Imperator 03 - Das Feld der Schwerter
musste. Manches davon würde sie zwar in Rom bestellen und per Schiff anliefern lassen müssen, doch ein kurzer Besuch bei den ortsansässigen Näherinnen führte auch hier zu einer Reihe guter Geschäfte und Ersparnisse.
Als das Haus auf ihren Namen überschrieben war, bezahlte sie einen zurücksegelnden Kaufmann, damit er für sie eine Liste benötigter Dinge nach Rom mitnahm. Sie brauchte hier in Valencia mindestens noch vier weitere Frauen, deren Eigenschaften Servilia sehr sorgfältig beschrieb, denn es war wichtig, von Anfang an einen Ruf für gute Qualität zu haben.
Nach drei Tagen schon blieb ihr nichts mehr zu tun, als dem Haus einen Namen zu geben, obwohl sich das als schwieriger herausstellte, als sie angenommen hatte. Es gab zwar keine entsprechenden Gesetzesverordnungen, aber Servilia wusste instinktiv, dass es etwas Diskretes und doch Verheißungsvolles sein musste. So etwas wie »Zum Rammler« war einfach unmöglich.
Schließlich überraschte sie Angelina mit einem guten Vorschlag. »Die Goldene Hand« klang viel versprechend genug, ohne plump zu sein, und Servilia fragte sich, ob die leichte Röte in Angelinas Gesicht etwas mit dieser Idee zu tun hatte. Als sie dem Namen zustimmte, sprang Angelina vor Freude auf und küsste sie auf beide Wangen. Wenn man ihr ihren Willen ließ, konnte das Mädchen wirklich sehr liebenswert sein, daran gab es keinen Zweifel.
Am dritten Morgen, nachdem sie in die Stadt gezogen war, sah Servilia zu, wie ein dezent gemaltes Schild auf die eisernen Haken gehoben wurde, und nahm lächelnd zur Kenntnis, dass ein paar Soldaten der Zehnten bei dem Anblick in Jubelrufe ausbrachen. Sie würden die Nachricht von der Eröffnung des Hauses in rasender Eile verbreiten, und der erste Abend würde wohl sehr betriebsam werden. Danach war die Zukunft so gut wie gesichert. Servilia rechnete fest damit, die Leitung des Hauses schon nach ein paar Monaten an jemand anderen abgeben zu können. Der Gedanke, in jeder größeren spanischen Stadt ein solches Haus zu eröffnen, war durchaus verlockend. Häuser mit den schönsten Mädchen aus Rom und der entsprechenden Lebensart. Ein Markt dafür war ganz gewiss vorhanden, und das Geld würde nur so in ihre Truhen strömen.
Servilia drehte sich zu den Wachen um, die ihr Sohn ihr geschickt hatte, und lächelte sie an.
»Ich hoffe, ihr bekommt Passierscheine für heute Abend«, sagte sie leichthin.
Die Männer blickten sich an, schlagartig war ihnen klar geworden, dass die Hafenwache ab jetzt einen Trumpf im Ärmel hatte.
»Vielleicht könnte dein Sohn ja ein gutes Wort für uns einlegen, Herrin«, erwiderte der Offizier.
Servilia runzelte unwillkürlich die Stirn. Obwohl sie nie offen darüber gesprochen hatten, nahm sie doch stark an, dass Brutus sich bei ihren Geschäften nicht ganz wohl fühlte. Aus diesem Grunde fragte sie sich auch, ob Julius überhaupt von dem neuen Haus wusste – und was er wohl davon hielt. Da er gerade im Süden bei seinen Minen war, hatte er wohl noch nichts davon gehört, doch sie konnte sich ohnehin nicht vorstellen, was er dagegen hätte einwenden können.
Unbewusst strich sich Servilia bei dem Gedanken an ihn über den Hals. Heute wurde er von den Minen zurückerwartet. Womöglich speiste er gerade in der Kaserne. Wenn sie sich sofort auf den Weg machte, konnte sie die Festung noch erreichen, bevor der Tag ganz zu Ende war.
»Gut möglich, dass ich eine ständige Wache vor dem Haus brauche«, sagte sie laut, weil ihr der Gedanke gerade durch den Kopf ging. »Wenn ihr möchtet, kann ich den General ja fragen, ob ihr auf Dauer hierher abgestellt werdet«, sagte sie zu dem Offizier. »Immerhin bin ich ja eine Bürgerin Roms.«
Die Wachen sahen einander zunächst ratlos an. Die Vorstellung war sicherlich schön, doch allein der Gedanke, Cäsar könne ihre Namen als die der Wachen vor einem Bordell hören, war genug, um die Begeisterung eines jeden sofort zu dämpfen. Zögernd schüttelten sie die Köpfe.
»Ich glaube, dafür nimmt er lieber Spanier«, sagte der Offizier schließlich.
Servilia nahm einem Soldaten der Zehnten die Zügel ihres Pferdes aus der Hand und schwang sich in den Sattel. Die Beinlinge, die sie trug, hingen ein wenig locker an ihr herunter, aber ein Rock oder eine Stola wären wohl kaum angemessen gewesen.
»Aufsitzen, Männer! Ich frage ihn einfach, dann werden wir es ja sehen«, sagte sie, wendete ihr Pferd und galoppierte los. Die Hufe klapperten laut auf der Straße, und bei dem
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