Imperator 03 - Das Feld der Schwerter
ein zähes Volk, das sich nicht so einfach niederhalten ließ.
Seine Augen wurden kalt, als er über die Stämme nachdachte. Sie waren so ganz anders als die Männer und Frauen, die er als Junge in Rom gekannt hatte. Sie sangen und lachten viel öfter, trotz ihres kurzen, entbehrungsreichen Lebens. Julius erinnerte sich, wie verwundert er gewesen war, als er zum ersten Mal zusammen mit Mhorbaine der uralten Mär eines Geschichtenerzählers gelauscht hatte. Vielleicht war einiges bei Adàns Übersetzung verloren gegangen, doch Julius hatte in den Augen altgedienter Krieger echte Tränen gesehen, und am Ende der Geschichte hatte Mhorbaine geweint wie ein Kind, ohne sich im Mindesten zu schämen.
»Woran denkst du?«, fragte Servilia. »Du siehst so grausam aus, wie du da sitzt.«
Julius suchte den Blick ihrer dunklen Augen und zwang sich zu einem Lächeln.
»Ich habe gerade an die Lieder der Gallier gedacht.«
Sie verzog schmollend den Mund und setzte sich neben ihm auf, das Kissen im Rücken. Das Feuer war längst erloschen, und mit einem Frösteln zog sie die Decken über ihre Schultern, bildete ein Nest aus Stoff, aus dem sie ihn ansah.
»Ich lege dreihundert Meilen zurück und stürze mich in eine Nacht wilder Vergnügungen mit dir, und du denkst immer noch an irgendwelche ungewaschenen Wilden? Du erstaunst mich.«
Er lachte leise, legte einen Arm um sie und zog das ganze Bündel an seine Brust.
»Es ist mir egal, weshalb du gekommen bist. Ich bin nur froh, dass du es getan hast«, sagte er.
Das schien ihr zu gefallen. Sie legte den Kopf nach hinten und wollte geküsst werden. Julius drehte den Kopf halb zur Seite, um ihrem Wunsch nachzukommen, und der Duft ihres Parfums beschwor sofort die Leidenschaft und die Unschuld der Vergangenheit wieder herauf. Es war fast zu schmerzlich.
»Ich habe dich vermisst«, sagte sie. »Sehr sogar. Ich wollte dich wiedersehen.«
Julius sah sie an und rang mit seinen Gefühlen. Einerseits wollte er wütend auf sie sein. Sie hatte ihm so viel Kummer bereitet, dass er sie lange gehasst hatte, zumindest hatte er sich das eingeredet. Trotzdem hatte er in der vergangenen Nacht nach jenem ersten Augenblick nicht gezögert. Alle seine innerlichen Einwände und Wunden waren wie weggewischt, und er kam sich wieder so verwundbar vor wie jeder andere junge Tölpel.
»Dann bin ich für dich also lediglich ein nächtlicher Zeitvertreib?«, fragte er. »Du schienst keinerlei Zweifel zu haben, als ich dein Haus in Rom verlassen habe.«
»Ich hatte Zweifel, selbst damals. Hätte ich dich nicht weggeschickt, wärst du es schon bald leid gewesen, eine alte Frau in deinem Bett zu haben. Unterbrich mich nicht, Julius. Wenn ich es nicht ausspreche, bin ich vielleicht nicht in der Lage …«
Er wartete, während sie in die Dunkelheit starrte. Eine ihrer Hände verkrampfte sich langsam in der dicken Decke, die sie beide einhüllte.
»Wenn du einen Sohn möchtest, Julius, so kann ich dir keinen geben. Nicht mehr.«
Julius zögerte, bevor er antwortete. »Bist du sicher?«
Sie hob den Blick und seufzte. »Selbstverständlich bin ich sicher. Ich war mir schon sicher, als du Rom verlassen hast. Vielleicht denkst du ja bereits an Kinder, die deinen Namen weiterführen sollen. Du wirst dir ein junges Mädchen mit breiten Hüften suchen, die sie dir schenkt, und mich wirst du wegwerfen.«
»Ich habe meine Tochter«, rief er ihr in Erinnerung.
»Einen Sohn, Julius! Möchtest du keine Söhne haben, die in deine Fußstapfen treten? Wie oft habe ich dich von deinem eigenen Vater reden hören? Du wärst niemals mit einer Tochter zufrieden, die nicht einmal den Fuß in den Senat setzen darf. Eine Tochter, die keine Legionen für dich anführen kann.«
»Deshalb hast du mich verlassen?«, fragte er. Endlich begriff er. »Ich kann in jeder Familie Roms eine Ehefrau finden, die meine Linie weiterführt. Dadurch würde sich zwischen uns nichts ändern.«
Servilia schüttelte müde den Kopf. »Doch, Julius. Unausweichlich. Du würdest mich für jede Stunde, die wir zusammen verbringen, schuldbewusst ansehen. Das könnte ich nicht ertragen.«
»Warum bist du dann hergekommen?«, wollte er mit jähem Zorn wissen. »Was hat sich für dich geändert, dass du zu mir gekommen bist und alles wieder auf den Kopf gestellt hast?«
»Nichts hat sich verändert. Es gibt Tage, an denen ich kein einziges Mal an dich denke, und dann gibt es wieder andere, an denen du mir nicht aus dem Kopf gehst. Als mir Crassus
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