Imperator 03 - Das Feld der Schwerter
andere bis zu ihnen durch. Die schweren Querriegel wurden zur Seite geschoben und das Tor vorsichtig aufgezogen.
Brutus ritt als Erster hindurch und drückte dem nächstbesten Wächter die Zügel seines Pferdes in die Hand.
»Also gut. Wo ist dieser vorlaute Schwachkopf auf der Mauer?«
Teras sah einen weiteren Reiter durch das Tor kommen, ebenso dick vermummt wie die Wachen oben. Trotzdem war er eine imposante Erscheinung, und Teras sah deutlich, wie die Männer hinter ihm geduldig warteten, bis er das Tor passiert hatte. Ein Offizier. Die konnte Teras auf eine Meile Entfernung ausmachen.
»Wir haben keine Zeit«, sagte der Mann mit klarer Stimme. »Ich bin ohnehin spät dran.«
Brutus nickte kurz, warf ein Bein über das Pferd und schwang sich wieder in den Sattel. Der Offizier wartete nicht auf ihn, sondern trieb sein Pferd an und trabte durch die dunklen Straßen. Die anderen folgten ihm wortlos.
Bis der Beißer die Mauer erklommen hatte und neben ihm stand, zählte Teras eine volle Zenturie. Das Tor wurde hinter ihnen sorgfältig verrammelt, und die jungen Wachen nahmen wieder ihre Positionen ein. Keiner wagte es, ihrem Zenturio in die Augen zu sehen.
Der Beißer war ein Veteran, und wenn man allen Geschichten Glauben schenken wollte, die die Männer über ihn erzählten, hatte er seit den Tagen Karthagos an jeder größeren Schlacht teilgenommen. Obwohl er dann schon mehrere hundert Jahre alt sein müsste, redete er von diesen Zeiten stets so, als wäre er selbst dabei gewesen, wobei er keinen Zweifel daran ließ, dass allein sein Mitwirken die Republik vor Eindringlingen, Disziplinlosigkeit und höchstwahrscheinlich auch vor Pestilenz bewahrt hatte. Was auch immer wahr sein mochte, er hatte jedenfalls unglaublich viele Narben, war stets schlecht gelaunt und verabscheute es zutiefst, dass man ihm schon wieder einen Haufen fangfrischer Rekruten zugeteilt hatte, aus denen er so etwas Ähnliches wie Legionäre machen sollte.
»Du, du und … du«, brummte der alte Soldat, wobei er zuletzt auf Teras zeigte. »Ich weiß nicht, was ihr heute Nacht hier getrieben habt, aber ich weiß ganz genau, dass ihr morgen auf alle Fälle das Scheißhaus an der Famena-Straße leer schaufelt.«
Ohne ein weiteres Wort stapfte der Beißer die glitschigen Stufen wieder hinunter, wobei er leise vor sich hinfluchte. Noch nachdem er bereits eine geraume Zeit weg war, konnte Teras seine süßliche Alkoholfahne riechen.
Der junge Legionär, der Brutus so vorlaut geantwortet hatte, gesellte sich zu Teras, als dieser wieder seinen Posten an der Kohlenpfanne eingenommen hatte und sich die Hände wärmte. Der junge Mann machte den Mund auf und wollte etwas sagen.
»Kein Wort«, sagte Teras grimmig. »Sonst bringe ich dich eigenhändig um.«
Julius fand den verabredeten Treffpunkt ohne große Schwierigkeiten. In seiner kryptischen Nachricht hatte Crassus ihn gebeten, sich an den Ort zu erinnern, wo sie einst die Vernichtung des Spartacus geplant hatten. Obwohl Julius seit einer Dekade nicht mehr in Ariminum gewesen war, ließ sich in der übersichtlich angelegten Stadt das einzige Haus, an dem eine Laterne brannte, in der ansonsten leeren Straße in der Nähe des Hafens gut finden. Er hatte versucht, alles so geheim wie möglich zu halten, hatte Gallien ohne Vorankündigung verlassen und war so rasch wie möglich mit einer Zenturie seiner Zehnten hierher marschiert. Die ersten sechzig Meilen hatten sie in kaum mehr als zehn Stunden zurückgelegt, und die Männer hatten sich kein einziges Mal beschwert oder um längere Pausen zum Essen und Trinken gebeten. Sobald er sicher sein konnte, dass er selbst die flinksten Spione hinter sich gelassen hatte, hatte Julius ein langsameres Tempo angeordnet. Andererseits hätten sie über die Alpenpässe in der bitteren Kälte und der dünnen Luft ohnehin nicht schneller marschieren können. Als sie aus dem Gebirge herabgestiegen waren, war Julius sicher, dass jeder, der ihm folgen wollte, bis zum Frühling würde warten müssen.
Julius ließ Brutus mit der Zenturie zurück, um die Straße abzuriegeln. Dann ging er raschen Schrittes auf die Tür zu, an die er sich noch aus dem alten Feldzug erinnerte, und klopfte an die Balken, wobei er den Mantel gegen die Kälte enger um sich zog.
Ein ihm unbekannter Mann öffnete ihm, und Julius fragte sich, ob er der Besitzer des Hauses war.
»Ja?«, brummte der Mann und sah Julius ausdruckslos an. »Gallien«, erwiderte Julius, und der Mann wich zurück,
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