Imperator 03 - Das Feld der Schwerter
ihm den nötigen Platz, wobei er selbst in rascher Folge seine üblichen Lockerungsübungen durchführte. Nach fünf Kämpfen hatte er das eigentlich nicht nötig, aber es machte ihm Spaß, sie einem Publikum vorzuführen, und die römischen Soldaten standen inzwischen in Dreierreihen um den kleinen Kreis herum. Artorath drehte sich, sprang in die Luft und genoss das Ganze aus vollen Zügen.
»Heißt es da, wo ihr herkommt, meine kleinen Soldaten, dass große Männer langsam sind?«, höhnte er in ihre unverständigen Gesichter. Der Abend war kühl, und er fühlte sich unbesiegbar.
Als Ciro den Ring betrat, ertönte eine laute Stimme, und viele Soldaten grinsten in froher Erwartung, als Brutus mit Domitius herbeigerannt kam.
»Warte, Ciro. Bevor du den großen Ochsen fertig machst, will es Brutus noch versuchen«, sagte Domitius keuchend.
Brutus blieb abrupt stehen, als er Artorath erblickte. Der Mann war gewaltiger und mit mehr Muskeln bepackt als jeder andere, dem er bisher begegnet war. Es war nicht einfach nur eine Frage der Kraft, das sah er sofort. Artoraths Schädel war anderthalbmal so groß wie der von Ciro, und jeder andere Knochen war dicker als der eines normalen Mannes.
»Ihr macht wohl Witze«, sagte Brutus. »Der muss ja mindestens sieben Fuß groß sein! Nur zu, Ciro. Warte nicht auf mich.«
»Ich habe schon gegen ihn gekämpft«, sagte Domitius. »Und ich hätte ihn fast umgeworfen!«
»Das glaube ich dir nicht«, erwiderte Brutus glatt heraus. »Wo sind deine Kampfspuren? Ein Schlag von diesen Riesenfäusten treibt dir die Nase zum Hinterkopf hinaus!«
»Schon, aber er schlägt nicht. Es ist wie griechisches Ringen, falls du das schon mal gesehen hast. Er versucht, dich mit den Füßen ins Stolpern zu bringen, aber der Rest besteht aus Griffen und Balance. Er ist sehr geschickt, aber wie schon gesagt, ich hätte ihn fast gehabt.«
Ciro wartete immer noch geduldig, und Artorath hob lediglich eine Augenbraue in Brutus’ Richtung; er verstand nicht ein Wort von dem, was um ihn herum gesprochen wurde.
»Ich kann ihn besiegen«, sagte Ciro in die entstandene Pause. Brutus blickte Artorath skeptisch an. »Wie denn? Der ist ja wie ein Berg.«
Ciro zuckte mit den Achseln. »Mein Vater war ein großer Mann. Er hat mir ein paar Würfe gezeigt. Es ist kein griechisches Ringen, was er da macht. Mein Vater hat es von einem Ägypter gelernt. Ich kann es dir zeigen.«
»Na schön. Er gehört dir«, sagte Brutus sichtlich erleichtert. Artorath sah ihn an, während er sprach, und Brutus wies auf Ciro und machte einen Schritt zurück.
Wieder trat Ciro über die Linie, und diesmal schoss er mit einem raschen Satz nach vorne. Artorath tat es ihm gleich, und die beiden Männer prallten mit einem lauten Klatschen gegeneinander, bei dem die zuschauenden Soldaten zusammenzuckten. Ohne innezuhalten durchbrach Ciro den Griff um seine Schultern und beschrieb einen weiten Kreis, wobei er sorgsam darauf achtete, den schwieligen Füßen des Galliers auszuweichen, die immer wieder nach seinen Knöcheln schlugen. Ciro schlüpfte an ihm vorbei und versuchte wegzuspringen, doch Artorath wirbelte herum und erwischte ihn, bevor er außer Reichweite war.
Ihre Beine verhakten sich ineinander, jeder versuchte, den anderen umzuwerfen. Artorath wand sich aus Ciros Händen und hätte ihn beinahe über die Hüfte geworfen, doch der Wurf wurde dadurch vereitelt, dass sich Ciro duckte und selbst einen Hebel ansetzte, mit dem er Artorath von den Füßen reißen wollte. Aber ein so massiger Gegner wie Artorath geriet dadurch nur kurz ins Wanken, kreuzte reflexartig die Unterarme, presste sie gegen Ciros Kehle und drückte sich mit aller Kraft nach hinten.
Das hätte das Ende bedeuten können, wenn Ciros Ferse nicht seinen Fuß blockiert hätte, so dass Artorath wie ein Baum auf den Boden krachte, Ciro auf seiner Brust. Bevor die Römer anfangen konnten zu jubeln, brachen die beiden Gestalten in einen noch rasenderen Ringkampf aus, kamen frei, setzten neue Griffe an und durchbrachen sie wieder, nutzten die kleinste sich bietende Gelegenheit, um Gelenke zu blockieren, die bei kleineren Männern mit Sicherheit zersprungen wären.
Artorath setzte seine mächtigen Pranken ein, um Ciros Kehle abermals abzublocken, und Ciro fand seinen kleinen Finger, den er mit einem Ruck aus dem Gelenk drehte. Obwohl er aufstöhnte, lockerte Artorath seinen Griff nicht, und Ciros Gesicht verfärbte sich schon violett, als er noch einen Finger fand
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