so sehr wie alle anderen.
»Brutus!«, rief Julius. »Gladiatoren von vorne!«
Tatsächlich kamen Männer in Gladiatorenrüstungen auf die Primigenia zugestürmt. Sie trugen geschlossene Helme, die ihre Gesichter bedeckten und nur Löcher für die Augen freiließen, was ihnen ein Aussehen von unmenschlicher Wildheit verlieh. Ihr Eintreffen schien den Mut der Sklaven rings um sie herum zu heben, so dass die Primigenia wankend zum Stehen kam und ihre Schilde in den weichen Boden pflanzte.
Julius fragte sich, ob unter den Angreifern auch die Männer waren, denen er in der vorangegangenen Nacht begegnet war. In diesem Zusammenprall von Metall und Leibern ließ sich das unmöglich sagen. Sie waren schnell und gut ausgebildet, und Julius sah, wie Renius einen von ihnen mit der Schulter niederwarf, als die Reihen aufeinander prallten, und ein anderer
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