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Imperator 03 - Das Feld der Schwerter

Imperator 03 - Das Feld der Schwerter

Titel: Imperator 03 - Das Feld der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
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Sonnenlicht am besten aus, Servilia hingegen war am Abend oder im Mondlicht am schönsten. Ihr Gesicht hatte nichts mehr von der scharfen Härte, die er damals darin gesehen hatte. Die ätzende Verachtung, die sie ihm damals, als er bei ihrer letzten Begegnung in ihr Haus marschiert war, entgegengebracht hatte, stand noch immer vor seinem geistigen Auge. Es war ihm ein Rätsel, wie er derart offenkundigen Hass hatte hervorrufen können und sie jetzt trotzdem in seinem Bett lag und sich rekelte wie eine träumende Katze. Vielleicht hätte er sich nach dieser ersten Umarmung im Feuerschein zurückhalten können, aber ihre Augen waren von einem so eigenartigen Kummer erfüllt gewesen, und er hatte noch nie den Tränen einer schönen Frau widerstehen können. Sie rührten ihn, wie es kein Lächeln und keine Koketterie je vermochten.
    Er gähnte leise. Sein Kiefergelenk knackte. Könnte das Leben doch nur so einfach sein, wie er es sich wünschte! Wenn er sich einfach anziehen und gehen könnte, mit einem letzten Blick auf ihre schlafende Gestalt, dann nähme er eine perfekte Erinnerung an die Frau, die er schon so lange liebte, mit sich. Es würde genügen, um zumindest einen Teil des Schmerzes, den sie ihm zugefügt hatte, auszulöschen. Er sah sie im Schlaf lächeln, und unwillkürlich entspannten sich auch seine Züge. Er fragte sich, ob sie von ihm träumte und dachte an die ungemein erotischen Bilder, die während der ersten Monate in Gallien seine Träume heimgesucht hatten. Er beugte sich näher an ihr Ohr und hauchte seinen Namen hinein, wieder und immer wieder, und musste dabei grinsen. Vielleicht konnte er sie dazu bringen, von ihm zu träumen.
    Er erstarrte, als sie eine Hand hob, um sich das Ohr zu reiben, ohne zu erwachen. Die Bewegung ließ das weiche Leinentuch verrutschen und entblößte ihre linke Brust; Julius fand das Bild rührend und erregend zugleich. Obwohl das Alter nicht spurlos an ihr vorüber gegangen war, war ihre Brust blass und vollkommen. Julius sah fasziniert zu, wie die entblößte Brustwarze steifer und dunkler wurde, und er überlegte kurz, ob er Servilia wecken sollte, indem er seine warmen Lippen darum legte.
    Er ließ sich zurücksinken und seufzte. Wenn sie erwachte, würde die ganze Welt wieder auf sie einstürzen. Obwohl Crassus ein Geheimnis für sich behalten konnte, musste Brutus davon in Kenntnis gesetzt werden, dass seine Mutter hier im Norden war. Julius’ Miene verfinsterte sich, als er daran dachte, wie sein Freund reagieren würde, wenn er erfuhr, dass Servilia wieder sein Bett teilte. Er hatte Brutus’ Erleichterung sehr wohl bemerkt, als diese Beziehung mit der doppelten Ohrfeige in Rom ein Ende gefunden hatte. Dass sie jetzt wieder aufflammte, könnte ihm womöglich sehr zu schaffen machen. Nachdenklich verschränkte Julius die Hände hinter dem Kopf.
    Vor dem Frühling konnten sie nicht nach Gallien zurück; das war ihm von Anfang an klar gewesen. Sobald die Alpen unpassierbar waren, konnte kein Lebewesen mehr auf die andere Seite. Kurzzeitig hatte Julius daran gedacht, nach Rom zu gehen, die Idee aber wieder verworfen. Wenn er nicht sicher sein konnte, die Reise unerkannt machen zu können, stellte er mit nur einer Zenturie als Schutz eine viel zu große Versuchung für seine Feinde dar. Rom war ebenso unerreichbar wie die Gebiete jenseits der Alpen, und Julius kämpfte bei dem Gedanken, mehrere Monate in den tristen Straßen von Ariminum verbringen zu müssen, ein beklemmendes Gefühl nieder.
    Wenigstens kamen seine Briefe nach Rom durch, dachte er. Außerdem konnte er die Schiffswerften aufsuchen und die Arbeiten an der Flotte, die er in Auftrag gegeben hatte, überwachen. Es war wohl eine eitle Hoffnung zu erwarten, dass sie die Schiffe herausgaben, bevor er mehr als die bereits geleisteten Zahlungen tätigte, ganz egal, was er ihnen auch versprach. Ohne sie würden sich seine Pläne, das Meer zu überqueren, jedoch verzögern, vielleicht sogar um ein volles weiteres Jahr.
    Er seufzte. In Gallien würde es immer irgendeine Schlacht zu schlagen geben. Selbst wenn ein Stamm seinen Tribut für zwei Sommer gezahlt hatte, war es möglich, dass er im dritten seine Fahnen wieder in den harten Boden rammte und den Römern den Krieg erklärte. Wenn er sie nicht mit Stumpf und Stiel ausrotten wollte, musste Julius notgedrungen der Tatsache ins Auge sehen, dass derartige Aufstände während seiner gesamten Zeit in Gallien immer wieder aufflammen könnten. Die Gallier waren

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