Imperator 03 - Das Feld der Schwerter
ihr, dass die Kapitäne ein Stück weiter unten an der Küste eine Bucht gefunden haben?«, fragte Julius laut. Er seufzte. »Hätte ich früher davon gewusst, hätten die Stürme, die so viele meiner Schiffe zerschmettert haben, vergeblich getobt. Von Klippen und tiefem Wasser geschützt, mit einem sanft abfallenden Strand für die Boote. Zumindest wissen wir jetzt für die Zukunft Bescheid, nachdem wir sie jetzt endlich gefunden haben.« Er fuhr sich mit den Fingern durch das nasse Haar.
»Das nennen sie Sommer? Ich schwöre, ich habe die Sonne schon seit einem Monat nicht mehr gesehen.«
»Da kriegt man Heimweh nach Rom«, antwortete Brutus langsam. »Stell dir nur die Olivenbäume in der Sonne vor, und die Tempel auf dem Forum. Ich kann nicht fassen, wie weit wir von alledem inzwischen entfernt sind.«
»Pompeius wird alles wieder aufbauen«, sagte Julius, und sein Blick wurde härter. »Das Senatsgebäude, in dem ich mit Marius gestanden habe, ist nicht mehr als eine Erinnerung. Wenn wir Rom wiedersehen, Brutus, wird es nicht mehr dieselbe Stadt sein.«
Sie saßen schweigend da, ein jeder dachte über die Wahrhaftigkeit dieser Worte nach. Julius hatte seine Stadt seit Jahren nicht mehr gesehen, aber irgendwie hatte er immer erwartet, dass sie bei seiner Rückkehr unverändert sein würde, als würde das restliche Leben die ganze Zeit über wie unter Glas darauf warten, bis er es wieder in Bewegung setzte. Es war der Traum eines Kindes.
»Dann wirst du also wieder zurückkehren?«, fragte Brutus. »Ich dachte schon, du willst, dass wir hier draußen alle alt werden.« Renius lächelte und schwieg.
»Ja, das werde ich, Brutus«, sagte Julius. »Ich habe getan, weswegen ich hergekommen bin, und eine Legion dürfte ausreichen, um die Britannier in Schach zu halten. Wenn ich ein alter Mann bin und Gallien so friedlich ist wie Spanien, dann komme ich vielleicht noch einmal hierher und trage den Krieg weiter nach Norden.«
Er schauderte plötzlich und redete sich ein, dass die Kälte schuld daran war. Es war so eigenartig friedlich, den Galeerenbesatzungen dort unten bei der Arbeit zuzusehen, während sie hoch über ihnen saßen. Die Berge rings um den Tamesis waren eher sanfte Hügel, und ohne den ständigen Nieselregen hätten sie eine ferne Welt des Streits und des Haderns sein können, die den Männern auf dem Hügel nichts anhaben konnte. Es war so einfach zu träumen.
»Manchmal will ich, dass das alles aufhört, Brutus«, sagte Julius. »Ich vermisse deine Mutter. Ich vermisse auch meine Tochter. Solange ich mich erinnern kann, bin ich im Krieg gewesen, und der Gedanke, auf mein Gut zurückzukehren, mich um die Bienenkörbe zu kümmern und einfach nur in der Sonne zu sitzen, ist eine schreckliche Versuchung.«
Renius lachte leise. »Eine Versuchung, der du Jahr für Jahr erfolgreich widerstehst.«
Julius warf dem einarmigen Gladiator einen strengen Blick zu. »Ich bin in der Blüte meiner Jugend, Renius. Wenn ich sonst nichts anderes im Leben erreiche, dann soll Gallien meine Hinterlassenschaft auf dieser Welt sein.«
Während er sprach, wanderte eine Hand unbewusst zum Kopf und betastete den zurückweichenden Haaransatz. Der Krieg lässt einen Mann um mehr als nur die vorüberziehenden Jahre altern, dachte er. Während er früher das Gefühl gehabt hatte, niemals alt zu werden, schmerzten heute seine Glieder manchmal bei Feuchtigkeit, und die morgendliche Steifheit brauchte von Jahr zu Jahr länger, bis sie vertrieben war. Er sah, dass Brutus die Geste bemerkt hatte, und runzelte die Stirn.
»Es war mir eine Ehre, unter euch beiden zu dienen«, sagte Renius plötzlich. »Hab ich euch das jemals gesagt? Ich hätte niemals irgendwo anders sein wollen als bei euch.«
Die beiden jüngeren Männer betrachteten die von Narben bedeckte Gestalt, die ein wenig vornübergebeugt auf ihrem Mantel saß.
»Du wirst im Alter noch sentimental«, sagte Brutus lächelnd. »Du musst unbedingt wieder einmal die Sonne im Gesicht spüren.«
»Kann gut sein«, sagte Renius und fuhr mit den Fingern an einem Grashalm entlang. »Ich habe mein ganzes Leben lang für Rom gekämpft, und die Stadt steht immer noch. Ich habe meinen Beitrag geleistet.«
»Möchtest du nach Hause?«, erkundigte sich Julius. »Wenn du willst, kannst du sofort zu den Galeeren hinuntergehen und dich zurückbringen lassen, mein Freund. Ich werde es dir nicht verwehren.«
Renius blickte auf die geschäftigen Männer hinab, und seine Augen füllten
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