Imperator 02 - König der Sklaven
Nacht«, brummte er. »Was gibt’s Neues?«
Pompeius wandte sich zu ihm um.
»Einige der Nachrichten sind … schrecklich«, erwiderte er, »aber das muss warten. An der Küste stehen vier Legionen, die gerade aus Griechenland angelandet sind. Ich werde zu ihnen reiten und sie mit den unseren zusammenführen.«
Crassus nickte müde.
»Was noch, Pompeius? Du könntest ihnen die Extraordinarii schicken, mit unseren Siegeln und unseren Befehlen. Warum willst du selbst gehen?«
Pompeius verzog im Dämmerlicht das Gesicht.
»Der Mann, der meine Tochter getötet hat, ist gefunden worden. Die Männer, die ich zurückgelassen habe, damit sie ihn aufspüren, beobachten ihn. Ich werde in der Stadt Halt machen, ehe ich mich den Legionen anschließe, die aus dem Westen kommen. Bis das erledigt ist, musst du ohne mich auskommen.«
Crassus nahm einen Kienspan und ein Ölkännchen vom Tisch und zündete die Lampen wieder an. Seine Hand zitterte ein wenig vor Anspannung. Endlich setzte er sich hin und sah Pompeius in die Augen.
»Wenn sie kehrtmachen und kämpfen, kann ich nicht auf dich warten«, sagte er.
Pompeius schüttelte den Kopf. »Dann zwing sie nicht zum Umkehren. Lass ihnen genug Platz zum Davonlaufen, und in ein paar Tagen, höchstens in einer Woche, bin ich mit frischen Männern wieder da, um diese Jagd ein für alle Mal zu beenden.«
Crassus ließ sich seinen Zorn nicht anmerken. Immer sahen sie in ihm nur den Kaufmann, den Geldverleiher, als gäbe es irgendein großes Geheimnis hinter den Legionen, das nur wenige Auserwählte kannten. Als hafte seinem Reichtum Schande an. Er sah, dass Pompeius um seinen Sieg bangte. Wie furchtbar, wenn der erbärmliche Crassus ihn ihm vor der Nase wegschnappte! Wer dieser Rebellion das Rückgrat brach, würde der nächste Konsul sein, so viel war sicher. Wie sollte der Senat dem Willen des Volkes nach so vielen Monaten der Angst widersprechen? Nicht zum ersten Mal verspürte Crassus Bedauern über seine Großzügigkeit, bei der Senatsdebatte Pompeius vorgeschlagen zu haben. Hätte er damals gewusst, wie der Feldzug verlaufen würde, hätte er es allein riskiert.
»Ich treibe sie nach Süden«, sagte er, und Pompeius nickte zufrieden. Dann nahm er eine weitere Meldung vom Tisch, hielt sie schräg ins Licht, damit Crassus sie lesen konnte, und zeigte dabei auf die Landkarte an der Zeltwand.
»Die Schiffe, die in diesem Bericht erwähnt werden, können nur für die Sklaven bestimmt sein. Ich würde hier bleiben, wenn ich nicht sicher wäre, dass sie weiterziehen, aber solange du sie nicht provozierst, werden sie weiter nach Süden marschieren, um die Schiffe zu erreichen. Ich fordere die Galeeren an. Es wird keine Flucht übers Meer geben, das schwöre ich.«
»Falls sie das wirklich vorhaben«, murmelte Crassus, der immer noch las.
»Sie können nicht ewig weiterlaufen. Sie müssen halb verhungert sein, egal, was sie unterwegs alles aufgelesen haben. Jeder Tag macht sie schwächer, wenn sie wirklich darauf hoffen, sich uns noch einmal in einer offenen Schlacht zu stellen. Nein, sie versuchen zu entkommen, und diese Berichte hier sind der Schlüssel dazu.«
»Und wenn sie sehen, dass unsere Galeeren sich sammeln, um ihre Flucht zu verhindern, kommst du mit den griechischen Legionen dazu und vernichtest sie?«, fragte Crassus und spürte, wie etwas von seiner Gereiztheit in seine Stimme kroch.
»Ganz recht«, erwiderte Pompeius scharf. »Nimm diese Bedrohung nicht auf die leichte Schulter, Crassus. Wir brauchen die zusätzlichen Legionen, die ich holen werde. Lass dich auf keinen Kampf ein, bevor du meine Fahnen siehst. Mir wäre es lieber, dich zurückweichen zu sehen, als dass du aufgerieben wirst, ehe ich zurückkomme.«
»Na schön«, antwortete Crassus. Es traf ihn hart, dass seine Fähigkeiten so beiläufig abgetan wurden. Falls Spartacus während Pompeius’ Abwesenheit angriff, würde er die Gelegenheit beim Schopf ergreifen und den Ruhm selbst ernten. »Ich weiß, dass du so rasch wie möglich zu uns stoßen wirst«, fügte er hinzu.
Pompeius sank ein wenig in sich zusammen und stützte die Fingerknöchel auf den Tisch.
»Da wäre noch etwas. Ich breche sofort in die Stadt auf, und ich weiß nicht, ob ich es für mich behalten soll, bis wir hier fertig sind, oder nicht.«
»Sag es mir«, sagte Crassus leise.
Die Männer schliefen unruhig in den von der Nässe schweren Lederzelten, auf die der Regen in unregelmäßigem Rhythmus herabrauschte. Es war ein
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