Imperator 03 - Das Feld der Schwerter
sich aufsteigen.
»Du bist grausam, Servilia«, murmelte er, und sie lachte ihn aus.
»Weißt du, wie viele abgewiesene Liebhaber ich in diesem Haus schon habe herumbrüllen sehen? Auch Konsuln, Julius, oder glaubst du, die wären zu erhaben für derlei Szenen? Was immer du von mir willst, du wirst es hier nicht finden. Hast du verstanden?«
Irgendwo hinter ihr hörte Julius eine Männerstimme rufen. Er erstarrte.
»Crassus? Ist er hier?«
Servilia trat einen Schritt vor und drückte ihm die Hand gegen die Brust. Sie entblößte beim Sprechen die Zähne, und ihre Stimme hatte alles von der Weichheit verloren, die er so liebte.
»Es geht dich überhaupt nichts an, mit wem ich mich treffe, Julius.«
Julius verlor die Beherrschung und ballte die Fäuste. In seiner Wut dachte er daran, ihr die Perle vom Hals zu reißen, und sie wich vor ihm zurück, als hätte sie es gespürt.
»Bist du jetzt etwa seine Hure? Zumindest vom Alter her passt er ja auch besser zu dir«, sagte Julius.
Sie verpasste ihm eine kräftige Ohrfeige, und er antwortete mit einem Schlag, der ihren Kopf nach hinten warf und so schnell kam, dass die Geräusche beinahe gleichzeitig ertönten.
Servilia krallte mit ihrer anderen Hand nach seinen Augen und zerkratzte ihm die Wange. Julius fauchte sie an und ging auf sie los. Er war blind vor Wut, als sie vor ihm zurückwich, und dann verflog der Zorn und ließ ihn keuchend und dumpf zurück, mit verbittertem Gesicht. Ein Tropfen Blut aus einem der Kratzer fiel von seinem Kinn. Sein Blick folgte ihm.
»Das ist also dein wahres Wesen, Julius«, sagte sie und stand steif vor ihm.
Er sah, dass ihr Mund bereits anzuschwellen begann, und die Scham übermannte ihn.
Höhnisch verzog sie das Gesicht. »Ich frage mich, was mein Sohn wohl sagen wird, wenn du ihn das nächste Mal siehst.« Ihre Augen funkelten vor Bosheit, und Julius schüttelte den Kopf.
»Ich hätte dir alles gegeben, Servilia. Alles, was du wolltest«, sagte er leise. Dann ließ sie ihn stehen und ging davon.
Brutus war aufgestanden, als Julius durch die äußeren Räume des Hauses zurückeilte. Octavian und Domitius waren bei ihm, und Julius sah ihnen an, dass sie alles mit angehört hatten. Brutus war kreidebleich, seine Augen wirkten leblos, und Julius verspürte einen unwillkürlichen Schauer der Furcht, als er seinen Freund ansah.
»Hast du sie geschlagen, Julius?«, fragte Brutus.
Julius berührte seine blutende Wange. »Ich werde mich nicht vor dir rechtfertigen, nicht einmal vor dir«, erwiderte er und wollte an den drei Männern vorbeigehen.
Brutus’ Hand zuckte nach dem goldenen Griff des Schwertes, das er gewonnen hatte, aber Domitius und Octavian griffen nach ihren Klingen und stellten sich zwischen ihn und Julius.
»Lass das!«, fuhr ihn Domitius an. »Geh einen Schritt zurück!«
Brutus wandte seinen Blick von Julius ab und sah die beiden Männer an, die drohend vor ihm standen.
»Glaubst du wirklich, ihr könntet mich aufhalten?«, sagte er. Domitius erwiderte seinen finsteren Blick.
»Wenn es sein muss. Glaubst du, dass du irgendetwas änderst, wenn du dein Schwert gegen ihn erhebst? Was zwischen ihnen ist, geht dich genauso wenig an wie mich. Lass es gut sein.«
Brutus nahm die Hand vom Schwert. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, dann jedoch stürmte er an ihnen vorbei, hinaus zu den Pferden, sprang in den Sattel und galoppierte zum Stadttor zurück.
Domitius wischte sich mit der Hand den Schweiß von der Stirn. Er schaute zu Octavian hinüber und sah die Besorgnis im Gesicht des jungen Mannes, der sich zwischen Mächten gefangen sah, denen er nichts entgegenzusetzen hatte.
»Er wird sich wieder beruhigen, Octavian, verlass dich drauf.«
»Auf dem langen Marsch wird er es schon ausschwitzen«, sagte Julius und sah seinem Freund nach. Er hoffte, dass es stimmte. Noch einmal betastete er seine zerkratzte Wange und zuckte zusammen.
»Nicht gerade das beste Omen«, murmelte er vor sich hin. »Gehen wir, meine Herren. Fürs Erste habe ich genug von dieser Stadt. Sobald wir aus dem Tor geritten sind, lassen wir das alles hinter uns.«
»Das will ich hoffen«, sagte Domitius, aber Julius hörte ihn nicht.
Als sie auf das Quirinal-Tor zugeritten kamen, wartete Brutus dort im Schatten. Julius sah, dass seine Augen blutunterlaufene Löcher in einem mordlustigen Gesicht waren, und dirigierte sein Pferd neben ihn.
»Es war ein großer Fehler, noch einmal zu ihr zu gehen, Brutus«, sagte Julius und
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