Imperator 03 - Das Feld der Schwerter
Speere und die sonstigen Waffen eines jeden Mannes in einwandfreiem Zustand sind.«
Er machte eine Pause, als Marcus Antonius seinen Becher füllte und vor Freude über die Aufgabe, die ihm übertragen worden war, errötete. Marcus Antonius hatte von Ariovists Überheblichkeit bei dem Zusammentreffen gehört und inzwischen akzeptiert, dass die Freundschaft mit Rom ihr Ende gefunden hatte. Zweifellos würden Cäsars Feinde im Senat viel Aufhebens darum machen, aber das war ein Problem für später.
Crassus seufzte unter der Massage von Servilias Sklavenmädchen, das sich seinen Nacken und seine Schultern vorgenommen hatte. Die gefrorenen Früchte, die er gegessen hatte, lagen ihm kalt im Magen, und nachdem er sich auf dem Tisch völlig entspannt hatte, erwartete ihn die Annehmlichkeit des warmen Beckens, das bereits unter dem freien Nachthimmel dampfte. Ihm gegenüber lag Servilia auf einem gepolsterten Sofa und blickte zu den Sternen hinauf. Obwohl kein Mond das Firmament erleuchtete, war der Himmel klar, und sie konnte die winzige rote Scheibe des Mars über dem Ziegeldach erkennen, das den offenen Innenhof umgab. Das Becken mit dem warmen Wasser schimmerte im Licht der Lampen, dicke Motten umflatterten die Flammen und verbrannten knisternd.
»Dieses Haus ist jede einzelne Münze wert«, murmelte Crassus und verzog ein wenig das Gesicht, als das Sklavenmädchen eine schmerzende Stelle zwischen seinen Schulterblättern bearbeitete.
»Ich wusste, dass es dir gefallen würde«, erwiderte Servilia und lächelte mit echter Freude. »So wenige, die mein Haus aufsuchen, haben ein Auge für die schönen Dinge, aber was wären wir wohl ohne sie?«
Ihr Blick fiel auf den frisch bemalten Verputz des neuen Flügels ihres Stadthauses. Crassus hatte sich das Land gesichert, und sie hatte ohne Groll den vollen Marktpreis dafür bezahlt. Alles andere hätte eine Veränderung in ihrer Beziehung bedeutet, und sie mochte und respektierte den alten Mann, der sich dort so behaglich den kräftigen Fingern des nubischen Mädchens hingab.
»Möchtest du mir denn keine Informationen entlocken?«, fragte er, ohne die Augen zu öffnen. »Bin ich dir nicht mehr nützlich?«
Servilia lachte leise und setzte sich auf.
»Wenn du schweigen willst, dann schweige, mein Guter. Mein Haus gehört dir, solange dir der Sinn danach steht. Es bestehen keinerlei Verpflichtungen.«
»Aha, so schlimm steht es also«, erwiderte er und lächelte in sich hinein. »Was möchtest du denn gern wissen?«
»Diese neuen Männer im Senat, Clodius und nun auch Titus Milo, der Eigentümer des Fleischmarktes. Sind sie gefährlich?«, fragte sie. Obwohl sie leise gesprochen hatte, wusste Crassus, dass sie sich völlig auf seine Antwort konzentrierte.
»Sehr sogar«, gab er zurück. »Ich würde den Senat nicht betreten, wenn sie sich dort aufhalten.«
Servilia schnaubte verächtlich. »Du kannst mich mit deiner plötzlichen Begeisterung für den Handel nicht an der Nase herumführen, alter Mann. Ich bezweifle, dass im Senat auch nur ein Wort gesprochen wird, das nicht seinen Weg zu dir findet.«
Sie lächelte ihn zuckersüß an, und er öffnete die Augen und zwinkerte ihr zu, bevor er sich unter den Händen der Sklavin zur Seite drehte, damit sie sich einer anderen Stelle widmen konnte. Servilia schüttelte den Kopf über seine Spielchen.
»Wie geht es mit deiner neuen Legion voran?«, fragte sie.
»Recht gut, meine Liebe. Wenn mein Sohn Publius aus Gallien zurückkehrt, finde ich bestimmt eine Aufgabe für sie. Falls ich die gegenwärtigen Unruhen überlebe.«
»Ist es so schlimm?«, fragte sie.
Crassus stützte sich auf die Ellbogen, und seine Miene wurde ernst.
»Allerdings. Diese neuen Männer beeinflussen den Pöbel von Rom und rekrutieren jeden Tag mehr Leute für ihre Banden. Die Straßen sind nicht mehr sicher, nicht einmal für die Mitglieder des Senats, Servilia. Wir müssen froh und dankbar sein, dass Milo so viel von Clodius’ Zeit in Anspruch nimmt. Falls es so weit kommt, dass einer der beiden den anderen vernichtet, stellt der Sieger garantiert die ganze Stadt auf den Kopf. Momentan halten sie einander noch im Gleichgewicht. Mir ist zu Ohren gekommen, dass sie Teile der Stadt als ihr Eigentum betrachten, so dass die Anhänger des Clodius bestimmte Straßengrenzen nicht überqueren können, ohne verprügelt zu werden, sogar am helllichten Tag. Die meisten Menschen in Rom nehmen diesen Kampf nicht wahr, aber er wird trotzdem ausgefochten.
Weitere Kostenlose Bücher