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Imperator 03 - Das Feld der Schwerter

Imperator 03 - Das Feld der Schwerter

Titel: Imperator 03 - Das Feld der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
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Kopf nach hinten flog. Ein dünner Blutfaden rann über seine Lippen, und er zitterte deutlich sichtbar.
    »Wenn ich dich noch einmal im Senat sehe, wird dich auch deine Immunität nicht mehr schützen, das schwöre ich bei allen Göttern. Ich werde dich an einen abgeschiedenen Ort bringen und tagelang foltern lassen. Du wirst um dein Ende betteln.«
    »Aber ich bin ein Konsul!«, begehrte Bibulus auf.
    Julius schob die Schwertspitze vor, und Bibulus schnappte nach Luft.
    »Nur noch dem Namen nach. Ich will einen Mann wie dich nicht in meinem Senat haben. Nicht solange ich lebe. Deine Zeit dort ist um.«
    »Kann er mir jetzt noch wehtun?«, fragte der Sklavenjunge plötzlich.
    Julius drehte den Kopf und sah, dass der Knabe aufgestanden war. Er schüttelte den Kopf.
    »Dann gib mir ein Messer. Ich werde ihm wehtun«, sagte der Junge.
    Julius blickte ihm in die Augen und sah nur wilde Entschlossenheit.
    »Wenn du das tust, wird man dich töten«, sagte er leise.
    Der Junge zuckte die Achseln. »Das ist es wert«, sagte er. »Gib mir ein Messer, dann mache ich es.«
    Bibulus öffnete den Mund, und Julius drehte grob die Klinge.
    »Du sei still. Hier reden Männer. Da hast du nichts zu sagen.« Er wandte sich wieder dem Sklaven zu und sah, dass dieser sich bei seinen Worten höher aufrichtete.
    »Ich werde dich nicht aufhalten, Junge, wenn du das willst, aber lebendig ist er für mich nützlicher als tot. Wenigstens im Augenblick.« Eine Leiche würde eine weitere Wahl nach sich ziehen, und einen neuen Gegenspieler, der vielleicht nicht Bibulus’ Schwächen besaß. Trotzdem schickte Julius den Jungen nicht weg.
    »Du willst ihn lebend?«, fragte das Kind.
    Julius sah ihm lange in die Augen, ehe er nickte.
    »In Ordnung, aber ich will noch heute Nacht hier weg.«
    »Ich werde einen Platz für dich finden, Junge. Du hast meine Dankbarkeit.«
    »Nicht nur ich. Wir alle. Wir wollen hier keine einzige Nacht mehr verbringen.«
    Julius sah ihn überrascht an. »Ihr alle?«
    »Wir alle«, sagte der Sklave und hielt seinem Blick ohne das geringste Zittern stand. Julius schaute als Erster weg.
    »Nun gut, Junge. Bringe sie alle zum Eingang. Lasst mich noch eine Weile mit Bibulus allein, dann komme ich zu euch.«
    »Vielen Dank, Herr«, sagte der Junge. In wenigen Augenblicken waren alle Kinder mit ihm zusammen aus dem Raum verschwunden. Jetzt war nur noch Bibulus’ keuchender Atem zu vernehmen.
    »Wie h-hast du davon erfahren?«, flüsterte Bibulus.
    »Ehe ich hier hereinkam, hatte ich keine Ahnung, was du bist. Aber selbst wenn ich es nicht gesehen hätte – du triefst vor Schuld«, knurrte Julius. »Denk daran, ich werde es erfahren, wenn du dir wieder Kinder ins Haus holst. Wenn ich höre, dass auch nur ein einziger Knabe oder ein einziges Mädchen über deine Schwelle tritt, kenne ich keine Gnade mehr. Hast du mich verstanden? Der Senat gehört jetzt mir. Vollkommen.«
    Bei dem letzten Wort zuckte Julius mit dem Schwert. Bibulus schrie auf und verlor vor Angst die Kontrolle über seine Blase. Stöhnend fasste er nach dem sich rasch ausbreitenden Urinfleck, der sich mit ein wenig Blut vermischte. Julius steckte sein Schwert wieder in die Scheide und ging zur Eingangstür, wo sich mehr als 30 Sklaven versammelt hatten.
    Jeder der Flüchtlinge hielt ein kleines Bündel mit Kleidungsstücken im Arm. Ihre Augen waren im Licht der Lampen groß und verängstigt, und die Stille war fast schmerzhaft, als sie sich umdrehten und ihn ansahen.
    »Nun gut. Heute Nacht könnt ihr in meinem Haus bleiben«, sagte Julius. »Ich suche Familien für euch, die ein Kind verloren haben und euch lieben werden.« Ihre glücklichen Mienen beschämten ihn mehr als Messerklingen. Wegen ihnen war er nicht hierher gekommen.

 

    21
    Der Sommer voller langer, geschäftiger Tage war bereits vorbei, aber der Winter lag noch in weiter Ferne, als sich Julius am Quirinal-Tor in den Sattel schwang, um sich seinen Legionen auf dem Campus anzuschließen. Er ergriff die Zügel, blickte sich um und versuchte, diesen letzten Anblick der Stadt in seinem Gedächtnis festzuhalten. Wer konnte schon wissen, wie lange er im fernen Gallien davon würde zehren müssen? Die Reisenden und Kaufleute, die in dem kleinen römischen Lager am fernen Fuß der Alpen gewesen waren, wussten von einem trostlosen Ort zu berichten, kälter als jeder andere, wo sie je gewesen seien. Julius hatte seinen Kredit nahezu ausgeschöpft, um Pelze und Vorräte für 10.000 Soldaten zu kaufen.

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