Imperator 03 - Das Feld der Schwerter
wieder beruhigt und zügelte ein wenig keuchend ihr Pferd. Sie ließ Octavian aufholen und lächelte ihn an.
»Brutus sagte, du bist ein Verwandter von Cäsar. Erzähl mir mehr von ihm.«
Octavian lächelte zurück, unfähig, ihrem Charme zu widerstehen oder ihre Gründe zu hinterfragen.
Julius hatte den letzten Bittsteller schon vor einer Stunde entlassen und stand allein am Fenster, das auf die Hügel hinausging. Er hatte gerade den Befehl unterschrieben, weitere tausend Männer für die Arbeit in den Minen zu rekrutieren und drei Männern, deren Land von den neuen Gebäuden an der Küste überbaut worden war, jeweils eine Entschädigung zugestanden. Wie viele Besprechungen hatte er sonst noch gehabt? Zehn? Seine Hand schmerzte vom Briefeschreiben. Er massierte sie mit der anderen, während er wartend am Fenster stand. Der letzte Schreiber hatte vor einem Monat den Dienst quittiert. Der Verlust machte sich schmerzlich bemerkbar. Seine Rüstung hing auf einem hölzernen Gestell neben seinem Schreibtisch, und die kühle Nachtluft war in der durchgeschwitzten Tunika eine Wohltat. Er gähnte und rieb sich müde das Gesicht. Obwohl es allmählich dunkel wurde, waren Octavian und Servilia immer noch irgendwo da draußen unterwegs. Er fragte sich, ob sie den Jungen wohl bewusst so lange aufhielt, damit er sich Sorgen machte, oder ob wirklich etwas passiert war. Vielleicht hatte eines der Pferde zu lahmen begonnen und musste ins Lager zurückgeführt werden.
Julius schnaubte leise. Wenn dem so war, dann war das ganz sicher eine lohnende Lektion. Abseits der Straßen war das Land hier zerklüftet und wild. Da konnte sich ein Pferd leicht ein Bein brechen, ganz besonders bei hereinbrechender Dunkelheit, wenn Tierbaue und Gräben im Schatten verborgen lagen.
Es war lächerlich, sich Sorgen zu machen. Zweimal verlor er die Geduld und ging vom Fenster weg. Doch als er in Gedanken die Aufgaben des nächsten Tages durchgehen wollte, ertappte er sich jedes Mal dabei, wie er den Blick doch wieder den Hügeln zuwandte und nach ihnen Ausschau hielt. Abseits des Fensters und der frischen Brise war der Raum eben sehr stickig, sagte er sich. Er war einfach zu erschöpft und ausgelaugt, um sich seinen Selbstbetrug einzugestehen.
Als die Sonne nur noch ein schmaler roter Streifen über der Kuppe der Berge war, hörte er endlich Hufgeklapper im Hof und trat schnell vom Fenster weg, um nicht gesehen zu werden. Wer war diese Frau, dass sie ihm so viel Unbehagen verursachte? Er überlegte, wie lange die beiden brauchen würden, um die Pferde zu versorgen und ins Haus zu kommen. Ob sie wohl wieder am Abendessen für die Offiziere teilnehmen würde? Er war hungrig, hatte aber keine Lust, Gäste zu unterhalten. Er würde sich etwas heraufbringen lassen und …
Ein leises Klopfen an der Tür schreckte ihn aus seinen Gedanken. Irgendwie wusste er im Voraus, dass sie es war. Er räusperte sich geräuschvoll und rief: »Herein!«
Servilia öffnete die Tür und trat ein. Ihr Haar war nach dem Ritt zerzaust, und auf ihrer Wange war eine kleine, schmutzige Stelle. Sie roch nach Stroh und Pferden, und allein ihr Anblick hob seine Stimmung. Er konnte sehen, dass sie noch immer zornig war, und er versuchte, seine ganze Willenskraft zusammenzunehmen, um ihr Anliegen abzulehnen, worum es sich auch handeln mochte. Es war eine Zumutung, hier so einfach ohne Voranmeldung hereinzuplatzen. Wozu hatte er unten überhaupt eine Wache postiert? War der Mann etwa eingeschlafen? Julius schwor sich, der Sache nachzugehen, sobald Servilia gegangen war.
Ohne ein Wort zu sagen, kam Servilia über den Holzfußboden auf ihn zu. Bevor er reagieren konnte, legte sie ihre Hand auf seine Brust und fühlte den Herzschlag unter dem Stoff.
»Also doch noch warm. Ich hatte schon meine Zweifel«, sagte sie leise. Sie sprach mit einer Vertrautheit, die ihn völlig aus der Fassung brachte und es ihm unmöglich machte, ihr noch länger zu grollen. Als hätte ihre Berührung ein sichtbares Zeichen hinterlassen, spürte er genau, wo ihre Hand gelegen hatte. Sie stand dicht vor ihm und sah ihn an, und plötzlich wurde ihm die Dunkelheit um sie herum bewusst.
»Brutus wundert sich bestimmt schon, wo du bleibst«, sagte er.
»Ja, er sieht sich gerne als meinen Beschützer«, erwiderte sie und wandte sich zum Gehen. Beinahe hätte er sie zurückgehalten, stattdessen sah er nur verwirrt zu, wie sie den langen Raum durchquerte.
»Ich hätte nicht gedacht … dass du es
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