Imperator 02 - König der Sklaven
Stunde kostbar.
Die Wachen vor der Schatzkammer der Stadt waren geflohen, und Spartacus hatte befohlen, das Gold für die Reise nach Süden auf Maultiere zu laden. Es war ein Vermögen, das durch den Handel, den die Stadt trieb, zusammengekommen war, und sobald die Gladiatoren die Kisten voller Gold gesehen hatten, war der Traum von einer Flotte, die sie alle in die Freiheit brachte, in greifbare Nähe gerückt.
Doch die Kais im Hafen waren leer, die Schiffe lagen weiter draußen auf dem Meer, von wo aus ihre Besatzungen zusehen konnten, wie die Sklavenhorden unter aufsteigenden Wolken aus Rauch und Asche die Stadt plünderten. Die Schiffe waren voller schweigender Menschen, die das Treiben beobachteten. Spartacus ging bis zum Rand des Kais und blickte zu ihnen hinüber.
»Sieh nur, wie viel sie aufnehmen können, Krix. Wir haben genug Gold, um für jeden von uns eine Koje zu bezahlen.«
»Diese edlen Kaufleute werden keinen Finger rühren, um uns zu retten«, erwiderte Krixos. »Wir müssen uns auf die Piraten verlassen. Die Götter wissen, dass sie genug Schiffe haben, und wenn sie dabei Rom eins auswischen können, freut es sie umso mehr.«
»Aber wie sollen wir sie verständigen? Wir müssen Reiter in jeden Hafen schicken. Es muss eine Möglichkeit geben, sich mit ihnen in Verbindung zu setzen.« Spartacus blickte über das Wasser zu den bleichen Flecken der Gesichter hinüber, die sich dort auf den Decks drängten. Es war möglich, sofern es ihnen gelang, mit den Feinden Roms Verbindung aufzunehmen.
Antonidus trat neben ihn und blinzelte mit einem verächtlichen Schnauben über die Wellen.
»Die mutigen Bürger Roms! Verstecken sich vor uns wie kleine Kinder!«, sagte er.
Spartacus zuckte die Achseln. Er war Antonidus’ Gehässigkeit und Verachtung leid. »Mit sechzig oder siebzig Schiffen wie diesen dort draußen können wir den Einflussbereich Roms verlassen. Eine Flotte, gekauft mit ihrem eigenen Gold, scheint mir ein sehr gerechter Gedanke.« Antonidus betrachtete die beiden Gladiatoren mit größerem Interesse. Er war versucht gewesen, sich im Hafen davonzustehlen, seine Rüstung abzulegen und sich unter die Menschenmenge zu mischen, die sich bestimmt versammelte, sobald die Sklaven fort waren. Dann hatte er das Gold gesehen, das sie aus der Schatzkammer geholt hatten. Es war genug, dass er sich damit ein Landgut in Spanien kaufen konnte, oder einen riesigen Hof in Afrika. Es gab viele Orte, wo sich ein einzelner Mann verstecken konnte, jedoch keine Armee. Wenn er blieb, könnte ihm ihr Vertrauen zu der Möglichkeit verhelfen, die er brauchte. Würde Pompeius ihm verzeihen, wenn er ihm den Kopf des Spartacus brachte? Antonidus runzelte die Stirn. Nein, er hatte schon einmal vor einem römischen Gericht gestanden, das war genug. Es war besser, sich irgendwohin zurückzuziehen, wo er noch einmal von vorne anfangen konnte.
Spartacus drehte sich um, wandte dem Meer den Rücken zu.
»Wir schicken ortskundige Männer in jeden Hafen und geben ihnen ein paar Münzen mit, die ihre Versprechen belegen können. Sprich mit ihnen, Krixos. Jemand muss wissen, wie wir die Piraten erreichen können. Teile ihnen unseren Plan mit. Das wird ihre Stimmung auf dem Marsch nach Süden bessern.«
»Dann ziehen wir also nach Süden, gegen Rom?«, fragte Antonidus scharf.
Die Züge des Gladiators verzerrten sich in jähem, schrecklichem Zorn, und Antonidus wich einen Schritt zurück, als Spartacus antwortete.
»Wir hätten uns niemals von den Bergen abwenden sollen, aber jetzt müssen wir dafür sorgen, dass uns die Legionen nicht einholen. Wir lassen diese Hunde so lange hinter uns herlaufen, bis sie zusammenbrechen. Vergesst nicht, dass wir diejenigen sind, die ihre Felder bestellen und jede helle Stunde für ihren Wohlstand arbeiten. Das hat uns stark gemacht. Wollen wir doch mal sehen, in welcher Verfassung sie sind, wenn wir in Sichtweite ihrer geliebten Stadt kommen.«
Beim Sprechen blickte er nach Westen in die Sonne, und seine Augen nahmen einen goldenen Schimmer an, als er an die Legionen dachte, die sie verfolgten. Seine Miene war verbittert, und Antonidus musste den Blick abwenden.
40
Als der Mond aufging, stand Alexandria auf der Mauer über der großen Stadt Rom. Der Regen trommelte auf die Steine. In der ganzen Stadt waren Fackeln angezündet worden, die fauchten und zischten und den Verteidigern nur wenig Licht spendeten. Beim Ruf der Alarmhörner waren sie alle zusammengelaufen, hatten Werkzeuge
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