Imperator 03 - Das Feld der Schwerter
hob Cavallo es hoch, so dass alle die gelbliche Färbung sehen konnten, ehe sie wieder verblasste. Während er das weiche Metall schmiedete und in Form brachte, verglühten darauf zischend seine Schweißtropfen, die in Strömen an ihm herunterrannen.
Die Eisenbarren der Männer glichen dem seinen in jeder Hinsicht, und als der Mond aufging, nickte er den Römern zufrieden zu. Seine Söhne hatten ein Feuer in einem niedrigen, aber breiten Kohlebecken entfacht, so lang wie ein erwachsener Mann, und bevor die metallene Abdeckung davon heruntergehoben wurde, glühte sie schon beinahe so hell wie das Schmiedefeuer selbst. Während er sein Schwert noch einmal erhitzte, deutete Cavallo auf mehrere lederne Schürzen, die an Haken bereit hingen. Sie waren umständlich zu tragen, alt und steif, und bedeckten den ganzen Körper vom Hals bis zu den Füßen. Er lächelte, als die Männer sie anlegten. Mittlerweile hatten sich die Römer daran gewöhnt, seinen Anweisungen ohne Nachfragen zu folgen.
»Ihr werdet diesen Schutz brauchen«, erklärte er, als sie versuchten, sich mit der hinderlichen Schutzbekleidung zu bewegen. Auf sein Zeichen hin nahmen seine Söhne mit Zangen die Abdeckung von dem Kohlebecken, und Cavallo zog die gelb glühende Klinge mit Schwung aus dem Feuer. Die römischen Schmiede rückten näher, weil sie wussten, dass er ihnen jetzt einen neuen und sehr wichtigen Arbeitsschritt zeigen würde. Renius musste vor der plötzlichen Hitzewelle aus dem Kohlebecken einen Schritt zurücktreten und reckte den Hals, um zu beobachten, was vor sich ging.
In der weißen Glut des Kohlebeckens hämmerte Cavallo jetzt weiter auf die Klinge ein. Funken und kleine Glutstücke zischten rings um ihn auf. Eines landete in seinem Haar, und er klopfte es mit einer beiläufigen Handbewegung aus. Wieder und wieder wendete er die Klinge, und sein Hammer wanderte daran auf und ab, jedoch ohne die Wucht der ersten Schläge. Das gleichmäßige Klingen hörte sich beinahe sanft an, doch sie alle sahen, dass die Holzkohle das Metall noch dunkel überkrustete.
»Hier muss man jetzt schnell sein. Es darf nicht zu sehr abkühlen, bevor man es härtet. Achtet auf die Farbe … jetzt!«
Cavallos Stimme war leiser geworden. In seinen Augen glomm die Liebe zu dem Metall. Als das leuchtende Rot dunkler wurde, hob er die Zange und tauchte das Schwert in einen bereitstehenden Eimer mit Wasser. Zischend breitete sich eine dicke Dampfwolke in der kleinen Werkstatt aus.
»Und dann sofort wieder erhitzen. Das ist jetzt das wichtigste Stadium. Wenn man jetzt die Farbe falsch einschätzt, wird das Schwert nachher spröde und nutzlos. Ihr müsst euch die Farbschattierung genau merken, oder alles, was ich euch beigebracht habe, war umsonst. Für mich sieht die Farbe aus wie Blut, das schon einen Tag alt ist. Aber ihr müsst eure eigene Gedächtnisstütze finden, um die Farbe genau im Kopf zu behalten.«
Auch das zweite Schwert im Feuer war nun so weit, dass er die Prozedur im Kohlebecken wiederholen konnte. Wieder schleuderten seine Schläge Glutstücke hoch in die Luft, und spätestens jetzt war jedem klar, wozu man die ledernen Schürzen tragen musste.
Ein Römer stöhnte gequält auf, als ihm ein Glutstückchen auf den Arm fiel und er es nicht schnell genug wegschnippen konnte.
Die Schwerter wurden noch viermal erhitzt und zurück ins Kohlebecken gelegt, bevor Cavallo schließlich zufrieden nickte. Alle Anwesenden waren schweißgebadet und wegen des feuchten, heißen Dampfes in der Werkstatt so gut wie blind. Nur die Klingen durchschnitten den Nebel, und die heiße Luft, die sie abstrahlten, zog eine deutliche Spur hinter ihnen her.
Draußen spielte die aufgehende Sonne bereits auf den Bergspitzen, doch die Männer konnten das Morgenlicht gar nicht sehen. Sie hatten viel zu lange ins Schmiedefeuer gestarrt, so dass sie jetzt überall nur Dunkelheit sahen, egal wo sie auch hinschauten.
Cavallos Söhne deckten das Kohlebecken wieder ab und rückten es zurück an die Wand. Während die Römer tief durchatmeten und sich den Schweiß aus den Augen wischten, deckte Cavallo auch sein Schmiedefeuer ab und nahm die Blasebälge von den Luftlöchern. Säuberlich hängte er sie an Haken auf, bereit für den nächsten Einsatz. Die Hitze war noch immer erdrückend, doch als er sich zu ihnen umdrehte, sah er zufrieden, dass die Männer endlich eine Vorstellung davon bekommen hatten, wohin das alles führen sollte. In jeder Hand hielt er eine schwarze Klinge.
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