Imperator 02 - König der Sklaven
Akzent.
Renius zuckte mit den Schultern. »Dann wirf du zuerst den Bogen weg.«
Der junge Mann zögerte so lange, bis Livias Mann blau anlief. Dann schleuderte er den Bogen hinter sich über den Felsen, wo er hörbar aufschlug. Renius nahm seinen Fuß weg und wartete, bis Livias Mann sich keuchend aufgerichtet hatte. Der alte Gladiator rührte sich nicht, während die beiden Griechen sich so schnell wie möglich davonmachten.
»Moment!«, schrie Brutus ihnen plötzlich nach, und sie blieben vor Schreck wie erstarrt stehen. »Ihr habt da unten drei Pferde, die ihr nicht mehr braucht. Ich will zwei davon.«
Cornelia saß kerzengerade da und starrte Antonidus, der auch Sullas Hund genannt wurde, mit weit aufgerissenen Augen an.
Dieser Mann war gnadenlos, das wusste sie. Während er sie einschüchternd und eindringlich befragte, beobachtete er sorgfältig jede Regung in ihrem Gesicht. Sie hatte noch nie etwas Gutes über Sullas Truppenführer gehört, und es war ihr nicht leicht gefallen, bei der Nachricht, die er ihr überbrachte, weder Angst noch Erleichterung zu zeigen. Ihre Tochter lag schlafend in ihren Armen. Sie hatte beschlossen, sie Julia zu nennen.
»Weiß dein Vater Cinna, dass du hier bist?«, fragte er mit bohrendem Blick und abgehackter Stimme.
Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht; Sulla hat mich vom Anwesen meines Mannes außerhalb der Stadt herholen lassen. Seit Tagen sitze ich jetzt schon mit meinem Kind hier in diesen Räumen. Außer den Sklaven habe ich niemanden zu Gesicht bekommen.«
Der General runzelte die Stirn, als klinge etwas in ihrer Erklärung nicht glaubwürdig, aber er hielt starr den Blick auf sie gerichtet.
»Warum hat dich Sulla herbefohlen?«
Sie schluckte nervös und wusste sofort, dass er das bemerkt hatte. Was sollte sie ihm sagen? Dass Sulla sie vergewaltigt hatte, während ihre weinende Tochter daneben lag? Vielleicht würde er sie auslachen, oder schlimmer noch, glauben, sie versuche das Ansehen des großen Mannes nach seinem Tod zu beschmutzen. Dann würde er sie wahrscheinlich auf der Stelle töten lassen.
Antonidus sah, dass sie sich vor Sorge und Angst wand, und hätte sie am liebsten geohrfeigt. Sie war schön, so dass es offensichtlich war, weshalb Sulla sie hatte rufen lassen. Dennoch fragte er sich, wie Sulla von einem durch eine Niederkunft immer noch schlaffen Körper hatte erregt werden können.
Er fragte sich, ob ihr Vater vielleicht hinter dem Mord steckte, und fluchte beinahe laut, als ihm klar wurde, dass er noch einen weiteren Namen auf die Liste der Feinde setzen musste. Seine Informanten hatten ihm zwar gesagt, Cinna sei geschäftlich im Norden Italiens unterwegs, aber auch von dort konnte man gedungene Mörder aussenden. Abrupt erhob er sich. Antonidus bildete sich etwas darauf ein, einen Lügner sofort zu erkennen. Aber diese Frau hier war entweder völlig geistlos, oder sie wusste wirklich nichts.
»Unternimm keine lange Reise. Wo finde ich dich, für den Fall, dass ich dich hierher zurückbringen muss?«
Cornelia überlegte einen Moment und versuchte, ihre Erleichterung zu unterdrücken. Er würde sie gehen lassen! Sollte sie ins Stadthaus gehen, oder zurück zu Julius’ Anwesen auf dem Lande?
Wahrscheinlich hielt sich Clodia immer noch dort auf, dachte sie.
»Ich wohne außerhalb der Stadt auf dem Gut, von wo ich hierher geholt worden bin.«
Antonidus nickte geistesabwesend. Seine Gedanken konzentrierten sich bereits auf die vor ihm liegenden Aufgaben.
»Ich bedauere diese Tragödie sehr«, zwang sie sich zu sagen.
»Wer auch immer dafür verantwortlich ist, er wird es teuer bezahlen«, sagte er mit gepresster Stimme. Wieder spürte sie sein Misstrauen. Es war, als strafe er mit seinen forschenden Blicken ihren eigenen Gesichtsausdruck Lügen.
Er blieb noch eine Weile vor ihr stehen, doch dann drehte er sich um und ging wortlos über den marmornen Boden davon. Das Baby wachte auf und fing sofort hungrig an zu quengeln. Allein und ohne eine Amme entblößte Cornelia ihre Brust, um ihre Tochter selbst zu stillen, und sie gab sich alle Mühe, dabei ihre Tränen zurückzuhalten.
7
Verkrampft und steif vor Kälte erwachte Tubruk in der Dunkelheit des Sklavenhauses. Er hörte, dass sich um ihn herum noch andere Körper bewegten, doch in dem Kerker, in dem sie schliefen und für die Reise bereitgehalten wurden, war vom Morgengrauen noch nichts zu sehen.
Von Anfang an, als er und Fercus die Einzelheiten seines Planes
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